Predigt des Bischofs von Münster zum Thema Leid

Genn an Karfreitag: Es gibt Wirklichkeiten, die herzzerreißend sind

  • Bischof Genn machte in seiner Karfreitagspredigt das Leid und das echte Mitleiden zum Thema.
  • Er ging in seiner Predigt darauf ein, dass die Trauer zerreißend sein kann.
  • In der Trauer anderer solle man mitleiden und Leid übernehmen, so der Bischof von Münster.

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Das Leid und das echte Mitleiden hat Münsters Bischof Felix Genn am Karfreitag in den Mittelpunkt gestellt. Er predigte darüber während der Liturgie vom Leiden und Sterben Christi im Dom in Münster, wie die Bischöfliche Pressestelle berichtet.

Der Bischof ging dabei vom auch in der Bibel geschilderten Brauch des Zerreißens der eigenen Kleider als Zeichen der Trauer und des Entsetzens aus. Den Brauch kenne man in der modernen deutschen Gesellschaft zwar kaum, wohl aber das Wort „herzzerreißend“. Genn stellte fest: „Es gibt Wirklichkeiten, die so tief ins Herz gehen, dass das Bild vom Zerrissen-Werden mehr als angebracht ist.“

Mitleiden vertreibt die Ohnmacht

„Es geht um das eigene Herz. Es geht aber auch um das Mitleiden“, sagte er weiter. Damit sei nicht gemeint, von oben herab zuzuschauen und zu jammern, sondern teilzunehmen an der Last des anderen und dessen Leid zu übernehmen. „Das Mitleiden ist die Antwort, die die Ohnmacht vertreibt, durch Gemeinschaft mit den Leidenden, durch Liebe, durch Tränen“, sagte Genn, „es ist eine schwere Antwort. Es ist die Antwort, um die Jesus uns bittet.“

An Karfreitag gedächten Christen des Sterbens Jesu und seines inneren und äußeren Leidens. Gottes Herz selbst sei zerrissen „angesichts dessen, was sein innerstes Anliegen und seine tiefste Passion und Leidenschaft für den Menschen gewesen ist und was daraus als Antwort entstand.“ Der Karfreitag sei zu Recht ein stiller Tag. Er ermögliche allen, innerlich wahrzunehmen, was in den damaligen Ereignissen rund um Jesu Kreuzigung „für die Menschheit und für jeden Einzelnen von uns sich ereignet hat.“ Das stehe „im Zentrum des christlichen Glaubens“, betonte Bischof Felix Genn.

Stilles Zeichen der Verehrung

Deshalb werde in der Karfreitagsliturgie das Kreuz verehrt. „Krasser und realistischer lässt sich der christliche Glaube nicht zusammenfassen“, sagte Genn, „deshalb verschlägt es zu Recht die Sprache, wir lassen die Melodien sprechen, wir gehen am Kreuz vorbei und machen still ein Zeichen der Verehrung.“

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