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Auch im Bistum Münster ist das Heilige Jahr eröffnet worden. Bischof Felix Genn schlug dabei auch selbstkritische Töne in Bezug auf die Kirche an.
Mit einem feierlichen Gottesdienst hat Münsters Bischof Felix Genn heute das Heilige Jahr 2025 im Bistum eröffnet. Im St.-Paulus-Dom erklärte er, die Öffnung der Türen an den römischen Basiliken durch den Papst zum Beginn eines Heiligen Jahres mahne dazu, den menschgewordenen Gott und seine Botschaft allen Menschen zuteil werden zu lassen: „Er ist nicht nur für eine kleine Gruppe von besonders Frommen bestimmt und auch nicht zu einem einzigen Volk gehörig, sondern der Retter und Heiland aller Menschen.“
Niemand dürfe ausgeschlossen werden. Selbstkritisch sagte Genn, vielleicht habe die Kirche das manchmal vergessen. „Zumindest hat sie für viele Menschen den Eindruck erweckt, als seien für sie und ihre Lebensformen die Tore verschlossen“, so der Bischof. Das bedeute nicht „eine Beliebigkeit, nach der jeder tun und lassen kann, was er will, sondern eine Einladung, dass jeder Mensch, wie auch immer er sich fühlt, in der Menschwerdung Jesu Christ angesprochen und gemeint ist. Jeder ist eingeladen, mit Gott in Beziehung zu treten“, so Genn.
Genn beklagt "Cliquen in Gemeinden"
Die Frage, ob die Tore offen sind, sei gleichwohl nicht nur eine Frage, wie die Kirche sich zu wiederverheiratet Geschiedenen, homosexuellen Menschen, queeren Personen verhalte, sondern auch eine Anfrage an jede christliche Gemeinde. Bei einem kritischen Blick dorthin erlebe er „auch Menschen, die auf Zirkel und Cliquen stoßen, die in sich verschlossen sind und nicht bereit, andere aufzunehmen".
Wenn etwa neu Zugezogene und Fremde in den Gemeinden keinen Ort fänden, "aber daran interessiert sind, in der Kirche eine Heimat zu finden, machen sie sich auf den Weg, bis sie ,ihre‘ Gemeinde gefunden haben“, sagte der Bischof.
Genn zum “fremdgewordenen Ablass”
Genn ging auch auf die “fremdgewordene Wirklichkeit des Ablasses ein, mit dem wir uns schwertun, weil er durch viele Fehlentwicklungen beschädigt wurde”. Im Heiligen Jahr wird unter bestimmten Bedingungen ein solcher Ablass gewährt. Gemeint sei “aber nicht einfach ein billiger Nachlass von Sünden und Schuld”, so der Bischof, sondern ein Gebet, um "die Folgen unserer Schuld, die jeder verursacht hat, abbauen zu können“.
Gerade der Missbrauchsskandal habe ihm gezeigt, wie viele Wunden bleiben, obwohl vielleicht die Täter ihre Taten gebeichtet haben und Vergebung erlangt hätten. „Wir merken und wissen: Damit ist nicht alles einfach wieder gut. Wunden bleiben, manchmal lebenslang. Die Folgen, die Spuren, die diese Taten hinterlassen haben in den Herzen der betroffenen und verwundeten Menschen, sind nicht einfach mit einem Akt der Lossprechung aus der Welt“, betonte der Bischof.