Stellungnahme im Wortlaut: „Wir werden uns dieser Verantwortung stellen“

Genn: Nach Anti-Missbrauchsgipfel sind Bischöfe vor Ort gefragt

Bischof Felix Genn sieht nach dem Anti-Missbrauchsgipfel im Vatikan die Bischöfe vor Ort in der Pflicht, konkrete Maßnahmen zu ergreifen. Die Machstrukturen sollten so neu geordnet werden, „dass sexueller Missbrauch im System Kirche keinen Raum mehr hat“.

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Münsters Bischof Felix Genn sieht nach dem Anti-Missbrauchsgipfel im Vatikan die Bischöfe vor Ort in der Pflicht, konkrete Maßnahmen zu ergreifen. So sagt er auf Anfrage von „Kirche-und-Leben.de“, die Machtstrukturen in der Kirche sollten so neu geordnet werden, „dass sexueller Missbrauch künftig im System Kirche keinen Raum mehr hat“. Wir dokumentieren die Stellungnahme des Bischofs.

Die Erwartungen an den Kinderschutz-Gipfel waren sehr hoch und konnten nicht alle erfüllt werden. Ich bin dankbar, dass es möglich war, in aller Offenheit über das Verbrechen sexuellen Missbrauchs zu sprechen und vor allem auch, zuzuhören, wie sexueller Missbrauch das Leben von Menschen zerstört.

Nach dem, was ich vom Gipfel gehört habe, stand dabei immer die Perspektive der Opfer im Mittelpunkt und zwar in doppelter Hinsicht: Wie können wir im Interesse der Opfer die Vergangenheit gut aufarbeiten und welche Maßnahmen sind notwendig, um sexuellen Missbrauch in Zukunft möglichst zu verhindern. Hierbei wurde auch die Frage des Missbrauchs von Macht sehr deutlich angesprochen.

 

Konkrete Maßnahmen werden kommen

 

Ich habe Verständnis dafür, dass insbesondere Opfer sich von dem Gipfel noch mehr und konkretere Maßnahmen erhofft haben. Manche auch kircheninterne Kritik wird allerdings aus meiner Sicht dem Gipfel und Papst Franziskus nicht gerecht: Papst Franziskus ging es vor allem darum, den Bischöfen aus allen Ländern eindringlich deutlich zu machen, dass es in der Kirche eine Haltung der Nulltoleranz gegenüber dem Verbrechen sexuellen Missbrauchs und gegenüber der Vertuschung durch kirchliche Verantwortungsträger gibt. Das mag für uns banal und selbstverständlich klingen. Wir wissen aber leider, dass es das ist nicht ist.

Es braucht diese Haltung, um hiervon ausgehend ins Handeln kommen zu können. Und dieses Handeln, konkrete Maßnahmen – die jetzt immer angemahnt werden – werden kommen und werden kommen müssen. Auch das hat der Vatikan am Sonntag bereits angekündigt. So soll es einen Papst-Erlass „zum Schutz von Minderjährigen und schutzbefohlenen Personen“, Gesetze gegen sexuellen Missbrauch sowie Leitlinien für ein Vorgehen bei Fällen sexuellen Missbrauch geben.

 

Wir werden uns dieser Verantwortung stellen

 

Und natürlich liegt die Verantwortung für konkrete Maßnahmen nicht nur in Rom, sondern – wie es Kardinal Marx gestern schon gesagt hat – auch bei uns selbst. Wir werden uns dieser Verantwortung stellen. Soweit uns das möglich ist, werden wir dafür Sorge tragen, dass neben den zahlreichen Maßnahmen, die wir etwa in der Präventionsarbeit, in der Priesterausbildung oder hinsichtlich der unbedingten Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft bereits ergriffen haben, vor allem die Machstrukturen in der Kirche so neu geordnet werden, dass sexueller Missbrauch künftig im System Kirche keinen Raum mehr hat.

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