Bischof tritt bei Großer Prozession für Flüchtlinge ein

Genn: Rettung aus Seenot ist eine rechtliche Pflicht

Bischof Felix Genn hat am Sonntag bei der Großen Prozession in der Innenstadt von Münster an die Pflicht zur Seenotrettung erinnert. Außerdem befürwortete der Bischof ein Werbeverbot für Abtreibungen.

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Bischof Felix Genn aus Münster hat daran erinnert, dass die Pflicht zur Rettung von Menschen in Seenot im Völkerrecht verankert ist. In seiner Predigt anlässlich der  „Großen Prozession“ in Münster sagte Genn am Sonntag, so lange Menschen aus ihren Heimatländern fliehen würden, weil sie dort keine Sicherheit und Zukunft fänden, „können wir nicht von Frieden sprechen“. Das gelte auch, solange Menschen von Schlepperbanden ausgenutzt würden.

Genn führte aus: „So lange Menschen auf überfüllten Schiffen im Mittelmeer eine Aufnahme in einzelne Länder suchen, aber abgewiesen werden und so einer ungewissen Zukunft entgegensehen, ja vielleicht sogar sterben müssen, können wir nicht von Frieden sprechen.“ Bei allem Bemühen, den Flüchtlingsstrom in gute Bahnen zu lenken, seinen Christen herausgefordert, die Auseinandersetzungen um die Asylpolitik „nicht zu Spaltungen und zu Zerrissenheit führen zu lassen“.

Bischof Felix Genn predigte bei der Großen Prozession in Münster. | Foto: Michael Bönte
Bischof Felix Genn predigte bei der Großen Prozession in Münster. | Foto: Michael Bönte

Vielmehr gelte es, dem Bibelwort aus dem Matthäus-Evangelium zu folgen, in dem es heißt: „Ich war fremd, und ihr habt mich aufgenommen.“ Christen blieben diesem Wort verpflichtet. Das bedeutete, zu einer großen Sensibilität bis in die Sprache hinein dazu beizutragen, „dass wir auch in jedem Migranten, in jedem Flüchtling, dem Herrn begegnen können, weil Er sich mit ihnen identifiziert“, sagte Genn.

 

Für ein Werbeverbot beim Strafrechtsparagrafen 219

 

Der Bischof äußerte sich auch zur Diskussion um den Strafrechtsparagrafen 219, in dem es um das Verbot der Werbung für Abtreibungen geht. Genn sagte, er sei dankbar, dass sich das Diözesankomitee der Katholiken im Bistum für dieses Werbeverbot ausgesprochen habe. „Das Ringen um die schwächsten Glieder unserer Gesellschaft, nämlich die ungeborenen Kinder wie auch die unheilbar Kranken offenbaren mir, dass es auch hier um den Frieden geht.“ Gefragt sei eine „Kultur des Lebens und die Zivilisation der Liebe“ und nicht eine Kultur des Todes.

Die vielen Ehe-, Familien- und Lebensberatungsstellen im Bistum könnten allen Frauen und Familien Türen öffnen, mit ihren bisweilen sehr schwierigen Situationen umzugehen. Auch wenn eine Frau freiwillig oder unter Druck zu der Entscheidung gefunden habe, ihr Kind abzutreiben, „helfen wir weiterhin, mit dieser Entscheidung leben zu können“, sagte Genn. „Wir können Perspektiven des Lebens eröffnen.“

 

Dank für Mitwirkung am Katholikentag

 

Für die Vorbereitung und Durchführung des Katholikentages sprach Genn seinen Dank aus. Er richtete sich dabei an die Stadt Münster, die Gemeinden, Gruppen, die Hauptamtlichen und Helfer. Das Leitwort des Katholikentages, „Suche Frieden“ habe die Tage in Münster nicht nur theoretisch geprägt. Es sei Anlass zu Diskussionen und sachlichen Auseinandersetzungen gewesen und habe durch die gesamte Atmosphäre nachhaltige Gestalt gefunden.

Die Große Prozession geht auf das Jahr 1382 zurück. Damals starben in Münster über 8.000 Frauen und Männer an der Pest. Ein Brand verwüstete große Teile der Stadt. Es gab ein Gelöbnis, weshalb jedes Jahr am ersten Sonntag im Juli Gläubige zu einer Prozession durch das Stadtzentrum ziehen. Der Weg führt von der Marktkirche St. Lamberti durch die Innenstadt und über den Prinzipalmarkt zum Paulusdom. Mit dabei sind jeweils der Bischof und das Domkapitel.

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