Osterpredigten des Bischofs im Dom in Münster

Genn zu Ostern: Jesus wagt die Botschaft mit einer sündigen Kirche

  • Im Bewusstsein der Sünden der Kirche ruft Bischof Felix Genn aus Münster die Christen auf, mit Demut die Botschaft des österlichen Lebens zu bezeugen.
  • Er bezog sich in seinen Osterpredigten im Dom in Münster auch auf die Fälle sexualisierter Gewalt.
  • „Die Schatten, die der Missbrauch geworfen hat, werden immer bleiben“, sagte er.

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Im Bewusstsein der Sünden der Kirche ruft Bischof Felix Genn aus Münster die Christen auf, mit Demut die Botschaft des österlichen Lebens zu bezeugen. Er bezog sich in der Predigt im Festgottesdienst am Ostersonntag im Dom in Münster auch auf die Fälle sexualisierter Gewalt.

Jesus habe sich nach seiner Auferstehung nicht triumphierend allen Menschen gezeigt, sondern wenigen Frauen und Männern, sagte Genn: „Er setzt auf das Zeugnis von einigen Schwachen“, die ihn verleugnet hätten und „trotz aller Belehrung nicht richtig verstehen konnten“.

 

„Jesus will es mit uns wagen“

 

Dasselbe gelte heute. Jesus wolle es tatsächlich „mit uns wagen“, so der Bischof. Mit „dieser Kirche“, mit „diesen Repräsentanten, mit diesen schwachen Männern und Frauen, mit diesen Menschen, von denen alle ohne Ausnahme Sünder sind“.

Jesus wage es, mit einer solchen Gruppe „die lebensentscheidende Botschaft schlechthin zu verbreiten“, dass der Tod überwunden sei. Wer sich mit Jesus verbinde, „trägt in sich den Keim unsterblichen Lebens“, betonte Genn.

 

„Schatten des Missbrauchs werden bleiben“

 

Das gelte, obwohl Vertreter der Kirche Jesus selbst verletzt hätten „in den Leiden vieler Kinder und Jugendlicher“. Obwohl „die Verkünder“ das Zeugnis verdunkelt hätten. Mit Blick auf die jüngsten Wochen sprach der Bischof von „allen möglichen Verwicklungen, die Menschen dazu geführt haben, aus der Kirche auszutreten, weil es ihnen reicht“.

Auch in der Predigt in der Osternacht hatte Genn an Missbrauchstaten erinnert. Vielleicht sei Jesus im Tod „auch all den Schatten, die menschliches Leben geworfen hat“, begegnet. Diese Schatten gebe es auch in der Kirche: „Die Schatten, die der Missbrauch geworfen hat, werden immer bleiben, auch wenn wir noch so viel aufarbeiten, noch so viel tun“, um Verwundungen zu heilen.

 

Die Toten der Pandemie

 

Ohnehin sei die aktuelle Situation von „Schatten des Todes geprägt“, sagte der Bischof. Er erwähnte die Toten in Kriegen, die Opfer der Pandemie und „die Getöteten in Myanmar“. Die aktuelle Situation lasse Menschen verzweifeln, die „auch eine Botschaft von diesem Osterfest brauchen“.

Der christliche Glaube spare „keine Realität unseres Mensch-Seins aus, auch nicht das Tot-Sein“. Das gelte sogar für Jesus selbst, in dem doch Gott und damit die Liebe Mensch geworden sei.

 

„Vor dem Halleluja steht die Erschütterung“

 

Die Jüngerinnen und Jünger Jesu hätten nicht nur mit dessen Tod umgehen müssen, sondern auch mit der „leeren Stelle“ im Grab, was „noch erschreckender“ gewesen sein müsse, so Genn. Wer aber durch die Taufe mit Jesus und dem neuen Leben verbunden sei, der müsse sich zuvor von Tod, Grab und Leere erschüttern lassen. Sonst wirke das Oster-Halleluja wie „oberflächliches Gedudel“.