„Brückenheiliger“ soll deutlich fülliger ausgesehen haben

Gesicht des heiligen Johannes von Nepomuk rekonstruiert

Der beliebte Volksheilige Nepomuk ist als Statue im Nordwesten Deutschlands an vielen Brücken zu sehen. Nach neuesten Forschungen soll der  „Brückenheilige“ aber deutlich fülliger ausgesehen haben.

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Wissenschaftler des Mährischen Landesmuseums im tschechischen Brünn (Brno) haben das Gesicht des bekannten „Brückenheiligen“ Johannes von Nepomuk (um 1345-1393) rekonstruiert. Demnach muss das Bild des hageren, meist mit Bart und langen Haaren dargestellten Heiligen deutlich revidiert werden. Nepomuks Gesichtszüge dürften deutlich rundlicher gewesen sein, als er seit der Barockzeit auf Abertausenden Skulpturen in ganz Mitteleuropa zu sehen ist.

Da eine Öffnung des Hochgrabs des Heiligen im Prager Veitsdom nicht zugelassen wurde, gingen die Brünner Spezialisten bei ihrer Gesichtsrekonstruktion von Messungen aus, die der Schädelforscher Emanuel Vlcek im Jahr 1972 vorgenommen hat. Vlceks Daten sowie dessen zeichnerische und fotografische Dokumentation seien aber so detailliert und genau, dass sich das Ergebnis der jetzigen Untersuchung kaum von einer Autopsie unterscheide, ist die Anthropologin Eva Vanickova vom Zentrum für Kulturanthropologie des Mährischen Landesmuseums laut tschechischen Medienberichten überzeugt.

 

Nepomuk als Patron gegen „böse Zungen“ und Verleumdung

 

Auf Basis der Neurekonstruktionen hat der Bildhauer Ondrej Bilek eine Bronzebüste mit dem Gesicht des Heiligen gefertigt. Sie ist ab sofort im Johannes-Nepomuk-Museum in dessen unweit von Pilsen gelegenem Geburtsort Pomuk (Nepomuk) zu sehen.

Der historische Johannes Nepomuk wurde als Johannes Welflin oder Wolfflin um 1345 in Pomuk geboren. Er studierte Recht in Prag und Padua. 1380 wurde er zum Priester geweiht. Später wurde er Domherr und Generalvikar des Erzbischofs von Prag. 1393 wurde Nepomuk nach kirchenpolitischen Streitigkeiten auf Befehl des böhmischen Königs Wenzel IV. gefoltert, von der Prager Karlsbrücke gestürzt und in der Moldau ertränkt. Der Legende nach soll er trotz Folter das Beichtgeheimnis gewahrt haben.

1721 wurde Nepomuk von Papst Innozenz XIII. seliggesprochen. 1729 folgte die Heiligsprechung. Wegen seiner Todesumstände wird der Heilige Johannes von Nepomuk als Brückenheiliger, Patron gegen „böse Zungen“ und Verleumdung und Schutzheiliger der Verschwiegenheit verehrt.

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