KFD, KDFB und SKF fordern Umsetzung der Istanbul-Konvention

Gewalt gegen Frauen nimmt zu - Verbände besorgt über Hass im Netz

  • Hilfsorganisationen und Verbände zeigen sich besorgt über eine zunehmende Gewalt gegen Frauen in Partnerschaften.
  • 148.031 Personen wurden Opfer von Gewalt in einer bestehenden oder ehemaligen Partnerschaft, heißt es in einer BKA-Statistik.
  • Katholische Verbände forderten die Politik auf, die Istanbul-Konvention umzusetzen.

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Hilfsorganisationen und Verbände zeigen sich besorgt über eine zunehmende Gewalt gegen Frauen in Partnerschaften. Im vergangenen Jahr wurden in Deutschland laut einer am Dienstag in Berlin vorgestellten Statistik des Bundeskriminalamts (BKA) 148.031 Personen Opfer von Gewalt in einer bestehenden oder ehemaligen Partnerschaft. Das ist ein Anstieg um 4,4 Prozent. Vier von fünf Betroffenen waren weiblich. 139 Frauen und 30 Männer wurden 2020 vom Partner oder Ex-Partner getötet.

Frauenhass im Netz nimmt zu

Im Hinblick auf den Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt an Frauen am 25. November forderte das katholische Hilfswerk Misereor, dem „zunehmenden Frauenhass im Netz“ entgegenzuwirken. Es brauche mehr Maßnahmen und Gesetze zur Prävention von Gewalt und für den Schutz der Opfer, die auch länderübergreifend wirkten.

Auch BKA-Chef Holger Münch beobachtet den Anstieg von Bedrohung, Stalking und Nötigung im Netz nach eigenem Bekunden mit Sorge. Eine neue Meldestelle soll ab dem kommenden Jahr Hinweise auf Hass im Internet gebündelt entgegennehmen.

Forderung: Istanbul-Konvention umsetzen

Die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd), der Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) und der Katholische Deutsche Frauenbund (KDFB) sprachen sich für eine offensive Umsetzung der Istanbul-Konvention zum Schutz von Frauen vor Gewalt aus. Insbesondere Frauen mit Migrationshintergrund seien vielfach schutzbedürftig.

Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) rief dazu auf, sensibel über Gewalt an Frauen zu berichten. Redaktionen müssten verhindern, dass weibliche Opfer von Gewalt durch diskriminierende Berichterstattung erneut zum Opfer würden. Eine von ihrem Partner verprügelte Frau erlebe kein „Beziehungsdrama“, sondern sei Opfer struktureller Gewalt, sagte DJV-Vorsitzender Frank Überall.

Zahl der Beratungen steigt deutlich an

Auch die geschäftsführende Bundesfrauen- und Bundesjustizministerin Christine Lambrecht (SPD) mahnte, die Gewalt beim Namen zu nennen und nicht von „Familientragödien“ zu sprechen: „Wenn ein Partner, ein Ex-Partner eine Frau und Kinder tötet oder Gewalt gegen sie ausübt, dann ist das nichts anderes als ein Gewaltdelikt, und als solches muss es auch bezeichnet werden.“

Ein Zusammenhang von Corona-Pandemie und zunehmender Partnerschaftsgewalt lässt sich laut BKA-Chef auf Grundlage der Hellfeld-Statsitik nicht eindeutig belegen. Demgegenüber stieg die Zahl der Beratungen beim Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ im vergangenen Jahr: 2020 wurden rund 51.000 Beratungen verzeichnet - 15 Prozent mehr als 2019.

Gewalt darf nicht verharmlost werden

Die Zunahme könne auch an der Präsenz des Hilfetelefons in der Öffentlichkeit während der Pandemie liegen, erklärte Hilfetelefon-Leiterin Petra Söchting. Jedoch hätten Lockdown und Kontaktbeschränkungen die Risikofaktoren für Gewalt in der Partnerschaft generell erhöht.

Dem schloss sich die Frauenrechtsorganisation „Terre des Femmes“ an und sprach von einem großen Dunkelfeld. Sie forderte in den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Mittwoch) zudem mehr Sensibilität bei Polizei und Justiz. Partnerschaftliche Gewalt dürfe nicht verharmlost werden.

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