„Sozialpfarrer“ in den Problemstadtteilen Höhenberg und Vingst

„Glaube, Gott und Currywurst“: Franz Meurer aus Köln und seine Pfarrei im Buch

Pfarrer Franz Meurer aus Köln beweist immer wieder, dass mit gutem Willen mehr geht als gedacht. In seinem neuen Buch beschreibt er, was seine Pfarrei in einem Problemstadtteil leistet. Ein anderer Teil des Buchs bleibt dagegen eher unkonkret.

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Jeden Tag eine gute Tat. Wer das neue Buch des Kölner „Sozialpfarrers“ Franz Meurer liest, kommt schnell auf den Gedanken, dass sich der 68-Jährige voll und ganz diesem Satz verschrieben hat. Seit 1992 leitet er die katholische Gemeinde in den Problemstadtteilen Höhenberg und Vingst. In dieser Zeit bauten Meurer und seine Mitstreiter etliche Sozialprojekte auf, darunter eine der größten Ferienfreizeiten für benachteiligte Kinder Deutschlands.

In seinem Buch „Glaube, Gott und Currywurst“ schreibt Meurer einerseits, was die Kirche in einem „armen Viertel“ konkret leisten kann; andererseits was sie mit Blick auf kontroverse Fragen – etwa bezüglich der Beteiligung von Frauen – leisten sollte. Dabei gelingt der erste Teil gut, der zweite lässt Fragen offen.

 

Was Meurers Pfarrei schafft

 

Franz Meurer: „Glaube, Gott und Currywurst“, 208 Seiten, 20 Euro, Verlag Herder, ISBN 978-3-451-39239-9

Mit vielen Beispielen macht Meurer das Engagement der Menschen in Höhenberg und Vingst anschaulich. Hunderte von Beeten hat die Gemeinde in den Stadtteilen bepflanzt. Die kirchliche Kleiderkammer und Essensausgabe sollen den Bedürftigen helfen.

Die Pfarrei ermöglicht Jugendlichen auf Jobsuche, den Gabelstaplerführerschein zu machen. Ehrenamtlich putzen Frauen und Männer Kirche, Pfarrsaal und Jugendräume, damit genug Geld für den Messdienerausflug bleibt.

 

Gemeinsam mit Protestanten und Muslimen

 

Immer wieder spricht Meurer von „allen Menschen guten Willens“, die er zum Mitmachen einlädt – und zwar nicht nur Katholiken. Viele Projekte organisiert die Pfarrei gemeinsam mit evangelischen und muslimischen Mitbürgern. „Oft beeindruckt uns Christen die Gläubigkeit der muslimischen Nachbarn“, schreibt Meurer.

Insgesamt bezeichnet er die Kirche als einen Dienstleister, der für die Menschen da sein soll. Deshalb sei es auch in Ordnung, wenn sich Familien mit Kindern im Sommer für einen Ausflug und nicht für die Messe entschieden. Im Herbst fülle sich das Gotteshaus wieder.

 

Optimismus tut gut

 

So viel Optimismus von einem Kirchenmann tut gut. Das positive Menschenbild und den Pragmatismus hält Meurer durch, wenn es um kirchenpolitische Fragen geht. Leider vergisst er dabei, Stellung zu beziehen.

Etwa in der Frauenfrage. Vor etwa einem Jahr forderten katholische Frauen aus Münster mehr Rechte in der Kirche und riefen zum Streik auf. Die Initiative „Maria 2.0“ ist zu einer deutschlandweiten Bewegung geworden. Eine zentrale Forderung: Die Zulassung von Frauen zu allen Weiheämtern, denn bislang dürfen in der katholischen Kirche nur Männer Diakone und Priester werden.

 

Keine klare Aussage

 

Auch in Meurers Gemeinde gibt es eine Gruppe von „Maria 2.0“, wie er schreibt. Immer wieder hebt er weibliches Engagement hervor, egal ob es um „liebe Frauen“ geht, die Blechkuchen backen, oder um die energiegeladene Gemeindereferentin. Ausdrücklich verweist er auf Maria Magdalena, die Papst Franziskus auf die gleiche Stufe wie die Apostel gehoben habe.

Ob Meurer nun für oder gegen die Weihe von Frauen ist, sagt er aber nicht. „1976 und 1994 haben die Päpste klargestellt, dass an das Priesteramt für Frauen nicht zu denken sei“, heißt es an einer Stelle. Ist das ein Nein? „Ohne Zweifel könnte unsere Gemeindereferentin die Pfarrei leiten“, schreibt er an einer anderen Stelle. Ist das ein Ja?

Das vorgestellte Buch können Sie bequem bestellen beim Dialogversand in Münster Telefon: 0251/4839-210, Mail: service(at)dialogversand.de oder im Internet www.dialogversand.de.

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