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Nach einer Umfrage sind 77 Prozent der Deutschen glücklich. Aber was ist eigentlich Glück und wie kann man es erlangen? Eine Spurensuche und eine kleine Reise zum Glück.
Glückwunsch! Sie haben gerade entschieden, diesen Beitrag zu lesen. Vermutlich macht Sie die Lektüre von 7.100 Zeichen über das Glück nicht glücklicher – aber immerhin wissen Sie dann ein wenig mehr über das Glück. Haben Sie sich heute schon gefragt: Bin ich glücklich? Kommen Sie mit auf eine kleine Reise zum Glück.
Auf jeden Fall ist Glück etwas, das viele Menschen beschäftigt: Jahr für Jahr erscheinen neue Bücher zum Glück. Ganze Regalmeter voller Gebrauchsanweisungen beschreiben den Weg zu einem glücklichen Leben, manche dieser Anleitungen erzielen Rekordauflagen – und die Medien veröffentlichen immer wieder Umfragen zum Glück.
Ältere schätzen sich glücklicher ein als Jüngere
Die jüngste Umfrage besagt, dass immerhin 77 Prozent der Deutschen nach einer Studie der Universität Passau glücklich sind. Ältere schätzen sich demnach glücklicher als Jüngere, verheiratet Zusammenlebende deutlich glücklicher als Ledige und getrennt Lebende, wie die Katholische Nachrichten-Agentur berichtet. Die Bayern sind glücklicher als der Rest der Republik, vielleicht wegen der Alpen oder Bayern München. Am meisten freuen sich die Menschen auf die Zeit mit Familie und Freunden. Die Vorfreude auf Arbeit und Job fällt dagegen viel geringer aus – wen wundert’s.
Aber was oder wer bringt eigentlich Glück? Gegenstände wie der Glückspfennig oder ein Hufeisen sollen Glück bringen und dazu noch Wohlstand und ein langes Leben. Auch der Schornsteinfeger gilt als Glücksbringer, ebenso wie das Glücksschwein, mit dem sich der Kabarettist und Arzt Eckart von Hirschhausen auf dem Titel seines Glücks-Buches abbilden lässt.
Das vierblättrige Kleeblatt als Glückssymbol
Das seltene vierblättrige Kleeblatt steht in der christlichen Überlieferung für das Kreuz oder die vier Evangelien. Und es ist ein Glückssymbol, das auf eine Legende zurückgeht: Demnach hat Eva bei der Vertreibung aus dem Paradies ein vierblättriges Kleeblatt mitgenommen, um sich später an die glückliche Zeit im Paradies erinnern zu können.
Als christliches Glückssymbol gilt ebenfalls der Marienkäfer: Angeblich hat die Jungfrau Maria das Insekt als Geschenk auf die Erde geschickt, worüber sich vor allem Bauern freuen, weil Marienkäfer Läuse und anderes Ungeziefer fressen.
In der Bibel finden wir das Glück nur an wenigen Stellen, ausschließlich im Alten Testament – im Neuen Testament dagegen sucht man es völlig vergebens. Stattdessen lesen wir von „Heil“ oder „Freude“, etwa im Lukas-Evangelium, wo es in der Weihnachtsgeschichte heißt: „Seht, ich verkündige euch große Freude.“
In der Bergpredigt im Matthäus-Evangelium taucht das Wort „selig“ auf: „Selig, die ein reines Herz haben; denn sie werden Gott schauen“, und wir kennen das Wort „selig“ auch in der Kombination „glückselig“.
Acht Wege zum Glück
Der Benediktiner und Bestsellerautor Anselm Grün sieht in den Seligpreisungen acht Wege zum Glück, zum gelingenden Leben. „Die Seligpreisungen entsprechen dem natürlichen Verlangen nach Glück“, heißt es daher im katholischen Katechismus, und dieses Verlangen geht demnach auf Gott zurück; er allein könne es erfüllen.
Folgt man Thomas von Aquin (1225-1275), dem großen Theologen und Philosophen des Mittelalters, besteht Glück darin, die Gebote Gottes zu halten. „Sowohl Gottes wie auch des Engels wie auch des Menschen letztes Glück und Glückseligkeit ist: Gott zu schauen“, formuliert der Dominikanermönch. Das vollkommene Glück sei erst im Jenseits zu finden, das unvollkommene jedoch schon auf Erden, so Thomas von Aquin. Aber was ist das überhaupt – Glück?
Luck, pleasure und happiness
Glück ist jedenfalls nicht gleich Glück; den Begriff hält Eckhart von Hirschhausen sogar für ziemlich unglücklich, weil unpräzise. Im Englischen gibt es „luck“, „pleasure“ und „happiness“. Im Deutschen zeigt sich Glück in mehreren Bedeutungen. Eine ist das Zufallsglück, über das man sich freuen kann, wenn günstige Umstände zusammentreffen – auch dann, wenn jemand mehr Glück als Verstand hat: beim Lottogewinn oder beim Glücksspiel, wenn man eine Glückssträhne hat. Doch das macht erfahrungsgemäß nicht dauerhaft glücklich. Es ist nur ein „Glück haben“, kein „glücklich sein“.
Davon unterscheidet sich das Wohlfühlglück oder Lebensglück, verbunden mit einer tiefen Zufriedenheit. Oft hängt es an Freundschaft und Familie, vor allem aber hat es mit Vertrauen und mit Liebe zu tun. Für den Philosophen Josef Pieper (1904-1997) ist die Liebe die Voraussetzung für das Glück, aber nicht das Glück selbst. „Ohne Liebe
gibt es kein Glück“, ist Pieper überzeugt.
Das Glück und die Unabhängigkeitserklärung der USA
Nach dem Glück streben alle Menschen, es liegt wohl in ihrer Natur. In der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung vom 4. Juli 1776 formulierten die Väter der Verfassung, es gehöre zu den Rechten eines jeden Amerikaners, nach seinem Glück zu streben.
Dieses Streben nach Glück – „the Pursuit of Happiness“ – war sogar ein Grund für die Loslösung von Großbritannien. Die Amerikaner, die religiöse und politische Verfolgung erfahren hatten, sollten mündige, freie und eben auch glückliche Bürger werden. Glück war nach diesem Verständnis sogar ein natürliches Recht.
Was Glück mit Anstrengung und Training zu tun hat
Was kann ich selbst tun, um glücklich zu sein? Jeder ist seines Glückes Schmied, heißt es im Sprichwort. Aber stimmt das auch? „Vor allem scheint mir klar, dass man unmöglich glücklich sein kann, wenn man es nicht sein will“, schrieb der französische Schriftsteller Alain. „Man muss sein Glück wollen und es machen.“ Hans im Glück, die Figur aus dem Märchen der Brüder Grimm, bekommt einen Goldklumpen als Lohn, aber Hans ist erst dann zufrieden, als er keinerlei Besitz mehr mitschleppen muss.
Wer eine herausfordernde, mit Ausdauer, Training und Anstrengung verbundene Aufgabe bewältigt hat, fühlt sich danach oft glücklich – der Pianist das schwere Klavierstück, der Langstreckenläufer die zehn Kilometer in Rekordzeit, der Autor den Abschluss des Romans und der Bergsteiger den Gipfel. Aber diese Glücksmomente halten nicht unbedingt lange an.
Wer Glück teilt, wird selber glücklich
Glücklich zu sein, besteht auch darin, mit dem zufrieden zu sein, was man hat, wie man lebt. Es gibt ja Menschen, die sagen, sie seien wunschlos glücklich. Vielleicht sind das die wahren Glückspilze. „Ich habe Glück gehabt in meinem Leben, und deshalb wollte ich etwas weitergeben“ – so eine Äußerung ist immer wieder zu hören. Ein glückliches, erfülltes und gelingendes Leben führt oft derjenige, der einen Sinn in dem sieht, was er macht. Wenn er zum Beispiel anderen Menschen hilft, sie beschenkt. Wie an Weihnachten. Wer sein Glück teilt, wird selber glücklich. Religiöse Menschen sollen übrigens glücklicher und zufriedener sein als andere. Auch weil sie mit schwierigen Situationen in ihrem Leben – schwere Krankheit, Jobverlust, Scheidung – leichter klarkommen.
Dennoch: Die eindeutige Glücksformel gibt es nicht. Das ewige und vollkommene Glück erfahren Menschen wohl erst nach ihrem Tod, wenn sie in den Himmel kommen. „Auf welche Weise soll ich dich suchen, Herr?“, fragt der Kirchenlehrer Augustinus. „Denn wenn ich dich, meinen Gott, suche, suche ich das glückselige Leben.“ Wie das genau aussieht, vermag auch Augustinus nicht zu sagen, doch er weiß: „Dort wird keine Not mehr sein, nur volles, reines, sicheres, ewiges Glück.“
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