Reise vom 3. bis 6. November – Teilnahme an einer Dialogkonferenz

Golfstaat mit 100.000 Katholiken: Papst Franziskus besucht Bahrain

  • Vom 3. bis 6. November besucht Papst Franziskus Bahrain.
  • Der kleine Staat am Persischen Golf profiliert sich als vergleichsweise tolerant.
  • Für arabische Verhältnisse hat Bahrain eine ungewöhnlich plurale Religionspolitik.

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Das kleine Inselkönigreich Bahrain ist unter den arabischen Ölstaaten etwas Besonderes. Das aus einer mittelgroßen und 30 kleinen Inseln bestehende Land ist ein Zwerg am Persischen Golf.

Eigentlich wollten die Herrscher nach dem Rückzug der Briten in den 1960er Jahren mit mehreren Emiraten eine Föderation gründen, doch daraus wurde nichts. So erklärte Scheich Isa bin Salman Al Chalifa 1971 die Unabhängigkeit des Landes, 31 Jahre später machte sein Sohn Scheich Hamad bin Isa Al Chalifa sich zum König.

Ungewöhnlich plurale Religionspolitik

Wie der große Nachbar Saudi-Arabien unterhält das Land gute Beziehungen zu den USA, die in Bahrain einen Luftwaffenstützpunkt betreiben. Aber anders als die Saudis hat Bahrain sogar diplomatische Beziehungen zu Israel – Folge des vom damaligen US-Präsidenten Donald Trump eingefädelten „Abraham-Abkommens“ von 2020, dem zuvor bereits die Vereinigten Arabischen Emirate beigetreten waren.

Seit Ende der 1970er Jahre gibt sich der Inselstaat relativ liberal. Frauen haben Wahlrecht; es gibt schicke Hotels, in denen Alkohol erlaubt ist. Und seit der Libanon, ehemals die „Schweiz des Nahen Ostens“, im Chaos versinkt, versucht sich Bahrain als eine Art Ersatz zu inszenieren – mit zahlreichen internationalen Bankniederlassungen und einer für arabische Verhältnisse ungewöhnlich pluralen Religionspolitik, von der auch andersgläubige Gastarbeiter profitieren.

Es gibt Kirchen im Land

Sie dürfen ihre Religion halbwegs frei ausüben; es gibt Gotteshäuser unter anderem für Katholiken, Orthodoxe, Anglikaner, Protestanten und Sikhs. Schon 1999 nahm das Land diplomatische Beziehungen zum Heiligen Stuhl auf. Dennoch bleibt der Islam Staatsreligion; Missionierung und Beten außerhalb von Gotteshäusern sind nicht erlaubt.

Und es gibt eine Dreiklassengesellschaft: Das Herrscherhaus und die führende Klasse sind Sunniten, die Mehrheit der Bevölkerung und der Arbeiter Schiiten – die weitgehend rechtlosen Gastarbeiter sind Christen, Hindus oder Sikhs.Immerhin gibt es selbst für sie inzwischen eine eigene Behörde, die allzu schlimme Formen von Ausbeutung und Rechtlosigkeit eindämmen soll.

Interreligiöses Dialogforum

Den mehr als 100.000 Katholiken im Land „schenkte“ der König unlängst die Kathedrale „Unsere Liebe Frau von Arabien“ mit 2300 Plätzen. Ein Modell der Kirche zeigte er stolz dem Papst, als er ihn 2014 im Vatikan besuchte. Der Bau wurde im Dezember 2021 von Kurienkardinal Luis Antonio Tagle geweiht und wird seither auch von Christen aus Saudi-Arabien besucht.

Höhepunkte der Papstreise vom 3. bis 6. November sind eine Rede von Franziskus beim interreligiösen „Bahrain Dialogue Forum“ am 4. November und eine Messe unter freiem Himmel am 5. November.

Autoritärer Staat

Die liberalen Ansätze sind jedoch insgesamt getrübt: Bah­rain bleibt ein autoritär regierter Staat mit durchwachsener Menschenrechtsbilanz. Die Proteste des Arabischen Frühlings wurden 2011 und in den Folgejahren gewaltsam niedergeschlagen; bis heute werden Oppositionelle verhaftet.

Doch aus diesem Thema hält sich der Papst in islamisch dominierten Ländern meist heraus – auch, um die staatliche Toleranz für die christliche Minderheit nicht aufs Spiel zu setzen.

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