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Die Lage des Weltklimas hat sich in den vergangenen Jahrzehnten deutlich verschärft. Diese Tatsache wird durch Krisen wie den Ukraine-Krieg oder die Corona-Pandemie in den Hintergrund verdrängt, doch muss sich jede/jeder fragen, was man selbst ändern kann, erklärt Antonius Kerkhoff in seinem Gast-Kommentar.
Das Lebensgefühl der sogenannten Boomer, die in den 1960er Jahren groß geworden sind, ist geprägt von der Leitidee des „Wohlstands für alle“. Allerdings wurde dieser Glaubenssatz bereits Anfang der 70er Jahre irritiert durch die Ölkrise und den Bericht des Club of Rome „Grenzen des Wachstums“, der in allgemeinverständlicher Form die wissenschaftlichen Ergebnisse des Massachusetts Institute of Technology (MIT) zu Umweltverschmutzung, Bevölkerungsentwicklung, Rohstoffressourcen und Auswirkungen auf die soziale Lage referierte. Ich erinnere mich noch gut an die autofreien Sonntage mit Spaziergängern und Radfahrern auf den Autobahnen.
Das alles liegt jetzt 50 Jahre zurück, und die Lage hat sich erheblich verschärft, wie der aktuelle Bericht des Weltklimarates zeigt. Nicht die Endlichkeit der Ressourcen wird dabei als Problem angesehen, sondern vielmehr deren maßloser Verbrauch, die klimaschädliche Nutzung fossiler Brennstoffe, unser grenzenloser, billiger Konsum. Schon jetzt wird deutlich, dass wir auch in diesem Jahr das 2-Grad-Ziel nicht erreichen werden. Herausforderung genug für alle Staaten, sich dieser Problematik entschieden anzunehmen und die sich daraus ergebenden Lasten gerecht zu verteilen.
Was kann jeder selbst ändern?
Der Autor
Antonius Kerkhoff (geb. 1957) ist seit 2016 Direktor der Katholisch-Sozialen Akademie Franz Hitze Haus in Münster.
Der aktuelle Krieg in der Ukraine – mitten in Europa – und die Corona-Pandemie, ein Virus, das keine nationalen Grenzen kennt, lassen dies allerdings derzeit in den Hintergrund treten. Ein aggressiver Diktator missachtet sämtliche Regeln und Gesetze und verschiebt die Grenzen nach eigener „historischer“ Interpretation unter Einsatz gnadenloser militärischer Gewalt.
Desillusioniert müssen wir erkennen, dass die eigene Verteidigungsfähigkeit und die Bereitschaft zum Dialog zusammen gehören. Getrieben von unserer Angst vor einer globalen Entfesselung dieses Krieges und unserem Entsetzen über die Brüchigkeit und Verletzlichkeit unseres Lebens versuchen wir, durch Sanktionen und Demonstrationen dem Kriegstreiben Einhalt zu gebieten, sind bereit, Geflüchtete aufzunehmen und großzügig zu spenden.
Appelle wie „Frieren für den Frieden beziehungsweise für die Freiheit“ erscheinen angesichts der vielen Opfer dieses Krieges geradezu banal, weisen allerdings darauf hin, dass es konsequenterweise auch um eine Änderung meines Verhaltens und Lebensstiles gehen muss: Was brauche ich wirklich zum Leben? Wo ist meine Solidarität gefragt? Wie komme ich vom Denken und bloßen Aushalten ins konkrete Handeln?
In unseren Gast-Kommentaren schildern die Autor:innen ihre persönliche Meinung zu einem selbst gewählten Thema. Sie sind Teil der Kultur von Meinungsvielfalt in unserem Medium und ein Beitrag zu einer Kirche, deren Anliegen es ist, die Zeichen der Zeit zu erkennen.