DIALOG

Hamburg: Mendel und Cheema mit Buber-Rosenzweig-Medaille ausgezeichnet

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Die nach zwei jüdischen Philosophen benannte Ehrung wird jedes Jahr verliehen. Wer sie nun warum erhält. 

Von KNA, ber

Der Historiker Meron Mendel und die Politologin Saba-Nur Cheema haben in Hamburg die Buber-Rosenzweig-Medaille erhalten. Die undotierte Auszeichnung wird für Verdienste um Verständigung im interreligiösen Kontext verliehen. Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher betonte in seinem Grußwort am Sonntag, dass die beiden Preisträger zeigten, wie Polarisierung überwunden werden könne und Perspektiven für ein friedvolles und demokratisches Miteinander aufgezeigt werden können.

Das jüdisch-muslimische Ehepaar aus Frankfurt am Main engagiert sich öffentlich für Demokratie und Menschenrechte, wie es zur Begründung heißt. Die Kolumne „Muslimisch-jüdisches Abendbrot“ der beiden für die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ ist auch als Buch erschienen.

Cheema: Erste muslimische Preisträgerin

Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Bischöfin Kirsten Fehrs, attestierte in der Laudatio dem Ehepaar „eine große Liebe zum Unterschied“. Meron Mendel und Saba-Nur Cheema zeigten zudem auf, dass Stereotypen Angst machten und dass die Menschen aktiv Begegnungen suchen sollten, um diese zu überwinden.

Saba-Nur Cheema äußerte sich nach der Übergabe der Medaille sichtlich bewegt und freute sich als erste muslimische Frau diese Ehrung zu erhalten. Mendel appellierte in seinen Dankesworten an die jüdischen und muslimischen Gesellschaften in Deutschland, jeder solle versuchen, trotz des Leides in Israel und Gaza, „ein Stück weit die Wunden zu heilen und sich in die Augen zu schauen, um Brücken zu bauen für eine bessere Zukunft“.

Scharfe Kritik vom Zentralrat

Josef Schuster, der Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland, kritisierte die Preisverleihung im Juni vergangenen Jahres in einem Brief. Mendel vertrete eine „linke, israelische (und israelkritische) Minderheiten-Positionierung, die im Diskurs leider zu oft als allgemeingültige jüdische Meinung missverstanden werde“. Im August soll es zu einem Gespräch zwischen beiden Seiten gekommen sein. Dieses sei „gut und konstruktiv“ verläufen, so Mendel später gegenüber der Katholischen Nachrichten-Agentur.

Frühere Träger der Medaille sind unter anderen die ehemalige Bundeskanzlerin Angela Merkel, der Schriftsteller Navid Kermani und der Sportverband Makkabi Deutschland. 2024 wurde der Pianist Igor Levit ausgezeichnet. Der Preis ist nach den jüdischen Philosophen Martin Buber (1878-1965) und Franz Rosenzweig (1886-1929) benannt. Verantwortlich ist der Deutsche Koordinierungsrat der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit.

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