Kritik von Gläubigen und den Grünen, Verwunderung beim Pfarrer

Heftiger Streit über Kirchenabriss in Greven

Auf dem Areal von St. Josef in Greven soll ein Pfarrzentrum entstehen. Dafür soll das bisherige Gotteshaus weichen. Dagegen protestieren einige Gemeindemitglieder die Grünen. Pfarrer Klaus Lunemann wundert sich.

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Auch Proteste einiger Gemeindemitglieder werden voraussichtlich nichts an den Beschlüssen des Kirchenvorstands der St.-Martinus-Pfarrei in Greven ändern, auf dem Areal der St.-Josef-Kirche ein neues multifunktionales Pfarrzentrum mit Gottesdienstraum und einem kleinen Kirchturm mit Glocken zu errichten. Bis zuletzt haben Gemeindemitglieder mit Plakat-Aktionen, mit Schreiben an vatikanische Behörden und mit Leserbriefen in der Lokalzeitung gegen den geplanten Abriss der Anfang der 1950er Jahre errichteten Kirche protestiert.

„Ich kann die Verärgerung von Gemeindemitgliedern verstehen, die für ihr Gotteshaus eintreten“, gibt sich Pfarrer Klaus Lunemann gesprächsbereit, über das bereits vor Monaten diskutierte und mit der Bistumsleitung abgesprochene und beschlossene Immobilienkonzept weiter reden zu wollen. „Wir wollen Transparenz und die offene Kommunikation. Nicht hilfreich ist es aber, öffentlich den Bischof zu kritisieren und die allgemeine Kirchenentwicklung völlig außer acht zu lassen“, sagt Lunemann. Auch die Kritik von Bündnis 90/Die Grünen hätte ihn verwundert.

 

Mittelpunkt des Stadtviertels

 

Die Partei hatte vor wenigen Wochen im kommunalen Ausschuss für Stadtentwicklung und Umwelt in einem Antrag gegen den Kirchenabriss Stellung bezogen: „Die St.-Josef-Kirche ist für Greven ein wesentliches Dokument der Entwicklung vom Dorf zur Stadt in einem katholisch geprägten Umfeld. Sie ist der Mittelpunkt des nach ihr benannten Stadtviertels. Der Charakter des Viertels würde zu seinem Nachteil verändert, wenn die namensgebende Kirche mit ihrem Turm verschwinden würde“, heißt es im Antrag. In diesem Zusammenhang erklärten Politiker anderer Parteien, es sei Sache der Kirche, was sie mit ihrem Gebäude mache.

In Pfarrversammlungen und in den Gremien hat die Pfarrei ihre Pläne vorgestellt. Danach beabsichtigt sie die Weiterentwicklung ihres Standortes St. Josef westlich der Ems. Die bestehende St.-Josef-Kirche soll zurückgebaut und durch einen Neubau, dem so genannten Josefzentrum, ersetzt werden. Dieses neue Josefzentrum soll einen neuen Kirchraum mit angrenzendem multifunktional nutzbaren Pfarrheimflächen bekommen.

 

Architektenwettbewerb beginnt

 

Zusammen mit dem Bistum hat die Pfarrei einen Wettbewerb ausgelobt, zu dem acht Architektenbüros aus Greven, Emsdetten, Münster, Coesfeld, Bocholt, Ahlen, Steinfurt und Ostbevern eingeladen wurden. Die acht Büros erfuhren vor einigen Tagen bei einer Ortsbesichtigung die genauen Daten, Pläne und Informationen zum neuen Josefzentrum.

Wie Pfarrer Lunemann betont, soll ein eigenständiger sakraler Kirchraum für etwa 120 Besucher entstehen. „Dieser Raum erfüllt alle liturgisch notwendigen Voraussetzungen für Gottesdienste wie Altar, Ambo, Tabernakel und Taufbecken.“

 

Treffpunkt für alle Generationen

 

Die Pfarrheimflächen und damit mögliche Kirchraumvergrößerungen wären entsprechend angrenzend anzuordnen. „Es soll ein lebendiges Zentrum und ein Treffpunkt für alle Generationen werden“, wünscht sich Lunemann.

Für das neue Gebäude mit Gottesdienstraum und Pfarrheimflächen sind gut 600 Quadratmeter Grundrissfläche vorgesehen. Gemeinsam mit der erweiterten Kindertagesstätte St. Josef und einer möglichen Wohnbebauung auf der großen Freifläche soll der neue Kirchraum das Zentrum dieses neuen Josef-Areals bilden.

Bis Ende Oktober haben die Architekten Zeit, ihre Modelle einzureichen. Sie werden im November öffentlich präsentiert und besprochen. Frühestens im Sommer nächsten Jahres könnten die Baumaßnahmen beginnen.

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