Pater Daniel Hörnemann über den Störer des Weihnachtsfriedens

Heiliger Stephanus: Ein Christ, der es ernst meinte

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Der erste Weihnachtsfeiertag gehört Jesus, dem Kind und Friedensfürst. Doch schon der zweite Tag macht unmissverständlich klar: Der Glaube an diesen Gott kann todgefährlich sein, wie der heilige Stephanus zeigt.

Ein Kindergeburtstag lässt sich schön feiern, die Krippenidylle romantisch nachbilden. Der Tag danach? Der zweite Feiertag bietet noch Gelegenheit zum Ausklang, zur Erholung von familiären oder gemeinschaftlichen Anstrengungen. Doch leider hat der zweite Weihnachtstag noch einen anderen Namen, den Namen eines Mannes, dessen Schicksal uns jäh in die Wirklichkeit zurückbringt.

Näher betrachtet ist er lästig, dieser Stephanus. Ein Störer des Weihnachtsfriedens. Ein Christ, der es ernst meinte mit seinem Christsein und mit seinem Leben bis zum grausamen Tod dafür geradestand. Wollten wir uns an ihm orientieren, er würde uns aus der Unverbindlichkeit herausholen.

Der Autor

Pater Daniel Hörnemann OSB ist Subprior der Benediktinerabtei Gerleve bei Billerbeck und Theologischer Berater von "Kirche+Leben". | Foto: Markus Nolte

 

Identifikation zulassen

 

Die Heiligen stehen für die Öffnung unserer Existenz zum Höheren, zum Himmel. Sie sind Hinweiser auf Gott. Sie lehren uns den Glauben. Sie sind bleibende Zeugen. Sie stehen dafür ein, was sie gesehen, gehört und erlebt haben. Sie schaffen die Verbindung zwischen Erde und Himmel.

Nach Hilde Domin sind die Heiligen es zwar müde, „Rammbock vor dem Beter zu sein“, aber ihre Lebensbilder, selbst die Legenden, sind wichtig, damit es in der Schule des Glaubens, in die wir lebenslänglich gehen, etwas Anschauliches und Fassbares gibt. Denn die meisten Menschen verbinden mit dem Glauben keine abstrakten Wahrheiten, sondern Personen, die eine Identifikation zulassen.

 

„Ernstfall des Christseins“

 

Stephanus ist der erste prominente Glaubenszeuge. Der Mann aus der Gründerzeit des Christentums hat von den Aposteln den Glauben und durch ihre Handauflegung seinen Auftrag übernommen. Leben und Tod des Stephanus zeigen den „Ernstfall des Christseins“.

Er hatte in der christlichen Urgemeinde eine dreifache Funktion in Diakonie, Liturgie und Martyrium: im caritativen Dienst, in der Verherrlichung Gottes und als Zeuge der Wahrheit. „Ich sehe den Himmel offen und den Menschensohn zur Rechten Gottes“ – das ist die Fundamentalaussage des Stephanus zu Weihnachten.

 

Seitdem ist der Himmel offen

 

Seitdem haben immer wieder Menschen diese Botschaft in unsere Welt gebracht: Unser Gott ist ein Gott des offenen Himmels, nicht fixiert auf bestimmte Heiligtümer, Kulte und Riten. Unser Gott ist ein Gott der Herzensweite, deshalb kam er als Mensch zu uns, als Gott mit uns, ja sogar unter uns.

Seitdem ist der Himmel offen, damit wir über unsere kleine, oft dunkle, enge Welt hinaus eine Perspektive haben.

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