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Er war bayerischer Landesbischof und Vorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD): In seinem Ruhestand hat es Heinrich Bedford-Strohm von München nach Mecklenburg gezogen. Hunderte Bücher hat er dafür verschenkt.
Statt großer Altbauwohnung am Englischen Garten jetzt wenige Quadratmeter in zwei Bauwagen: Umgeben von Feldern und Wiesen, Wäldern und Seen, Eseln und Ponys haben Heinrich Bedford-Strohm und seine Ehefrau Deborah in Mecklenburg ihr neues Zuhause gefunden. „Von den vielen Tieren und herrlicher Natur umgeben zu sein, gibt mir Kraft für alles Engagement, dem ich mich jetzt ehrenamtlich widme“, sagt der 64-Jährige über den Schritt von der Großstadt im Süden in ein Dorf im Nordosten Deutschlands.
Im Tiny House auf dem Bio-Ferienhof seiner Schwester habe er mit seiner Familie schon seit vielen Jahren sämtliche Urlaube verbracht. „Wir waren dort immer wunschlos glücklich und sind dort immer mehr hineingewachsen.“ So sei der Schritt naheliegend gewesen, nach seinem Eintritt in den Ruhestand im Herbst vergangenen Jahres ganz nach Mecklenburg überzusiedeln.
Bischofs-Termine sind weggefallen
Der Umzug habe auch Loslassen bedeutet: Einen großen Teil der Möbel hätten die drei Söhne übernommen, rund 70 Prozent seiner Bücher habe er weggegeben, an einzelne Interessierte oder an Bibliotheken. „Wir haben das Gefühl, wir brauchen all die vielen Dinge, die wir in unserer größeren Wohnung hatten, nicht zum Leben“, sagt Bedford-Strohm. „Ich vermisse davon überhaupt nichts.“
Dabei mache nicht nur seine veränderte Wohnsituation den Unterschied zu seinem bisherigen Leben „riesengroß“. Die vielen Pflichttermine seien weggefallen, in seinen Jahren als Bischof sei er meist nur einen Abend in der Woche zu Hause gewesen. Das stelle mit Blick auf ein Familienleben zugleich auch grundsätzlich die „Lebbarkeit des Amtes infrage“. „Ich war in dieser Hinsicht kein Vorbild“, sagt Bedford-Strohm, der von 2011 bis 2023 bayerischer Landesbischof war und von 2014 bis 2021 Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).
Doch auch aus dem Bauwagen lenkt der Theologe die Geschicke der Kirche weiterhin mit. Seit zwei Jahren ist er Vorsitzender des Zentralausschusses des Ökumenischen Rats der Kirchen (ÖRK). Der auch Weltkirchenrat genannte Zusammenschluss von 352 Mitgliedskirchen in mehr als 120 Ländern auf allen Kontinenten vertritt mehr als 580 Millionen Christen weltweit. Ein Engagement, das ihn – neben den Auslandsreisen – viele Stunden in der Woche in Anspruch nimmt. „Meine Frau sagt immer zu mir: ‘Jetzt hast du einen normalen Vollzeitjob.’“
Bedford-Strohm meldet sich weiterhin zu Wort
Immer wieder berichtet Bedford-Strohm auf Kongressen und in Vorträgen über die Aktivitäten des ÖRK im Nahost-Konflikt, im russischen Angriffskrieg auf die Ukraine oder beim Friedensprozess in Kolumbien.
Die Arbeit im Weltkirchenrat „schärft den Blick für die Probleme über unseren eigenen Kontext hinaus. Wir sind nicht zuerst Landeskirchen, sondern wir sind alle zusammen Weltkirche“, sagt der 1960 in Memmingen geborene Professor für Systematische Theologie, der für diesen Fachbereich weiterhin eine außerordentliche Professur an der Universität Stellenbosch (Südafrika) und eine Honorarprofessur an der Universität Bamberg innehat. Auch darüber hinaus gibt es Themen, die ihn umtreiben und zu denen er sich weiterhin zu Wort meldet – regelmäßig auch auf Facebook. „Ich bin dabei jetzt freier, weil ich mich nicht bei allem mit anderen abstimmen muss.“
Ökologie und Klimaschutz treibt ihn weiterhin um
So ist es weiterhin die Flüchtlingsproblematik, die ihn beschäftigt. Man könne über Migration und Flüchtlingspolitik streiten, „aber man kann diese Menschen nicht ertrinken lassen“. Als EKD-Ratsvorsitzender hatte Bedford-Strohm für den Einsatz der Kirche für Geflüchtete auf dem Mittelmeer geworben und war dafür auch kritisiert worden.
Außerdem in seinem Fokus: Ökologie und Klimaschutz. Er habe einen fünfjährigen Enkel und eine zweijährige Enkelin, „und wenn unser Umgang mit der Schöpfung so weitergeht, dann haben die beiden in einigen Jahrzehnten ein richtig schlechtes Leben. Das will ich nicht!“ Diese Themen seien „nichts Abstraktes, die sind sehr persönlich und fordern deshalb auch den Einsatz jedes Einzelnen“.
Gerade weil die großen Fragen ihn immer noch herausforderten, täten die Natur, die Tiere, das „Sein-dürfen“ auf dem mecklenburgischen Ferienhof seiner Seele gut, sagt der Theologe.
„Aber Bayern bleibt auch meine Heimat.“ Deshalb hätten seine Frau und er auch ein Ein-Zimmer-Apartment in München behalten – „als Basis für Bayern“.