„Mein Denkmal und ich“ (5) - Glaubensorte im Bistum Münster und die Geschichte dahinter

Die Kapelle in Hoerstgen und Heinz-Gerd Ribbrock

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Wegekreuze, kleine Kapellen, private Heiligenhäuschen: Sie prägen die Landschaft des Bistums Münster. Jeder dieser besonderen Glaubensorte hat eine meist sehr persönliche Geschichte - und Menschen, die sie hegen und pflegen. Davon erzählt unsere Serie "Mein Denkmal und ich". Diesmal: Heinz-Gerd Ribbrock und die Kapelle in Hoerstgen.

Viele Jahre gingen selbst Ortskundige schnell an dem Kapellchen unmittelbar an der Stadtgrenze von Kamp-Lintfort und Issum vorbei, ohne es zu bemerken. Denn vom Weg aus sprang das Häuschen, das vollkommen mit Efeu zugewachsen war und das sich dazu auch noch zur Rückseite hin öffnet, nun wirklich nicht ins Auge. Erst die Information, dass es neben dem weißen Trafo-Türmchen und unterhalb eines Ahornbaums  steht, war der entscheidende Hinweis für eine erfolgreiche Suche.

Inzwischen ist es gänzlich von den grünen Kletterranken befreit. Die teils brüchige Fassade wird saniert, und einer neuen Marienfigur soll es auch später wieder ein schützendes Dach bieten. Hinter alledem steht als treibende Kraft Heinz-Gerd Ribbrock. Er will, wie er sagt, die kleine Kapelle „aus dem Dornröschenschlaf zurückholen“. Darum wurde und wird mit viel Eigeninitiative und mit Unterstützung einiger Helfer fleißig gearbeitet.

Buchtipp:
60 Bildstöcke, 60 persönliche Geschichten im Münsterland, im Oldenburger Land und am Niederrhein
Mein Denkmal und ich
Hardcover | 140 Seiten | 2,- Euro
ISBN 978-3-941462-30-4
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Verbundenheit seit Kindertagen

 

Auf der Suche nach der Kapelle war auch Ribbrock schon achtlos daran vorbeigegangen, obwohl er doch in den 60er Jahren oft hier gewesen war. „Bei meiner Suche hatte ich es an einer ganz anderen Stelle verortet“, sagt er. Als Kind und Jugendlicher hatte er oft die Gegend erkundet und auch hier gestanden.

Das weiß angestrichene Häuschen mit der Marienfigur war damals schon von weitem zu sehen. „Es war ein ruhiges Plätzchen.“ Zwar verläuft ein alter Bahndamm direkt daneben und quert den Weg mit einer Brücke, erbaut für eine Kanonenbahn, die schon vor dem Ersten Weltkrieg militärisch genutzt werden sollte. Doch Schienen wurden nie verlegt.

 

„Ich mag solche Orte der Stille“

 

Der Erbauer des Heiligenhäuschens, das um 1868 errichtet wurde, ist nicht bekannt. Mal hat es zum benachbarten Hof Grosse-Leurs gehört. Dann hatte aus der Nachbarschaft die Familie von Heinz-Josef Paeßens das Grundstück erworben. Paeßens kann sich noch an die gemeinsamen Gänge als Junge mit dem Großvater dorthin erinnern. An jedem Samstag, sagt er, habe man dann geharkt oder Blumen hingestellt. Im Mai wurde ein Altar aufgebaut.

„Ich mag solche Orte der Stille“, berichtet Ribbrock. „Der Zweck war der Segen von oben für gutes Wetter, gute Ernte und Gesundheit.“ In diesem Fall war der Grund für den Bau vermutlich ein Feuer, das seinerzeit auf dem Hof ausgebrochen war. So hatte es jedenfalls der Großvater von Paeßens seinem Enkel überliefert.