Antrag auf Verlängerung der Projektstelle gestellt

Heißer Kaffee und Hilfe auf dem Straßenstrich in Münster

Das Projekt „Marischa“ hat sogar zur Entscheidung einer Frau gegen eine Abtreibung beigetragen. Das Gesundheitsamt Münster begleitet diese von Theologie-Studenten initiierte Hilfe für Prostituierte. Jetzt soll die Stelle verlängert werden.

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Als vor fünf Jahren zwei katholische Theologiestudenten auf die Idee kamen, den  Prostituierten auf der Siemensstraße in Münster mit Rat und Tat zur Seite zu stehen, gab es so gut wie keine aufsuchende Hilfe für die Frauen. Am 18. April 2013 machten Elisa und Josef ihren ersten Gang über den Straßenstrich – im Gepäck heißen Kaffee, Kondome und den festen Willen, die Frauen aus ihrer Hilflosigkeit und Isolation herauszuhelfen.

Dafür bekam das „Marischa“-Team aus sieben Ehrenamtlichen 2014 den „Dialogpreis für gute Taten“ vom Diözesankomitee der Katholiken und von „Kirche+Leben“. Seit knapp zwei Jahren wird das Projekt von einer Sozialpädagogin beim Gesundheitsamt Münster begleitet.

 

Antrag für die Zeit ab Februar 2018

 

Die halbe Stelle von Yanica Grachenova läuft Ende Februar 2018 aus. Doch Elisa und Josef haben längst einen Folgeantrag gestellt. Der Rat der Stadt Münster wird demnächst darüber entscheiden. Es hat sich viel verändert, seitdem „Marischa“ von Yanica Grachenova unterstützt wird.

Immer noch gehen auch die ehrenamtlichen Streetworker alle zwei Wochen über den Strich, um mit den meist aus Bulgarien stammenden Frauen ins Gespräch zu kommen. Oft kommt das Team mit einem Beratungs-Bulli vorbei, den es sich dafür ausleiht.

 

Erste Erfolge

 

Yanica Grachenovas Vorteil ist, dass sie die Landessprache der Frauen spricht. Seit die Sozialpädagogin mitarbeitet, seien drei Frauen aus der Prostitution ausgestiegen, berichtet Josef: „Zwei sind zu ihren Kindern nach Bulgarien zurückgekehrt. Eine ist aus einer Ausbeutungssituation mit kriminellem Hintergrund herausgeholt worden und lebt jetzt in einer anderen deutschen Stadt.“ Der Impuls sei aber von den Frauen gekommen, „Marischa“ habe es ermöglicht und begleitet.

Eine andere Frau habe eine Wohnung gefunden, und „Marischa“ habe bei der Einrichtung geholfen. Vier bis zwölf Prostituierte trifft das Team im Schnitt auf dem Strich an.

 

Vertrauen ist gewachsen

 

Inzwischen habe sich ein Vertrauensverhältnis entwickelt. Oft gehe es um Gesundheitsfragen, um Kontakte zu Ärzten, um Schulprobleme der Kinder. Die Unterstützung gehe weit über den Kontakt auf dem Straßenstrich hinaus. Viele Frauen bräuchten langfristige Beratung und Betreuung. Zurzeit sind die Ehrenamtlichen und die Sozialpädagogin auch dabei, über das am 1. Juli in Kraft getretene Prostitutionsschutzgesetz aufzuklären.

Ohne „Marischa“ sei den Frauen nicht klar, dass jetzt eine Kondom-Pflicht für Freier und Prostituierte besteht. Dass die Frauen sich bei der Behörde persönlich anmelden und sich regelmäßig einer Gesundheitsberatung unterziehen müssen. Ein Flyer ist in Arbeit, der die Veränderungen in Bulgarisch und Deutsch erklärt.

 

Ein „Marischa-Kind“ - Entscheidung gegen Abtreibung

 

„Wir haben jetzt ein ›Marischa-Kind‹“, freut sich Elisa. Die Mutter habe sich mit Unterstützung von „Marischa“ gegen eine Abtreibung und für das Kind entschieden. Keine Selbstverständlichkeit: Viele Frauen hätten zehn Mal abgetrieben. Die Freigabe eines Kindes zur Adoption gelte im Milieu als erheblich schambesetzter.

„Marischa“ hilft mit Babykleidung. Möbel, Rat, Begleitung. „Marischa“ sorgt auch dafür, dass die Frauen neue Alltagserfahrungen machen. So gehen die Engagierten mit ihnen auf den Send oder demnächst zum Weihnachtsmarkt. Alles Aktivitäten, die erst mit Yanica Grachenova möglich werden, betonen Elisa und Josef und hoffen auf eine Verlängerung der Kooperation mit dem Gesundheitsamt.

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