Ein Stadtteilzentrum könnte neu entstehen

Heizungs-Totalschaden gibt St. Johannes den Rest: Abriss in Werne

  • Die Kirche St. Johannes in Werne ist nicht mehr mit vertretbarem Aufwand zu renovieren und wird geschlossen.
  • Einen letzten Gottesdienst feiert die Gemeinde zum Erntedankfest im Herbst.
  • Nach dem Abriss soll das Kirchengelände neu entwickelt werden.

Anzeige

„Die Entscheidung zum Abriss der Kirche St. Johannes kommt nicht überraschend. Schon vor einigen Jahren stand fest, dieses Gotteshaus aufzugeben“, sagt Pfarrdechant Jürgen Schäfer von der Pfarrei St. Christophorus in Werne im Gespräch mit „Kirche-und-Leben.de“.

Man gehe offen mit der Entscheidung um. „Wir spielen nicht mit verdeckten Karten. Die Gemeinde ist informiert. Viele haben mit der Entscheidung gerechnet. Es gab vernünftige Gespräche“, sagt Schäfer.

Ende der Kirche nach 61 Jahren

Noch in diesem Jahr wird das 1962 geweihte Gottesdienst geschlossen. Einen letzten Gottesdienst feiern die Gemeindemitglieder zum Erntedankfest im Herbst. Anschließend rollen die Abrissbagger an, um das Gelände freizulegen.

Die schnelle Entscheidung in diesen Tagen begründet Schäfer so: „Das Mauerwerk ist schon seit einigen Jahren brüchig. Feuchtigkeit dringt in das Gebäude. Nun hatten wir einen Totalschaden der Heizung. Es macht keinen Sinn mehr, noch einen Euro in eine neue Heizungsanlage hineinzustecken.“

Gebäude hat sich gesenkt

Das Kirchengebäude hatte schon keinen sicheren Grund mehr. Trockene Sommer sorgten für einen Wasserverlust des Bodens und damit zu einer Absenkung des Gebäudes. Die Tür zur Sakristei konnte gar nicht mehr geschlossen werden.

Eine Renovierung kam aus Kostengründen nicht mehr in Frage. Langfristig sah das Immobilienkonzept der Pfarrei vor zwei Jahren einen Abriss vor. Es werde kein Geld mehr in die Instandhaltung investiert, sagte Schäfer damals, versprach aber: „Wir bewirtschaften die Kirche so lange, bis sie endgültig auseinanderbricht.“ Der Ausfall der Heizung habe dem Kirchengebäude „den Rest gegeben“.

Neues Stadtteilzentrum möglich

Über den Gemeindestandort St. Johannes heißt es im Immobilienkonzept: „Die Gemeinde plant eine Kooperation mit dem evangelischen Bonhoefferzentrum, sodass langfristig eine Aufgabe der Gebäude am Standort St. Johannes ermöglicht wird. Auf der Fläche könnte ein Stadtteilzentrum in Zusammenarbeit mit der Jugendhilfe Werne und der Caritas für Beratungsangebote entstehen. Außerdem sollen die Grünflächen für eine Wohnbebauung vermarktet werden.“

Wie das Gelände genutzt werden kann, darüber hat Schäfer erste Gespräche mit der Stadt geführt. Möglich ist die Suche nach einem Investor: „Da ist nichts ausgeschlossen. Wohnungen könnten gebaut werden“, sagt der leitende Pfarrer. Über Vorschläge müssten die kirchlichen Gremien beraten.

600 Meter von der Pfarrkirche entfernt

Die zwischen 1959 und 1962 gebaute Kirche St. Johannes liegt nur 600 Meter von der Pfarrkirche St. Christophorus entfernt. Sie wurde errichtet, weil die Hauptkirche in der damals wachsenden Stadt zu klein geworden war.

In der Pfarrchronik heißt es über die Kirche St. Johannes: „Ihr moderner Saalbau erinnerte von außen weniger an ein Gotteshaus als an eine Fabrikhalle. Mit dieser Bauweise wollten die Architekten Benteler und Wörmann bewusst an die Arbeitswelt der Menschen anknüpfen.“

Spenden aus der Doppelkopfrunde der Geistlichen

Seitenansicht der St.-Johannes-Kirche mit ihrem markanten Kirchturm. | Foto: Johannes Bernard
Seitenansicht der St.-Johannes-Kirche mit ihrem markanten Kirchturm. | Foto: Johannes Bernard

Für den Kirchenbau gaben die Gemeindemitglieder viele Spenden. Bei Hochzeitsfeiern gingen Hüte herum. Der Kirchbauverein konnte sogar die Doppelkopfrunde der Werner Pfarrgeistlichen überzeigen, die erspielten Summen dem Kirchenbau zu übertragen.

Für Aufregung sorgten die Glocken im freistehenden Kirchturm, nachdem rund um die Kirche die Hochhäuser des Holtkamps entstanden waren. Denn das Geläut erschallt in den Etagen auf Kirchturmhöhe besonders laut. Daher erklang lange Zeit das morgendliche Angelus-Läuten in St. Johannes erst um 8 Uhr und damit relativ spät.

Anzeige