Erzbischof ist Flüchtlingsbeauftragter der Bischofskonferenz

Heße zum Wahlkampf: Hetze gegen Flüchtlinge ist unchristlich

Angesichts des Bundestagswahlkampfs kritisiert der Flüchtlingsbeauftrage der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Stefan Heße, Hetze gegen Flüchtlinge. Pauschale Hetzkampagnen seien „mit christlichem Geist nicht vereinbar“.

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Angesichts des Bundestagswahlkampfs kritisiert der Flüchtlingsbeauftrage der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Stefan Heße, Hetze gegen Flüchtlinge als unchristlich. „Wenn gegen Flüchtlinge gehetzt wird, wenn ihnen pauschal die Schutzbedürftigkeit abgesprochen wird, dann ist das mit christlichem Geist nicht vereinbar“, sagte Heße am Freitag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Einige politische Kräfte schienen sich mit Vorschlägen geradezu zu gefallen, die jegliches Mitgefühl vermissen ließen.

Der Hamburger Erzbischof verwies auf Forderungen nach einer „radikalen Ausweitung von Abschiebungen“. Parteien nannte er nicht; die AfD hatte zuletzt die Abschaffung des einklagbaren individuellen Asylrechts in jetziger Form verlangt.

 

Geregelte Zuwanderung nach Europa verlangt

 

Zu Forderungen, die Kirche solle sich aus der Politik heraushalten, betonte Heße: „Wo es um die Grundlagen der Gesellschaft geht oder um Unrecht, das Menschen angetan wird, da ist die Kirche gefordert.“ Wem eine Position der Kirche gefalle, der verlange weitere Äußerungen. Wer aber „etwas zu hören bekommt, das missfällt“, der bezweifele die Zuständigkeit der Kirche: „Dieses Spiel muss man nicht allzu ernst nehmen.“

Geregelt werden muss Heße zufolge die Zuwanderung nach Europa: „Als Kirche sagen wir: Wer Chaos an den Grenzen und auf den Wanderungsrouten vermeiden will, muss auch vermehrt legale und sichere Zugangswege eröffnen.“

 

Zahl ertrinkender Flüchtlinge „skandalös“

 

Die Politik tue zwar gut daran, „chaotische Verhältnisse, wie sie 2015 mancherorts geherrscht haben“, zu vermeiden. „Die derzeitige Gefahr besteht aber darin, dass aus einer Politik des notwendigen Ordnens und Kontrollierens eine Politik der Abschottung wird.“

Die Zahl der im Mittelmeer ertrunkenen Flüchtlinge sei „skandalös“. Wenn zugleich Staaten private Rettungsmissionen einschränkten, stünden sie „selbst in der Pflicht, die Menschen auf dem Meer zu schützen“. Wenn die Hilfe des Staates nicht wirksam genug sei, seien „ergänzende gesellschaftliche Aktivitäten legitim und notwendig“.

 

Dank für Flüchtlings-Helfer in Kirchengemeinden

 

Der Flüchtlings-Bischof dankte den vielen Menschen, die sich in den Kirchen und außerhalb weiterhin für Flüchtlinge engagierten: „Entscheidend ist, dass dem Willkommen-Heißen jetzt echte Integration folgt.“

Dabei müsse „das Unbehagen, das es in Teilen der Gesellschaft gibt“, ernst genommen werden. Heße nannte Ereignisse wie die Kölner Silvesternacht und Terroranschläge hätten das Sicherheitsgefühl vieler Menschen beeinträchtigt. Es sei jedoch „ungerecht, aus dem Verhalten einzelner auf die große Gruppe der Flüchtlinge zu schließen.“ Die Menschen müssten zugleich konkrete Probleme zur Sprache bringen können – etwa, wenn sich Stadtviertel oder Schulklassen wegen des Zuzugs von Flüchtlingen veränderten.

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