Bettina Roßkamp aus Velen veröffentlicht Trauer-Ratgeber

Hilfsangebote für verwaiste Eltern im Westmünsterland

Anlässlich des „Worldwide Candle Lighting“ am 9. Dezember gedenken weltweit Angehörige ihrer verstorbenen Kinder. In einer Broschüre gibt Bettina Roßkamp betroffenen Eltern Tipps, wie sie mit der Trauer umgehen können.

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„Trauer ist keine Krankheit, sie kann aber krank machen, wenn man sie nicht zulässt und nicht den richtigen Weg findet, mit ihr umzugehen“, heißt es einleitend in der Broschüre mit dem Titel „Ein Wegweiser in schweren Zeiten“. Das Heft hat Bettina Roßkamp aus Velen-Ramsdorf erstellt. Sie ist Mitglied des Gemeindeausschusses St. Walburga. Herausgeber der Broschüre ist die Pfarrei St. Peter und Paul in Velen.

Das Titelbild zeigt einen Sonnenuntergang oder einen Sonnenaufgang. Davor ist ein Holzkonstrukt zu sehen, das als Kreuz oder auch als Wegweiser gedeutet werden kann. Zu lesen ist ein Spruch von Irmgard Erath: „Trauer ist das Heimweh unseres Herzens nach dem Menschen, den wir liebten.“

 

Am 19. Lebenstag gestorben

 

Bettina Roßkamp (36) ist selbst betroffene Mutter und hat mit ihrem Mann Norbert die Kinder Kati (6) und Klara (1). Ihr zweites Kind Theo wurde 2015 mit einem schweren Herzfehler geboren. Die Ärzte hatten ihr Hoffnung gemacht, eine Operation werde Heilung bringen.

Die Operation gelang allerdings nicht, Theo ist an seinem 19. Lebenstag gestorben. Das habe die ganze Familie rat- und sprachlos gemacht. „Wenn das eigene Kind stirbt, weiß man nicht, wie es weitergehen soll“, meint die junge Mutter. Beim „Worldwide Candle Lighting“ am 9. Dezember gedenken Angehörige ihrer verstorbenen Kinder.

 

Suche nach Begleitung

 

Sie habe Hilfe gesucht und durch die Vermittlung einer Trauerbegleiterin der Caritas letztlich eine Selbsthilfegruppe für verwaiste Eltern von Sternenkindern in Dorsten gefunden, sagt Bettina Roßkamp. Gemeinsam mit ihrem Ehemann Norbert hat sie die Trauergruppe besucht, bei der sich verwaiste Mütter und Väter einmal monatlich treffen. Die Leitung übernimmt eine selbst betroffene Mutter, unterstützt durch ihren Ehemann, was gerade auch für verwaiste Väter sehr hilfreich sein kann.

Unter dem Eindruck der sich schwierig gestalteten Suche nach Hilfe in einem solch speziellen Todesfall kam Bettina Roßkamp die Idee, selbst Adressen und Anlaufstellen zusammenzutragen, die nicht nur verwaisten Eltern, sondern allen Trauernden in einer solch schwierigen Situation weiter helfen können.

 

Suche nach Informationen

 

Sie hatte zunächst einen Flyer im Sinn, daraus ist dann aber Hochglanzheft mit zahlreichen Informationen auf 28 Seiten im DIN 5-Format geworden. „Ich habe viele Menschen angesprochen und Institutionen angeschrieben“, sagt Roßkamp. Hinweise gab auch Ortspfarrer Karl Döcker. Adressen lieferten der Trauertreff der Katholischen Frauengemeinschaft (KFD) in Gescher, der Förderverein Hospizbewegung Westmünsterland und Sternkindergruppen für verwaiste Eltern.

Aber nicht nur Betroffene aus der Gemeinde erhalten dort Rat und Hilfe. So finden sich die Kontaktadressen der katholischen und evangelischen Kirchengemeinden von Borken bis Gescher, von Raesfeld bis Velen. Der Förderverein Hospizbewegung Westmünsterland, der derzeit das Hospiz im Valkenhof plant, stellt sich ebenso vor wie das Hospiznetzwerk im Kreis Borken.

 

Großes Netzwerk im Kreis Borken

 

Umfangreich sind die Angebote des Caritasverbands im Bereich der Trauerbegleitung. Speziell für Kinder und Angehörige sind die Unterstützungsangebote des ambulanter Kinder- und Jugendhospizdienstes von Omega Bocholt.

Weitere Informationen zur Trauerbegleitung gibt es für jung Verwitwete in Dülmen, den Trauertreff in Gescher oder die Ehe-, Familien- und Lebensberatungen in Borken, Coesfeld, Ahaus und Bocholt sowie das Trauercafé Lichtblick der KFD in Ahaus oder die Trauerbrücke der Caritas in Borken.

 

Besondere Grabstellen auf dem Friedhof

 

„Ich habe dich in meine Hand geschrieben, du bist mein“, dieser Spruch aus Jesaja 49 liest man an der Sternenkinder-Grabstelle auf dem Ramsdorfer Friedhof, die 2015 eröffnet wurde. Dort finden Eltern, Geschwister, Großeltern und Betroffene einen Ort der Trauer, wo fehlgeborene Kinder sonst keine Grabstätte finden.

„Ich habe in vielen Gesprächen nach dem Tod meines Kindes große Hilfe gefunden“, sagt Bettina Roßkamp, die auch anderen Betroffenen wünscht, im Trauerfall jemanden zu finden, der zu einem Gespräch bereit ist. „Das müssen keine ausgebildeten Fachleute sein, das können Freunde sein oder auch eine Trauergruppe.“

 

Verwaisten-Reha

 

Ihr habe die Verwaisten-Reha mit Familie in Tannheim im Schwarzwald sehr geholfen. Da werde die ganze Familie in den Blick genommen. Allerdings sei die Genehmigung durch die Sozialträger schwierig zu erlangen.

Die Broschüren liegen in den Einrichtungen der Pfarrei aus. Interessierte können ein Exemplar gegen eine Spende auch im Velener Pfarrbüro bestellen.

Aus dieser Reha hat sie einen Brauch mitgebracht: Eine schön gestaltete Kerze wandert jeweils zu den Geburtstagen der verstorbenen Kinder von Familie zu Familie durch ganz Deutschland. So wird die Erinnerung aufrecht erhalten, dass niemand in der Trauer allein ist. Inzwischen hat Roßkamp nicht nur das Hilfe-Heft herausgebracht, sie strebt selbst eine Ausbildung zur Trauerbegleiterin an.

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