Bitte um „doppelte Großherzigkeit“ bei bevorstehender Kollekte

Hilfswerk setzt im Weltmissionsmonat auf digitale Solidarität

  • Der Missio-„Weltmissionsmonat“, die weltweit größte Solidaritätsaktion der Katholiken, ist heute in Mainz eröffnet worden.
  • Anders als sonst werden in diesem Pandemie-Jahr keine Gäste aus den missio-Partnerländern deutsche Gemeinden besuchen.
  • Das Hilfswerk lädt am 25. Oktober zum Livestream „missio@home“, um „die Solidarität ins Digitale zu übertragen“.

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Ungewöhnliche Zeiten erfordern ungewöhnliche Maßnahmen - das hat sich auch das katholische Hilfswerk Missio Aachen mit Blick auf den „Weltmissionsmonat“ im Oktober gedacht: Erstmals hat es gemeinsam mit internationalen Partnern der rund 120 Missio-Werke in aller Welt einen Kurzfilm produziert, der auf der Homepage zu sehen ist. Die Botschaft von „#Zusammenhalten“: Kirchlich Engagierte aus allen Kontinenten bleiben auch in Zeiten von Corona an der Seite bedürftiger Menschen. Zugleich ruft der Film dazu auf, die bundesweite Kollekte zum Sonntag der Weltmission am 25. Oktober zu unterstützen.

Die weltweit größte Solidaritätsaktion der Katholiken ist an diesem Sonntag (4. Oktober) in Mainz für Deutschland gestartet worden, wo im Dom der Eröffnungsgottesdienst mit Bischof Peter Kohlgraf stattfand. Kohlgraf sagte, Gott stehe auf der Seite der Armen, „und er nimmt die Besitzenden in die Pflicht“. Gott fordere Solidarität und Nächstenliebe, „weil alle Menschen eine Familie sind“, sagte der Bischof in dem Gottesdienst, der per Livestream übertragen wurde.

 

Wegen Corona musst Kampagne „neu gestrickt“ werden

 

Der Kurzfilm ist nicht das einzige digitale Angebot zu der Solidaritätsaktion. Laut Missio-Sprecher Johannes Seibel war es ein kleines Abenteuer, mit Menschen aus so vielen Kulturen einen Film zu machen. Am Beispiel Corona wecke er ein Bewusstsein für das starke weltweite Netzwerk der Missio-Werke. Unterstützt wird insbesondere die Kirche in Afrika, Asien und Ozeanien, damit sie dort pastorale und soziale Arbeit leisten kann.

Eigentlich sollte der interreligiöse Dialog im Zentrum des Weltmissionsmonats stehen, aber Corona habe „alles durcheinander gewirbelt“, sagt Seibel. Binnen drei Monaten sei die Kampagne „neu gestrickt“ worden. Nun steht die Aktion unter dem Leitwort „Selig, die Frieden stiften - Solidarisch für Frieden und Zusammenhalt“.

 

Mehr Vertrauen zur Kirche als zur Regierung

 

In diesem Jahr steht kein einzelnes Beispielland im Fokus der Aktion, sondern eine ganze krisengeschüttelte Region: Westafrika. Lange lebten die Menschen verschiedener Religionen und Ethnien dort friedlich zusammen. Zunehmend werden die Länder der Sahelzone jedoch zum Schauplatz von Anschlägen und islamistischer Gewalt. Die Corona-Pandemie hat diese Lage noch verschärft. In Ländern wie Nigeria, Niger, Mali, Senegal oder Burkina Faso ist es die Kirche, die den Menschen bei medizinischen und pastoralen Bedürfnissen beisteht und den Kampf gegen Corona führt. „Die Menschen dort vertrauen kirchlichen Mitarbeitern oft mehr als der Regierung“, sagt der Präsident von missio Aachen, Dirk Bingener.

Anders als sonst werden in diesem Pandemie-Jahr keine Gäste aus den missio-Partnerländern deutsche Gemeinden besuchen. Kein Grund für missio, nicht dennoch am Weltmissionssonntag mit ihnen ins Gespräch zu kommen: Das Hilfswerk lädt am 25. Oktober zum Livestream „missio@home“ mit missio-Präsident Bingener, missio-Botschafterin Patricia Kelly, WDR-Moderatorin Gisela Steinhauer und Videoeinspielungen internationaler Gäste, um „die Solidarität ins Digitale zu übertragen“. Interessierte können per Chat Rückfragen stellen und an Aktionen teilnehmen. Eine Premiere, auch für Seibel: „Das ist der erste digitale Weltmissionssonntag in unserer Geschichte“.

 

Finanzielle „doppelte Katastrophe“ erfordert „doppelte Großherzigkeit“

 

Am Donnerstag wurde bereits der nigerianische Erzbischof Ignatius Kaigama mit einem Videostatement zur Pressekonferenz in Mainz zugeschaltet. Er sprach von einem „Gefühl der Verzweiflung“ angesichts wirtschaftlicher Notlagen wegen der Corona-Pandemie. Aufgeben wolle man aber nicht.

Eine besondere Herausforderung sind in diesem Jahr die Kollekten zum Weltmissionssonntag in Deutschland und rund 100 weiteren Ländern, mit denen die kirchliche Arbeit in den ärmsten Ländern unterstützt werden soll. Denn weltweit werden coronabedingt weniger Gottesdienstbesucher kommen und damit Einbußen bei dieser Kollekte erwartet. In den Ländern, in denen die Partner von Missio arbeiten, gibt es zudem keine Kirchensteuer. Sie finanzieren ihre Arbeit zumeist aus ihren eigenen lokalen Kollekten, die ebenfalls deutlich geringer ausfallen. Das sei eine finanzielle „doppelte Katastrophe“, so Bingener. Er bat die Christen in Deutschland deshalb um „doppelte Großherzigkeit“.

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