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Kirchliche Hilfswerke werteten „Fratelli tutti“ als Rückendeckung für Menschen, die gegen nationale Alleingänge und ein allein an Profit und Wachstum orientiertes Wirtschaftssystem kämpfen. Die Enzyklika komme mehr als zur rechten Zeit, meint Misereor-Hauptgeschäftsführer Pirmin Spiegel. Die Reaktionen auf das Papstschreiben sind durchweg positiv.
Kirchliche Hilfswerke werteten die am Sonntag veröffentlichte Enzyklika „Fratelli tutti“ als Rückendeckung für Menschen, die gegen nationale Alleingänge und ein allein an Profit und Wachstum orientiertes Wirtschaftssystem kämpfen. Die Enzyklika sei eine konkrete Handlungsanweisung für eine globale Neuorientierung, erklärte das katholische Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat in Essen.
Hauptgeschäftsführer Pater Michael Heinz betonte, der Papst werde etwa bei Themen wie den Militärausgaben und der Migration sehr konkret. Mit Blick auf die Migrationsbewegungen in Lateinamerika betone Franziskus das Recht jedes Menschen, einen Ort zu finden, wo er seine Grundbedürfnisse befriedigen und sich entwickeln kann.
Misereor: Enzyklika kommt mehr als zur rechten Zeit
Das katholische Entwicklungshilfswerk Misereor erklärte, die Enzyklika unterstütze alle, die sich jenseits von Religions- und Landesgrenzen für den Erhalt der Schöpfung einsetzten und Menschenrechtsverletzungen anprangerten. „Angesichts der aktuellen weltpolitischen Situation mit existenziellen Krisen wie dem Klimanotstand, brennenden Regenwäldern, 690 Millionen chronisch Hungernden, schutzlosen Geflüchteten und der die weltweiten Missstände nochmals offenlegenden Corona-Pandemie kommt die Enzyklika mehr als zur rechten Zeit“, sagte Hauptgeschäftsführer Pirmin Spiegel.
„Wir sind Kirche“: Ein visionäres Rundschreiben
Die Initiative „Wir sind Kirche“ sprach von einem visionären Rundschreiben. „Es ist ein grundlegendes Umsteuern notwendig“. Das gelte für die Politik, aber auch für Religionen. Auch in der Lehre der katholischen Kirche sei ein Handlungswechsel nötig - etwa mit Blick auf die Rolle der Frauen, denen der Papst die gleiche Würde und die gleichen Rechte zuschreibe.
Aus Sicht der Stiftung Weltethos liegt die Enzyklika „ganz auf der Linie“ des vom Schweizer Theologen Hans Küng 1990 initiierten Projektes. Die Ausführungen zu gleichen Rechten und Pflichten aller, die Kritik an den Auswüchsen globaler Wirtschaft und das Plädoyer für eine dialogfähige und von Werten getragene Weltordnung erinnerten an Kernanliegen des Projekts, erklärte der Generalsekretär der Stiftung, Stephan Schlensog. Franziskus sehe die Religionen im Dienst an der „Geschwisterlichkeit in der Welt“.
Reaktionen auf Papst-Enzyklika „Fratelli tutti“ in Zitaten
Ein „eindringlicher Appell für weltweite Solidarität und internationale Zusammenarbeit“
- Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing
„So analysiert der Papst ganz klar, dass die Corona-Pandemie unsere 'falschen Sicherheiten' offenlegte und es kein 'Weiter so, wie vorher' geben kann, sondern ein umfassend neues Denken und daraus folgendes Handeln einer geeinten Menschheitsfamilie dringlich vonnöten ist. Denn: 'Das Rette sich, wer kann' wird schnell zu einem 'Aller gegen alle', und das wird schlimmer als eine Pandemie sein.“
- Der Münchner Kardinal Reinhard Marx
„Der Traum der Geschwisterlichkeit und der Sozialen Freundschaft, den Franziskus vorlegt, ist urbiblisch, urchristlich und die Medizin für eine kranke Welt.“
- Der Wiener Kardinal Christoph Schönborn
„Papst Franziskus möchte uns begeistern und inspirieren, uns die weltweite Sehnsucht nach Geschwisterlichkeit zu eigen zu machen und zu verwirklichen, ganz im Sinne des Titels: fratelli tutti: Wir sind alle Geschwister.“
- Der Hamburger Erzbischof Stefan Heße
„Wir brauchen, und der Papst wird hier auch sehr konkret, eine neue Weltordnung, die von einer Haltung der Geschwisterlichkeit, der Solidarität und der Gerechtigkeit geprägt sein muss.“
- Der Münsteraner Bischof Felix Genn
„Angesichts der aktuellen weltpolitischen Situation mit existenziellen Krisen wie dem Klimanotstand, brennenden Regenwäldern, 690 Millionen chronisch Hungernden, schutzlosen Geflüchteten und der die weltweiten Missstände nochmals offenlegenden Corona-Pandemie kommt die Enzyklika des Papstes mehr als zur rechten Zeit.“
- Pirmin Spiegel, Hauptgeschäftsführer von Misereor
„Fratelli tutti kann eine Zeitenwende markieren: Packen wir alle es endlich an! Wir haben keine Zeit mehr zu verlieren.“
- Pater Michael Heinz, Hauptgeschäftsführer des Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat
„Die KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche hofft, dass dieser sehr eindringliche visionäre Appell für ein neues Handeln, das am Gemeinwohl der Menschheit ausgerichtet ist, weltweit Beachtung findet. Es ist ein grundlegendes Umsteuern notwendig - in der eigenen Kirche, in den anderen Kirchen und Religionen und vor allem auch bei den politischen Verantwortungsträgern.“
- Die Initiative Wir sind Kirche