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Sprache ist essenziell für einen internationalen Orden wie die Mauritzer Franziskanerinnen. Eine geistliche Serie im Heiligen Jahr.
Kürzlich haben wir an Pfingsten die Geburtsstunde der Kirche gefeiert. Der Text des Evangeliums fasziniert jedes Jahr aufs Neue: Voller Furcht hatten sich die Jünger versammelt und versteckt. Dann kam der Heilige Geist wie mit Feuerzungen auf sie herab, ermutigte und inspirierte sie. Die Jünger begannen zu predigen, und das Wunder geschah: „Jeder hörte sie in seiner Sprache reden.“
Dieser Hinweis macht deutlich, dass die Sprache schon immer eine große Bedeutung für die Verkündigung der frohen Botschaft hatte, zuerst im Vielvölkerstaat Israel, der damals zum römischen Weltreich gehörte.
Ein Pfingstwunder für Missionsreisen?
Franziskus von Assisi, unser Namenspatron, und die Brüder seiner Gemeinschaft hätten sich wohl auch manchmal ein solches Pfingstwunder gewünscht. Sie waren erfüllt davon, die Botschaft Jesu in der Welt zu verbreiten und Zeugnis zu geben durch ihr einfaches Leben nach dem Evangelium, im Dienst Gottes und der Menschen.
Noch zu Lebzeiten des Heiligen brachen sie von Assisi aus in die ganze Welt auf, meist zu zweit oder in kleinen Gruppen. Aber ihr Glaube und ihr Mut waren deutlich größer als ihre Weltkenntnis, so dass einige Missionsreisen scheiterten.
Die gescheiterte Reise
So auch 1219, als etwa 60 Brüder über die Alpen ins heutige Deutschland zogen, ohne die dortige Sprache zu sprechen. Ob sie Unterkunft und Nahrung bräuchten, fragte man sie. Sie versuchten es mit „Ja“ und wurden freundlich aufgenommen. Die Brüder beschlossen, nunmehr jede Frage mit „Ja“ zu beantworten.
Ob sie Ketzer seien? „Ja!“ antworten sie und waren erstaunt, dass sie mit Schimpf und Schande davongejagt wurden. Eine misslungene, aber lehrreiche Begegnung.
Schließlich Erfolg in Deutschland
Als die Brüder zwei Jahre später wieder über die Alpen zogen, war ihre Mission dank sorgfältiger Vorbereitung und besserer Sprachkenntnisse erfolgreich: Mit der Niederlassung in Augsburg 1221 begann die Geschichte der Franziskaner in Deutschland.
Auch für uns Mauritzer Franziskanerinnen hatte die Sprache schon immer eine große Bedeutung. So war es schon 1875, als 20 unserer jungen Ordensfrauen nach Amerika gingen – ausgebildete Krankenschwestern ohne Englischkenntnisse, die sich anfangs hauptsächlich um die Versorgung deutscher Einwanderer kümmerten.
Ordensfrauen lernen mit Grundschulkindern
Nach kurzer Zeit empfanden sie die Sprachbarriere als so hinderlich für ihren Dienst, dass sie zusammen mit Grundschulkindern die Schulbank drückten und Englisch lernten. Die neue Sprachkompetenz half ihnen dabei, die Amerikanische Provinz aufzubauen, Krankenhäuser zu gründen und die erste katholische Krankenpflegeschule der USA.
Sie half natürlich auch bei der Verkündigung ihres Glaubens. Auch bei weiteren Missionen in Europa, Ostasien, Afrika und Indien stellte sich für unsere Schwestern die Aufgabe der Verständigung immer wieder neu.
Englisch als Sprache des Ordens