Wie 534 Schülerinnen der Marienschule in Xanten die Krise meistern

Home-Schooling wegen Corona? "Klappt prima!"

Weil alle Schulen wegen Corona geschlossen sind, machen die Schülerinnen und Schüler Home-Schooling, werden digital mit Aufgaben versorgt. Wie das klappt, sagt Konrektorin Ute Heinrich von der Marienschule in Xanten.

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„Wir erleben neue Zwänge und machen neue Erfahrungen“, sagt Ute Heinrich, nachdem die Xantener Marienschule aufgrund der Corona-Krise die Pforten geschlossen hat. Die 49-jährige Konrektorin ist optimistisch. „Wir sind gut in die unterrichtslose Zeit gestartet“ meint sie. Lediglich eine Schülerin befindet sich in der Notbetreuung, weil die Eltern im Gesundheitssystem arbeiten. Zwei Kollegen betreuen das Mädchen, damit die Eltern in ihren wichtigen Arbeitsgebieten tätig bleiben können. 534 Schülerinnen lernen ab sofort zu Hause vor ihrem Computer. „Und das geht sehr reibungslos“, beschreibt Heinrich die Situation.

Die Marienschule hat, wie die anderen kirchlichen Schulen, Zugang zur Plattform „Schulbistum“, einer Lern- und Kommunikationsplattform. „Wir arbeiten schon lange damit“, sagt Heinrich. „Diese Plattform war bisher sehr hilfreich. Jetzt nutzen wir sie offensiv“, so die Konrektorin, die seit 2001 als Lehrerin an der Marienschule tätig ist und seit 2016 als stellvertretende Schulleiterin. Und dann zitiert sie von der Plattform, dass man durch diese innovative Mediennutzung das Lernen im Internet im Zeitalter des digitalen Wandels optimieren könne. „Und“, ergänzt Heinrich, „völlig datenschutzkonform. Denn die entsprechenden Server befinden sich in Deutschland.“ Sie grinst ein wenig.

 

„Lena: Vokabeltest um 9.15 Uhr erledigt“

 

Ute Heinrich Ute Heinrich ist seit 2016 stellvertretende Leiterin der bischöflichen Marienschule in Xanten. | Foto: Jürgen Kappel

Heinrich übersetzt die medienpädagogische Formulierung und wird konkret: „Durch diese Plattform ist die Schule hier in Xanten und sind alle kirchlichen Schulen im Bistum verknüpft“, sagt sie. „Wir sind als Marienschule mit den anderen Schulen über das Internet verbunden und können untereinander Unterrichtsmaterialien austauschen. Das hat in diesen Zeiten sehr praktische und hilfreiche Auswirkungen“, sagt sie und fährt fort: „Alle Schülerinnen der Marienschule können mit allen Lehrerinnen und Lehrern korrespondieren.“

Jede Schülerin hat eine eigenen Mailadresse an der Schule. Der Zugang ist am Ende der Unterrichtszeit noch einmal überprüft worden. Per Mail werden die Aufgabenpakete von den Lehrern in kleinen Portionen verschick. Und die Schülerinnen werden so informiert, bis wann die Aufgaben fertig sein müssen. „Hier zum Beispiel“, sagt sie, „Lena: Vokabeltest um 9.15 Uhr erledigt. Das Mädchen hat die Aufgabe erledigt, und ich weiß als Lehrerin Bescheid. Die Schülerin lernt außer den fremdsprachigen Vokabeln auch den Umgang mit digitalen Medien. Nicht schlecht.“ 

 

Literaturtagebuch für die Zeit nach Corona

 

Die Schülerinnen haben mit diesem Verfahren die Möglichkeit, von zu Hause aus auf schulische Informationen und auf Mails von ihren Lehrern zuzugreifen und damit zu arbeiten. Ute Heinrich öffnet eine Seite der Plattform und zeigt auf eine Struktur. „Jede Schülerin hat einen virtuellen Schreibtisch vor sich, auf den nur sie Zugriff hat. Die Mails mit den Aufgaben und die entsprechenden Lösungen sieht nur sie. Auch die Lehrinnen und Lehrer können ihre entsprechenden Klassen und Kurse einsehen, Arbeitsaufträge rausschicken und die eingehenden Aufgaben korrigieren,“ beschreibt Heinrich das Verfahren.

Sie nennt ein Beispiel aus dem Deutschunterricht: Eine Schulklasse liest einen bestimmten Text. Die Mädchen bekommen von ihren Lehrern Arbeitsaufträge, die sie zu Hause erledigen müssen. Die fertigen Arbeitsblätter heften sie in einem Literaturtagebuch ab und bringen das nach der Auszeit zum Unterricht mit. Auf diese Weise können die Lehrer und die Schülerinnen nahtlos an den virtuellen Unterricht anknüpfen. „Als Lehrerin wähle ich natürlich ein dem Alter der Schülerinnen angemessenes Unterrichtsmodell. Je älter sie sind, desto freier ist das Verfahren.“ Sie gestalte mit den Mädchen Projekte, lässt Powerpoints anfertigen und erstellt bestimmte Aufgaben für die Lektüre. Das sind sie nach ihrer Erfahrung aus dem Unterrichtsalltag gewöhnt.

 

Musik: Einzelprobe fürs Gesamtwerk

 

„Wir sind zwar, wie gefordert, auf Distanz und bleiben doch ständig in Kontakt“, sagt Heinrich. Außerdem biete diese Form die Chance, neue Unterrichtsformen für die Zukunft zu erarbeiten. Das betreffe alle Fächer. Nicht nur die Hauptfächer wie Deutsch, Englisch oder Mathematik. Auch Geografie und Musik könnten so beispielsweise unterrichtet werden. Eine Kollegin habe Noten an unterschiedliche Gruppen in der Klasse zum Üben auf bestimmten Instrumenten geschickt und werde das gesamte Stück dann mit allen zusammen einüben.

Online lernen bedeutet nach ihrer Meinung den Unterricht auf neue Weise zu erleben. „Trotz Krise können wir weiterarbeiten.“ Die Resonanz sei gut. Die Vorsitzende der Schulpflegschaft habe schon gemailt, dass dieses Verfahren richtig rund laufe und auch an der Kasse im Supermarkt sei sie angesprochen worden, die Tochter sitze zu Hause und lerne Englisch, während sie als Mutter einkaufen könne. Diese digitale Form des Unterrichts helfe den Familien in der Corona-Krise, ihren häuslichen Alltag zu entzerren und zu entlasten. Gerade in diesen Krisenzeiten müsse die Schule ein verlässlicher Partner sein, meint Heinrich. „Das gilt für kirchliche Schulen in besonderer Weise.“

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