SEXUALMORAL

Homosexualität: Bischofs-Beauftragter Schepers kritisiert Kardinal Müller

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Gerhard Ludwig Müller will, dass die Kirche strenger mit Homosexuellen umgeht. Ludger Schepers, Beauftragter der Bischofskonferenz, widerspricht.

Von KNA

 

Der Queer-Beauftragte der Deutschen Bischofskonferenz, Ludger Schepers, distanziert sich von Äußerungen von Kardinal Gerhard Ludwig Müller zu Homosexuellen. "Es ist an der Zeit, dass die Kirche sich auf das Wesentliche besinnt - auf die Würde jedes einzelnen Menschen und auf die Liebe, die alle Grenzen überwindet", sagt der Essener Weihbischof der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

Es sei sehr bedauerlich, dass Müller die Zeit der Sedisvakanz verstärkt nutze, um seine Sichtweise der Kirche vorzutragen und einen härteren Umgang mit homosexuellen Menschen zu fordern, so Schepers. Immer wieder melde sich der Kardinal mit Verurteilungen und einer engen Sichtweise zu Wort.

Was Kardinal Müller gesagt hatte

Schepers betont stattdessen: "Für mich liegt die Kraft der Kirche nicht in der Verurteilung oder in starren Dogmen, sondern in der Hinwendung zum Menschen - in Liebe, Mitgefühl und Akzeptanz." Die Botschaft Jesu sei eine Botschaft der Barmherzigkeit, nicht des Ausschlusses.

Müller hatte der Zeitung "La Stampa" gesagt, er erwarte vom neuen Papst eine Kurskorrektur im Umgang der Kirche mit Homosexuellen. Eine Gleichstellung homosexueller Partnerschaften mit der Ehe widerspreche "völlig der Lehre der Bibel", so der 77-Jährige. "Wir können nicht die Gender-Ideologie akzeptieren, die der Lehre der Kirche widerspricht." 

Schepers zur "Gender-Ideologie"

Schepers wendet sich gegen eine Verurteilung der sogenannten Gender-Ideologie: Sie sei "kein monolithisches Konzept, das es zu bekämpfen gilt, sondern beschreibt vielmehr die Vielfalt menschlicher Empfindungen und Erfahrungen. Menschen lieben, fühlen und wollen geliebt werden - unabhängig von ihrer Geschlechtsidentität".

Müller sollte sich nach den Worten des Weihbischofs fragen, "ob seine Worte wirklich im Sinne Jesu sind, der die Liebe und Annahme in den Mittelpunkt stellte und niemanden diskriminierte". Papst Franziskus habe gezeigt, wie "die verbeulte Kirche sich den Menschen zuwenden muss: ehrlich, barmherzig, nahbar und authentisch. Auch wenn Papst Franziskus auf gestellte Fragen nicht immer alles so eindeutig beantwortet hat, so war seine Bereitschaft, auf die Sorgen und Nöte der Menschen einzugehen, beispielhaft."

Umgang mit Homosexualität: Vorbild Franziskus

Es sei wichtig, dass die Kirche sich an diesem Vorbild orientiere und als eine Gemeinschaft sehe, die sich den Menschen zuwende, so Schepers. "Das wünschte ich mir auch für den nächsten Papst, um das Vertrauen der Gläubigen zu stärken und den Weg in eine hoffnungsvolle Zukunft zu ebnen. Das Kapitel Franziskus ist in der Kirchengeschichte hoffentlich noch nicht abgeschlossen, so wie es Kardinal Müller sieht."

Mit dem englischen Wort queer bezeichnen sich Menschen, die nicht heterosexuell sind oder deren geschlechtliche Identität nicht mit gesellschaftlichen Rollenbildern übereinstimmt. Unter ihnen sind Personen mit gleichgeschlechtlicher Orientierung die wohl größte Gruppe.

 

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