Bald auch eingetragene gleichgeschlechtliche Partnerschaften in Polen?

Warschauer Kardinal: „Gewisse Toleranz“ bei Partnerschaftsgesetz

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Von KNA, jjo

Polen bereitet als einer der letzten EU-Staaten die Einführung eingetragener gleichgeschlechtlicher Partnerschaften vor. Der Warschauer Kardinal Nycz plädiert für eine „gewisse Toleranz“. Das wiederum muss sein Pressesprecher klarstellen.

Der Warschauer Kardinal Kazimierz Nycz sorgt in Polen mit Aussagen zu einem liberalen Partnerschaftsgesetz für Aufsehen. Es solle seitens der Kirche eine „gewisse Toleranz“ für den Wunsch von Menschen geben, Partnerschaften per zivilem Vertrag leichter schließen und lösen zu können, sagte er am Mittwochabend in einem Interview. Der Sprecher des Erzbistums Warschau betonte am Donnerstag jedoch, die Aussage zu zivilen Partnerschaften dürfe in keiner Weise als Unterstützung eines entsprechenden Gesetzentwurfs verstanden werden.

Der Kardinal habe im Interview des Fernsehsenders „Polsat News“ erklärt, „dass die katholische Kirche sich nicht an der Ausarbeitung des Gesetzes beteiligen oder sich in sie einmischen wird“, so Pressesprecher Przemyslaw Sliwinski. Nycz sei aber der Ansicht, dass die Bischofskonferenz in dieser Angelegenheit ihre eigene Position beziehen werde.

Sprecher: Partnerschaftliche Beziehung ist „Sünde“

„Die Wahl der ,partnerschaftlichen Beziehung' als Lebensform für Katholiken bleibt moralisch unzulässig - sie ist eine Sünde“, heißt es in der Mitteilung. Christus habe den Gläubigen nur die Ehe als lebenslange Verbindung zwischen Mann und Frau als Form des Zusammenlebens aufgezeigt.

Gleichstellungsministerin Katarzyna Kotula von der Partei „Neue Linke“ hatte jüngst den Entwurf eines Partnerschaftsgesetzes veröffentlicht. Zwei volljährige Personen sollen demnach unabhängig von ihrem Geschlecht ihre Beziehung beim Standesamt eintragen lassen können. Sie würden damit unter anderem im Steuer- und Erbrecht sowie bei der Wahl des Nachnamens Ehepaaren gleichgestellt. Eine gemeinsame Adoption von Kindern bliebe ihnen verwehrt. In der Mitte-Links-Koalition von Ministerpräsident Donald Tusk stößt der Gesetzentwurf auf Widerstand aus der konservativen Partei PSL.

Mehrheit in Polen für eingetragene Lebenspartnerschaft

Nycz hatte im Interview betont, die Ehe, insbesondere die kirchliche Ehe, müsse von anderen Arten von Beziehungen unterschieden werden. Polen ist einer von nur fünf EU-Staaten, die weder gleichgeschlechtliche Eheschließungen noch die amtliche Eintragung von schwulen und lesbischen Partnerschaften zulassen. In Umfragen befürwortete zuletzt eine Mehrheit der Bevölkerung die Einführung einer eingetragenen Lebenspartnerschaft für homosexuelle Paare.

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