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Bisher untersagt der Vatikan die Weihe homosexueller Männer zu Priestern. Unter welchen Umständen sich daran in Deutschland etwas ändern könnte.
Der Fuldaer Bischof Michael Gerber ist offen für schwule Männer in deutschen Priesterseminaren. Dem Portal katholisch.de sagte Gerber, entscheidend sei die Frage, ob ein Priesteramtskandidat zu einer „Integration der eigenen Sexualität“ finde, sodass er zu einer ehelosen Lebensform Ja sagen könne. Gerber ist Vorsitzender der Kommission für Geistliche Berufe und Kirchliche Dienste der Deutschen Bischofskonferenz.
Bereits in Einstellungsgesprächen werde thematisiert, dass es im Seminar Männer mit unterschiedlicher sexueller Orientierung gibt, erklärte Gerber. Niemand solle seine eigene Sexualität abspalten - „nach dem Motto: Was nicht sein darf, gibt es nicht“. Das tue weder dem Menschen noch der Pastoral gut, so der Bischof. Unter seiner Leitung wird aktuell eine neue Rahmenordnung für die Priesterausbildung in Deutschland („ratio nationalis“) erarbeitet.
Gerber: Einigkeit in Kontakten mit dem Vatikan
Die Frage, ob jemand so reifen könne, dass Seelsorge in einer inneren Freiheit geschehe und nicht sexuell konnotiert werde, sei auch für die Missbrauchsprävention entscheidend und gelte für jede Form der sexuellen Orientierung. Weiter sagte Gerber: „Wir brauchen ein Klima, dass der Einzelne sich in geschützten Räumen mit der eigenen Sexualität auseinandersetzen kann und sie in seine Persönlichkeit integriert. Da war ich mir auch im Kontakt mit römischen Stellen innerhalb der Arbeit an der ratio sehr einig.“
Grundlegend für die Ausbildung zum Priester sei die menschliche Reife. „Hat jemand ein realistisches Bild von sich und seiner Umwelt? Ist er in der Lage, Beziehungen so zu gestalten, dass sie sein Gegenüber und ihn selbst in eine größere Freiheit führen?“
Geistliches Leben „nicht im luftleeren Raum“
Sei das nicht der Fall, könne man keine Seelsorge betreiben. Außerdem müssten Priesteramtskandidaten in der Lage sein, auch mit Andersdenkenden in einer pluralen Gesellschaft in den Diskurs zu treten.
Damit das geistliche Leben nicht im luftleeren Raum, getrennt vom weltlichen Erleben stattfinde, würden junge Männer innerhalb ihrer Ausbildung in sozialen Einrichtungen hospitieren. „Die Erfahrungen daraus können dann ins geistliche Leben einfließen“, so Gerber.