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Eine Novelle der italienischen Bischofskonferenz zur Priesterausbildung hat zuletzt für Aufregung gesorgt. Diese war offenbar nicht berechtigt.
Doch keine Öffnung der Priesterseminare für Homosexuelle in Italien? Ein Sprecher der italienischen Bischofskonferenz bestätigte gegenüber Kirche+Leben Äußerungen des zuständigen Präsidenten der Kommission für den Klerus und das geweihte Leben, Stefano Manetti, in der katholischen Zeitung „Avvenire“ vom vergangenen Freitag, die das nahelegen.
Nationale und internationale Beobachter hatten Paragraf 44 der neuen Leitlinien für die Priesterausbildung als Lockerung der Zugangsregeln für homosexuelle Männer interpretiert. Wenn es um „homosexuellen Neigungen“ gehe, müssten diese „wie bei jedem Kandidaten […] im Gesamtrahmen der Persönlichkeit des jungen Menschen“ erfasst werden. Homosexuelle, die sich für die Keuschheit und den Zölibat entschieden, könnten demnach die Priesterweihe empfangen. „Das ist keine korrekte Lesart“, so Manetti. Der Paragraf bestätige lediglich die Position des Lehramts. Einige „Presseorgane“ hätten ihn nur „teilweise und ohne Kontext“ gelesen, heißt es darüber hinaus im Bericht.
Die „wirkliche Neuheit“ des Dokuments bestünde darin, dass es die Notwendigkeit der „Unterscheidung“ betone. Man wolle Personen jenseits üblicher Kategorisierungen bei der „Wahrheitsfindung bezüglich ihrer sexuellen Orientierung“ begleiten, so Manetti.
Neue Leitlinien für die Priesterausbildung
Am 9. Januar hatte die italienische Bischofskonferenz neue Leitlinien für die Priesterausbildung veröffentlicht. Sie waren bereits im November 2023 von der Generalversammlung der italienischen Bischofskonferenz angenommen und am 8. Dezember 2024 vom Dikasterium für den Klerus bestätigt worden. Die sogenannte „Ratio nationalis“ ersetzt eine Version von 2006 und gilt für drei Jahre ad experimentum („versuchsweise, auf Probe“).
Die 2016 von der damaligen Kongregation für den Klerus veröffentlichte „Ratio fundamentalis“ untersagt die Zulassung von Personen zum Priesterseminar und zur Weihe, die „Homosexualität praktizieren, tiefsitzende homosexuelle Tendenzen haben oder eine sogenannte ,homosexuelle Kultur‘ unterstützen“. Homosexualität, die nur „Ausdruck eines vorübergehenden Problems“ sei, müsse „wenigstens drei Jahre vor der Diakonenweihe eindeutig überwunden sein“.
DBK kündigt neues Papier an
Die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) wollte die neuen Leitlinien auf Anfrage von Kirche+Leben nicht kommentieren. Man positioniere sich zu Papieren anderer Bischofskonferenzen grundsätzlich nicht, so ein DBK-Sprecher. Eine eigene „Ratio nationalis“ zur Priesterausbildung sei „bereits in Abstimmung mit den zuständigen Stellen in Rom“.