Johannes-Hospiz Münster veröffentlicht Vorsorgemappe als Download

Hospizdienst: Schon mit 18 ans Lebensende denken

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Jeder sollte darauf vorbereitet sein, dass er sterben muss, meint Claudia Bonenkamp, Koordinatorin des ambulanten Hospizdienstes am Johannes-Hospiz Münster. Sie und ihre Kollegen haben daher eine Vorsorgemappe mit fünf Broschüren herausgegeben – damit alles geregelt ist, wenn es so weit ist.

Frau Bonenkamp, das Johannes-Hospiz hat eine neue Vorsorge-Mappe herausgegeben. Es gab ja schon einen Vorläufer. Was ist neu?

Wir haben versucht, Textpassagen noch verständlicher zu machen, somit gab es einige sprachliche Veränderungen. Das Thema Organspende haben wir ausführlicher überarbeitet. Darüber hinaus haben wir die Aufmachung erneuert. Wir zeigen auf den einzelnen Mappen keine Personen mehr, sondern haben stattdessen Symbol-Bilder eingesetzt.

In der Vorsorge-Mappe sind die Formulierungen kurz, prägnant und verständlich gehalten. Das ist in anderen Publikationen nicht selbstverständlich. Schrecken die oft kompliziert ausgedrückten Formulierungen manche Menschen ab, sich mit den letzten Dingen zu befassen?

Durchaus. Ich führe seit mehreren Jahren Informationsgespräche zu diesem Thema. Meine Erfahrung ist, dass sich die meisten Menschen überfordert fühlen. Häufig sind die Texte kompliziert geschrieben. Es gibt so viele Patientenverfügungen. Das führt zu Verunsicherungen: Welches ist denn nun die richtige? Unsere Absicht war, dass wir eine gut verständliche, übersichtliche Form wählen und dass wir für jedes Dokument eine eigene Broschüre haben. Die Rückmeldungen zeigen, dass das für viele hilfreich ist.

Wie helfen die Texte ganz praktisch?

Es gibt Vorformulierungen, das heißt, man kann ankreuzen und es gibt auch immer die Möglichkeit, etwas dazuzuschreiben.

Die Vorsorge-Mappe richtet sich nicht nur an die Menschen, die im Johannes-Hospiz sind oder den ambulanten Hospizdienst in Anspruch nehmen. Kann jeder die Mappe anfordern?

Jede Person, die sich damit beschäftigen möchte, kann die Mappe anfordern. Entweder kann man sie kostenlos downloaden unter der Homepage des Johannes-Hospizes, oder wir schicken die Vorsorgemappe zu. Die Druckversion kostet 10 Euro zuzüglich 3,50 Euro Versandkosten. Es gibt auch die Möglichkeit, mit mir ein Beratungsgespräch zu vereinbaren.

Ist das Gespräch kostenlos?

Ja, denn alle sollen die Möglichkeit dazu haben, wenn sie es möchten. Aber – Spenden sind uns immer willkommen.

Warum bringt das Johannes-Hospiz überhaupt eine solche Mappe heraus?

Der Bedarf ist sehr hoch, wir werden häufig telefonisch kontaktiert mit der Frage, ob wir auch eine Patientenverfügung, Vorsorgevollmacht und Betreuungsverfügung haben. Das ist uns auch ein Anliegen.

Ist es Ihre Erfahrung, dass sich die Menschen, die den ambulanten Hospizdienst in Anspruch nehmen, rechtzeitig mit diesen letzten Dingen befasst haben?

Das ist sehr unterschiedlich. Manche sind gut vorbereitet, es gibt aber auch Menschen, die sich noch nicht mit dem Thema auseinandergesetzt haben. So viele Menschen es gibt, so viele unterschiedliche Möglichkeiten gibt es.

In welchem Alter sollte man sich denn überhaupt mit diesen Themen befassen?

Claudia Bonenkamp leitet und koordiniert den ambulanten Hospizdienst des Johannes-Hospizes Münster. | Foto: Johannes-Hospiz
Claudia Bonenkamp leitet und koordiniert den ambulanten Hospizdienst des Johannes-Hospizes Münster. | Foto: Johannes-Hospiz

Sobald man volljährig ist. Es kann ja immer durch einen Unfall oder eine schwere Erkrankung etwas passieren. Da ist es wichtig, dass man sich vorab Gedanken macht: Was wünsche ich mir medizinisch-pflegerisch, wenn ich mich selber nicht mehr äußern kann? Aber auch: Wer soll für mich entscheiden? Die Eltern dürfen nicht automatisch entscheiden, wenn die Kinder volljährig sind. Auch Ehepartner dürfen nicht einfach so entscheiden, wenn sie keine Bevollmächtigung haben.

… Was viele Menschen ja noch immer nicht wissen.

Das ist auch meine Erfahrung.

Ihre Mappe enthält auch eine spirituelle Verfügung. Warum?

Dieser Verfügung messe ich persönlich eine hohe Bedeutung bei. Sie ist mir eine Herzensangelegenheit. Sie greift zurück auf einen Ansatz des Pioniers der Hospizbewegung, Franco Rest, der einen Entwurf zur spirituellen Verfügung erstellt hat. Um der klassischen Patientenverfügung etwas entgegenzusetzen, hat er 73 Fragen über das Leben und das Sterben formuliert, mit denen man sich auseinandersetzen kann. In Absprache mit ihm habe ich diese Fragen zusammengefasst und in Rubriken aufgeteilt – über mein Leben, mein Sterben, meinen Abschied und meinen Tod. So hat man die Möglichkeit, selber zu überlegen, was mir im Leben wichtig ist. Und was könnte mir in meinem Sterben auch wichtig sein? So kann ich meine persönlichen Wünsche formulieren. Und da das ja manchmal nicht so einfach ist, gibt es in der Mappe Beispiele, sodass man ein bisschen ins Denken kommt. In den anderen drei Dokumenten kreuzt man an oder formuliert, was man möchte und was nicht. Aber in der spirituellen Verfügung geht es darum, was mich ganz persönlich ausmacht, was mir wichtig ist. Dieses Dokument hat allerdings keine Rechtsgültigkeit. Es ist einfach etwas sehr Persönliches.

Noch eine Frage zur gegenwärtigen Diskussion um die Suizid-Beihilfe. Begegnet Ihnen dieser Wunsch häufig im ambulanten Hospizdienst?

Nein, manchmal kommt das Thema, wenn sich die betroffenen Menschen sehr sorgen, wie es weitergehen wird. Unser Ziel ist es, die Menschen medizinisch und pflegerisch so zu begleiten, dass dieser Wunsch gar nicht erst aufkommt. Viele Menschen wissen nicht um die Unterstützungsmöglichkeiten. Der ambulante Hospizdienst mit seinen ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern kann neben den erkrankten Menschen auch Angehörige unterstützen, sodass die Betroffenen möglichst lange zu Hause bleiben können.

Das Johannes-Hospiz Münster hat unter dem Titel „Vorbereitet sein – Leitfaden und Formulare zur Vorsorge“ fünf Broschüren zusammengestellt: Der „Vorsorge-Wegweiser“ gibt einen Überblick über die verschiedenen Dokumente und erklärt prägnant Fachbegriffe. Die weiteren Broschüren widmen sich den Themen „Patientenverfügung“, „Vorsorgevollmacht“ „Betreuungsverfügung“ und „Spirituelle Verfügung“. Die Musterdokumente zum Ankreuzen sind als Anregung zu verstehen, sich über die eigenen Vorstellungen zum Lebensende klar zu werden. Die Mappe ist kostenlos als Download erhältlich unter www.johannes-hospiz.de. Sie kann auch zum Preis von 10 Euro per Post angefordert werden entweder im Webshop des Johannes-Hospizes Münster oder im Ambulanten Hospizdienst, Rudolfstraße 31, 48145 Münster. Ansprechpartnerin ist die Koordinatorin des Ambulanten Hospizdienstes, Claudia Bonenkamp, Telefon 0251/1367950, c.bonenkamp(at)johannes-hospiz.de

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