Grundstein für gemeinsames Gebetshaus in Berlin gelegt

"House of One": Christen, Juden und Muslime beten unter einem Dach

  • Der Grundstein für das Berliner "House of One" ist gelegt worden.
  • Es ist ein in dieser Form einmaliges "Bet- und Lehrhaus" von Juden, Christen und Muslimen.
  • Der Name "Haus des Einen" bezieht sich auf den Glauben der beteiligten Religionen an einen Gott.

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Nach zehnjähriger Planung ist der Grundstein für das Berliner "House of One" gelegt worden. Der Festakt markierte den symbolischen Baustart für ein in dieser Form einmaliges "Bet- und Lehrhaus" von Juden, Christen und Muslimen. Bis 2024/25 entsteht ein Ziegelbau in kubischen Formen mit einer Synagoge, einer Kirche, einer Moschee und einem gemeinsamen Raum der Begegnung auch mit nichtreligiösen Menschen.

Bei der Feier würdigte Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU) das Projekt als "theologisch anspruchsvoll". Die Träger träten für gegenseitigen Respekt ein, "ohne den Anspruch zu erheben, ihre Religion in Gänze zu repräsentieren und ihre eigene Identität aufzugeben".

 

Schäuble: Ansporn für die Religionen

 

Das Projekt sei ein Ansporn für die Religionen, "ihre Verantwortung für die Welt wahrzunehmen". Das sei wichtig in einer Gesellschaft, "in der immer neue Spannungen und Spaltungen sichtbar werden", betonte Schäuble unter Hinweis auf die jüngsten antisemitischen Reaktionen auf den Nahost-Konflikt.

Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) nannte das Vorhaben ein "Symbol für Toleranz und erfolgreichen Dialog der Religionen". Bereits jetzt gelte es weltweit als "Modell des friedlichen Zusammenlebens".

 

Regierender Bürgermeister Müller: Ort von Debatten und Vielfalt

 

Müller rief dazu auf, das "House of One" zu einem "Ort gelebter Vielfalt und belebender Debatten weiterzuentwickeln". Er erinnerte daran, dass der Bau an einem der "historischen Gründungsorte Berlins" entsteht.

In einer Videobotschaft aus New York nannte die Generalsekretärin des globalen Netzwerks von "Religions for Peace", Azza Karam, die Grundsteinlegung einen "historischen Moment". Sie rief dazu auf, auch andere Glaubensrichtungen und nichtglaubende Menschen einzubeziehen.

 

Wer das Projekt trägt

 


So soll das Haus einmal aussehen. | Foto: Davide Abbonacci (House of One).

Träger des Projekts sind die evangelische Kirchengemeinde St. Petri und St. Marien, die Jüdische Gemeinde zu Berlin, das Abraham-Geiger-Kolleg zur Ausbildung von Rabbinern und der muslimische Verein "Forum Dialog". Der Name "House of One" ("Haus des Einen") bezieht sich auf den Glauben der beteiligten Religionen an einen Gott.

Der Bau im Zentrum Berlins wird nicht zu übersehen sein. Er entsteht an der mehrspurigen Gertraudenstraße auf den Fundamenten der ehemaligen evangelischen Petrikirche, deren Trümmer nach dem Zweiten Weltkrieg abgetragen wurden.

 

Bund und Land Berlin beteiligen sich an Kosten - Viele Spenden

 

Die Arbeiten werden auf vier Jahre und die Kosten mit gut 47 Millionen Euro veranschlagt. Davon trägt der Bund 20 Millionen Euro, das Land Berlin steuert zehn Millionen Euro bei. Spenden und weitere Zuwendungen erbrachten bislang zehn Millionen Euro, sieben Millionen Euro will die Stiftung noch einwerben. Sie hat bereits Unterstützerinnen und Unterstützer in rund 60 Ländern weltweit.

Dabei hat die Stiftung auch den Rückhalt eines prominenten Kuratoriums. Ihm gehören unter anderen Ex-Bundespräsident Christian Wulff, der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, der katholische Berliner Erzbischof Heiner Koch und der evangelische Landesbischof Christian Stäblein an, überdies der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Hermann Parzinger, und die Direktorin des Jüdischen Museums Berlin, Hetty Berg.

 

Beispiel für andere Projekte

 

Das Projekt strahlt weit über Deutschland hinaus aus. So dient es etwa in der zentralafrikanischen Hauptstadt Bangui als Inspiration für ein vergleichbares Bet- und Lehrhaus.

Die Berliner Stiftung "House of One" strebt eine weitere internationale Vernetzung solcher "Mehrreligionenhäuser" an. So luden Rabbiner Andreas Nachama, Pfarrer Gregor Hohberg und Imam Kadir Sanci, die prominentesten Vertreter des Projekts, 2020 zu einer digitalen Konferenz mit Vertretern ähnlicher Einrichtungen in Bern, Hannover, München, Wien und Wilhelmshaven ein.