Historiker: Für Päpste wird Ordnung von Heiligsprechungsverfahren außer Kraft gesetzt

Hubert Wolf zu Heiligsprechungen: Papsttum feiert sich selbst

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Kritik an den Heiligsprechungen von Päpsten hat der Münsteraner Kirchenhistoriker Hubert Wolf geübt. Jeder Märtyrer im Nationalsozialismus habe es schwerer, heiliggesprochen zu werden als ein Papst, sagt Wolf, der in zwei Heiligsprechungsverfahren mitwirkte.

Kritik an den Heiligsprechungen von Päpsten hat der Münsteraner Kirchenhistoriker Hubert Wolf geübt. Auffällig sei schon deren Häufung, sagte er den Wochenzeitungen der Verlagsgruppe Bistumspresse (Sonntag) in Osnabrück. Für sechs der acht verstorbenen Päpste des 20. Jahrhunderts laufe ein Verfahren oder sei es bereits abgeschlossen. Blicke man dann darauf, wer heiligspricht, nämlich ausschließlich der amtierende Papst, müsse man sagen: „Das Papsttum feiert sich selbst.“

Wolf hält auch die Verfahren zur Heiligsprechung von Päpsten für fragwürdig. Er selbst habe in zwei Historikerkommissionen für Heiligsprechungsverfahren mitgewirkt, erläuterte der Theologe. Dort sollten eigentlich Akten und Quellen „nach den Regeln der historischen Kunst“ geprüft werden. Das aber sei weder bei Johannes Paul II. noch bei Paul VI. geschehen. Zum einen seien nicht alle Akten freigegeben worden. Zum anderen habe es an Zeit gefehlt.

 

Wolf: In Zeiten von Missbrauchsdebatten Heiligsprechungen auszusetzen

 

„Die amtierenden Päpste setzen die Ordnung des Heiligsprechungsverfahrens für ihre Vorgänger einfach außer Kraft“, so Wolf. Jeder Märtyrer für den Glauben im Nationalsozialismus habe es schwerer, heiliggesprochen zu werden als ein Papst.

Wolf hinterfragt auch die Wirkung der Heiligsprechungen von Päpsten auf die Gesellschaft. „Ist es angemessen, dass die Kirche sich und ihre obersten Repräsentanten feiert, wo sie eigentlich in Sack und Asche gehen müsste?“ Er halte das nicht für klug. In Zeiten von Missbrauchsdebatten könne es ein Zeichen sein, „diese Heiligsprechungen und Selbstbeweihräucherungen einfach mal auszusetzen“.

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