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Die vierte Synodalversammlung beginnt am 8. September in Frankfurt – mit großen Themen zur Beschlussfassung. Was erwarten, was hoffen, was befürchten Delegierte aus dem Bistum Münster? „Kirche-und-Leben.de“ hat acht von ihnen gefragt. Heute: Schwester Katharina Kluitmann. Die Lüdinghauser Franziskanerin arbeitet im Synodalforum „Priesterliche Existenz heute“ mit.
Welche Rolle sollte die Dauerkrise in Köln bei den Beratungen in Frankfurt spielen?
Angesichts der sehr langen Tagesordnung bin ich dafür, der Kölner Krise, die wir nicht lösen können, nicht viel Zeit zu widmen. Ich teile den Ärger und die Enttäuschung, denke aber, im Frust zu baden, bringt uns nicht weiter, egal, ob im Frust über die Bistumsleitung in Köln oder – für mich deutlich gravierender – im Frust über den mir völlig unverständlichen Umgang des Vatikans damit. „Lasst es uns einfach bei unseren Themen besser machen!“, das wäre mein Wunsch.
Bei der Synodalversammlung stehen wegweisende Beschlüsse etwa zum Zölibat, zu queerer Sexualität, womöglich zu einem dauerhaften Synodalen Rat an. Was sind bei diesen Themen Ihre Hoffnungen, was Ihre Sorgen?
Ich hoffe vor allem auf eine gute Art des Miteinanders, mit Respekt und Offenheit und viel Begegnung und Austausch auch in den Pausen. Und ich hoffe natürlich auch, dass zumindest die wichtigsten Papiere verabschiedet werden. Dazu gehören für mich auch die theoretischeren Grundtexte, die in der Allgemeinheit vielleicht nicht so beachtet werden. Ich selbst war sehr engagiert für den Handlungstext, der sich mit dem Pflichtzölibat beschäftigt, und hoffe natürlich, dass er eine Mehrheit erhält. Ich halte dieses Papier in seiner spirituellen Ausgewogenheit, die zu einer klaren Zielrichtung kommt, für ein richtig gutes Papier, das nach Form und Inhalt richtungsweisend sein kann – wenn wir alle uns trauen.
Was, wenn es bei diesen Themen zu mehrheitlichen Ablehnungen durch die Bischöfe käme?
Ich bin Psychologin genug, um zu wissen, dass Texte, die in der Welt sind, etwas bewirken, selbst wenn die Bischöfe sie mehrheitlich ablehnen sollten. Ich hoffe natürlich, dass sie zustimmen. Aber irgendwie bin ich auch froh, wenn endlich mal klar ist, wie viele eigentlich was denken. Denn von dem, was die Bischöfe in ihrer Vielzahl denken, haben wir noch viel zu wenig Ahnung.
Was muss für Sie am Ende dieser vierten Synodalversammlung stehen?
Am Ende dieser vierten Synodalversammlung hoffe ich auf die erneute inspirierende Erfahrung, was in dieser Kirche möglich ist, an friedlicher Unterschiedlichkeit, an überraschender Einigkeit. Ja, ich hoffe darauf, wieder zu spüren, wie der Heilige Geist in uns allen wirkt und wie viel Liebe für diese Kirche es sogar bei denen gibt, die immer wieder von der Kirche verletzt worden sind und weiter verletzt werden. Dabei denke ich vor allem an die Betroffenen sexuellen Missbrauchs, aber auch an Frauen und an alle, deren Identitäten und Orientierungen als nicht existent oder nicht gewollt gebrandmarkt werden. Sie alle sind der Rand, der in die Mitte der Kirche gehört.