Wahl von Kirchenvorstand und Kirchenausschuss: Eine Engagierte erzählt

Im Kirchenausschuss hat sie das Geld der Pfarrei im Blick

In NRW heißen sie Kirchenvorstände, in Niedersachsen Kirchenausschüsse. Am 11. und 18. November 2018 werden sie im Bistum Münster gewählt. Regina Huntemann trägt seit Jahren im oldenburgischen Wildeshausen Mitverantwortung fürs Geld.

 

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Sechzehn Jahre ist es her. Der damalige Pfarrer fragte Regina Huntemann, ob sie nicht für den Kirchenausschuss der Gemeinde St. Peter Wildeshausen kandidieren wolle. Sie wollte und wurde dreimal wiedergewählt. Bereut habe sie das nie, versichert sie. „Dafür war es zu spannend, einmal den Hintergrund zu erleben und mit zu bestimmen.“

Die 56-jährige Bürokauffrau arbeitet halbtags bei einem großen Hähnchen-Schlachtbetrieb. Sie sorgt dort für den geregelten Ablauf von Ankauf und Transport. Wie es im Geschäftsleben zugeht, weiß die gelernte Bankkauffrau also. Deshalb habe sie der Pastor wohl auch angesprochen, vermutet sie.

 

Sie ist Mutter von vier Kindern

 

Aber Regina Huntemann kennt auch den Alltag einer Hausfrau und Mutter von vier Kindern. „Das macht man als Privatmensch doch genauso: Nach dem Geld schauen, es sinnvoll ausgeben, überlegen: Was geht und was geht nicht?“ So viel anders sei die Arbeit in einem Kirchenausschuss gar nicht.

Das wusste Regina Huntemann vorher nicht. Sie wusste als damals 40-Jährige nur, dass es diesen Ausschuss in der Gemeinde gibt und dass er irgendwie für das Geld zuständig ist. „Deshalb habe ich Ja gesagt zur Kandidatur“, erinnert sie sich. „Ich war einfach interessiert, wie das überhaupt abläuft.“

 

Alles ist gut vorbereitet

 

Nach den ersten Schritten in der neuen Aufgabe war Huntemann entspannt: In der Regel trifft sich der Ausschuss mindestens vier Mal im Jahr, berät den Haushalt der Gemeinde und verabschiedet ihn. Da geht es im Jahr um 550.000 Euro für den Kindergarten, 300.000 Euro für die Gemeinde und 170.000 Euro für die Bücherei. Alles bis ins Letzte vorbereitet vom Kirchenprovisor, der im Alltag die Kirchenfinanzen verwaltet. „Das macht die ganze Sache ja überschaubar, wenn man sich ehrenamtlich einsetzen will.“

Außer, wenn Probleme auftreten und Geld gebraucht wird. Wenn eine Wand in der Sakristei feucht ist. Wenn im Pfarrheim morsche Fenster verfallen. Wenn ein neues Pfarrhaus gebaut werden soll. Dann ist der Kirchenausschuss öfter gefragt.

 

Nicht immer sind alle einer Meinung

 

Im Bistum Münster gilt in Sachen Finanzen unterschiedliches Recht. Denn ein Teil gehört zu Nordrhein-Westfalen, ein anderer zu Niedersachsen. Welche Folgen das für die Praxis hat, lesen Sie in "Kirche+Leben" (Ausgabe vom 21. Oktober), die Sie hier bestellen können.

Und er muss Entscheidungen treffen. Die nicht immer einstimmig fallen, wie Regina Huntemann berichtet. Zwölf ehrenamtliche Männer und Frauen sitzen im Ausschuss, dazu der Pfarrer und der Provisor. Die waren nicht immer einer Meinung.

Überhaupt nicht schlimm, findet sie. „Wir alle bringen ja unsere Erfahrungen aus dem Alltag mit, jeder bewertet die Dinge eben auch mal anders. Aber wir wollen alle das Geld der Gemeinde vernünftig ausgeben.“ Wichtig sei immer, den Kontakt zu den Menschen zu halten, zu wissen, wie die Stimmung in der Gemeinde ist. „Oft kommen gerade von dort die Anregungen für uns.“

 

Die gepolsterten Kniebänke waren umstritten

 

Zum Beispiel für gepolsterte Kniebänke in der Kirche. Der Vorschlag aus der Gemeinde sei im Kirchenausschuss umstritten gewesen, berichtet Regina Huntemann. Ob man dafür Geld ausgeben müsse? Andächtiges Beten sei auch im Sitzen möglich. Regina Huntemann sah und sieht das anders. Also: Gespräche hin und her, Besuche in anderen Kirchen, mit gepolsterten Kniebänken. Wie sieht es dort aus, welches Material hat man verwendet?

Schließlich habe man zu einem Kompromiss gefunden: Die vordersten zehn Bänke auf jeder Seite werden gepolstert. Die Kosten lagen schließlich bei 3.100 Euro.

 

Manchmal geht es um „Riesensummen“

 

Regina Huntemann sieht darin ein gutes Beispiel für die Arbeit: Die Gemeinde regt an, der Ausschuss prüft, entscheidet dann mit Mehrheit. So sei es auch bei der Renovierung der Sakristei gewesen, die vier oder fünf Mal so viel gekostet habe, oder beim Neubau des Pfarrhauses. Da habe der Kirchenausschuss „Riesensummen“ bewegt. „Der Großteil sind Zuschüsse aus dem Offizialat.“

Die Behörde in Vechta gebe im Haushalt ohnehin das meiste vor, zahle aber auch Pauschalen. „Da können wir dann entscheiden, wie wir die Gelder zuweisen“, sagt Huntermann. Zum Beispiel, wenn es um die Stunden für Sekretärin und Küster geht.

Fragen also, die nahe am Alltag der Gemeinde sind, wie Regina Huntemann findet. Die Arbeit im Kirchenausschuss könne sie nur jedem empfehlen. Denn sie sei bestimmt „ein guter Einsatz für eine gute Sache“.

 

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