Nach der Morgenmesse zur Beerdigung eines Fremden

In Cloppenburg wird niemand einsam beerdigt

Wenn die Seelsorger in Cloppenburg wissen, dass niemand zu einer Bestattung kommt, laden sie die Gemeinde aus der Morgenmesse dazu ein. Oft geht mehr als ein Dutzend mit.

 

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Einsame Bestattungen – so etwas erlebt Bernd Strickmann immer wieder mal. Rund 170 Menschen beerdigen der Pfarrer und die anderen Seelsorger von St. Andreas Cloppenburg übers Jahr, die meisten mit einem Trauerzug von Verwandten, Nachbarn und Freunden, aber nicht alle. Zu manchen Beerdigungen kommt niemand.

Der Pfarrer erklärt, das sei dann der Fall, wenn Menschen ganz alleine lebten, keine Verwandten oder Freunde mehr haben – und der Priester und Friedhofsgärtner dann als einzige auf dem Friedhof stehen.

 

Jetzt nicht mehr nur Pastor und Friedhofsgärtner

 

„Stehen würden“ muss es seit gut zwei Jahren heißen. Denn seit einiger Zeit hat die St.-Andreas-Gemeinde darauf reagiert. Wenn die Seelsorger das im Vorfeld mitbekommen, bei der Vorbereitung von Trauergesprächen zum Beispiel, oder auch, wenn eine Beerdigung vom Sozialamt übernommen wird.

Pfarrer Bernd Strickmann aus Cloppenburg. | Foto: Michael Rottmann
Pfarrer Bernd Strickmann aus Cloppenburg. | Foto: Michael Rottmann

„Dann gebe ich in der Morgenmesse um viertel nach acht Uhr bekannt, dass im Anschluss jemand einsam und in aller Stille beigesetzt wird.“ Und nicht nur das: Der Pfarrer fragt dann auch nach, ob jemand aus dem Gottesdienst Zeit hat, nach dem Schlussegen mit auf den Friedhof zu kommen.“ Der liegt in Cloppenburg nur ein paar Schritte entfernt.

 

Sie lassen die Verstorbenen im Tod nicht allein

 

Meist sitzen zwischen 25 und 50 Frauen und Männer in der Morgenmesse, oft genug sieht Strickmann dieselben Gesichter. „Und es finden sich darunter immer Menschen, die den Verstorbenen auf seinem letzten Weg begleiten“, so der Pfarrer. Er freut sich: „Im Sommer sind einmal sogar 15 mitgekommen.“

Für den Pfarrer ist das ein Zeichen christlicher Barmherzigkeit. In einer Gebetsgemeinschaft, die nach dem Gottesdienst auch auf dem Friedhof weiter besteht.

 

Durchweg positive Reaktionen

 

Auch von den Teilnehmern hat er durchweg gute Reaktionen bekommen. Etwa: „Es tut doch gut, dabeizusein und die Verstorbenen im Tod nicht allein zu lassen.“ Für den Pfarrer der Beweis: „Es tut auch denen gut, die zu dem Verstorbenen überhaupt keine Beziehung hatten, die aber sagen: Wir sind Christen und beten für sie.“

Die Gründe für einsame Bestattungen sind nach seinen Erfahrungen höchst unterschiedlich. „Mal leben Menschen schon lange alleine, mal sind ihre Beziehungen in die Brüche gegangen. Aber längst nicht immer sind es von weit her Zugezogene. Manchmal finde ich auch Ur-Cloppenburger Namen darunter.“

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