Die Gründe für den Spitzenplatz im Bistum Münster

In Delmenhorst werden besonders viele Erwachsene gefirmt

In Delmenhorst wurden 2019 so viele erwachsene Menschen gefirmt wie nirgends sonst im Bistum. Wie die Industriestadt bei Bremen regelmäßig zu diesen ungewöhnlich hohen Zahlen kommt.

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Diese Zahl hat im Vorjahr keine andere Gemeinde im Bistum erreicht: In St. Marien Delmenhorst wurden 15 Erwachsende gefirmt; selbst im Stadtdekanat Münster waren es nur zwölf – in 13 Gemeinden. Pfarrer Guido Wachtel wundert sich nicht über diese Zahlen der Bistumsverwaltung.

Der Seelsorger kam vor zwei Jahren nach Delmenhorst und war überrascht über die hohe Zahl von Erwachsenen, die dort getauft und gefirmt wurden. So hatte er es als Pfarrer in Vreden (Kreis Borken) nicht erlebt. Er glaubt: „Das Thema einer bewussten Glaubensentscheidung ist hier in der Diaspora sehr viel präsenter als in katholisch geprägten Gegenden.“ Kein Wunder in einer Stadt, die mit weniger als 50 Prozent Christen verschiedener Konfession ohnehin „religiös bunt“ sei.

 

Oft ein spontanes Glaubenszeugnis

 

In den ersten Monaten seiner Tätigkeit hätten im Menschen oft spontan erzählt, warum und wie sie „den Glauben für sich entdeckt“ hätten. Gespräche, die er so nicht kannte und ungewöhnlich fand.

An eines kann er sich gut erinnern. Bei der Vorbereitung auf die Erstkommunion sprach ihn eine Mutter nach der Erstbeichte an. Sie war in Ostdeutschland ohne Glaube aufgewachsen und kam über ihr Kind mit der Kirche in Kontakt. Sie sagte zu Wachtel: „Ich finde es gut, was sie den Kindern erzählen. Ich überlege, ob ich mich taufen lassen soll.“

 

Hohe Zahl ist kein Einzelfall

 

Die hohe Zahl des Vorjahres ist kein Einzelfall, versichert Wachtel. In den fünf Jahren zuvor gab mal elf, mal acht Erwachsene, die gefirmt wurden, deutlich  mehr als in anderen Gemeinden.

Die Gemeinde kümmert sich intensiv um erwachsene Menschen, die sich auf Taufe und Firmung vorbereiten. Das berichtet Pastoralreferentin Marianne Etrich. Sie habe über Jahre sogar einen eigenen Glaubensgesprächskreis geleitet, der solche Bewerber zusammenfasste und vorbereitete.

 

Weil sie sich in der Kirche wohlfühlen

 

Marianne Etrich hat häufig erlebt, dass Menschen einen katholischen Partner heirateten und über die Hochzeit mit der Kirche in Kontakt kamen. Dann hörte sie von ihnen oft: „Ich möchte jetzt auch dazugehören, weil es mir bei Euch gefällt.“ Manche seien aber auch mit diesem Motiv gekommen: „Ich war auf der Suche, und hier fühle ich mich am wohlsten.“

Sabine Ciomber-Günther, ebenfalls Pastoralreferentin in St. Marien, hat ebenfalls viele Erwachsene auf die Firmung vorbereitet. Sie erlebte dabei, dass junge Erwachsene bewusst zur Gemeinde kommen und sich firmen lassen wollen. „Als Jugendliche hatten sie andere Prioritäten, da war Kirche nicht wichtig. Und der Gruppenzwang, dass alle anderen doch auch zur Firmung gehen – den gibt es in unserer Diasporasituation nicht.“

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