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In Deutschland fehlen laut dem Institut der deutschen Wirtschaft (IW) aus Köln 293.486 Betreuungsplätze für Kinder bis drei Jahre. Vor allem in Westdeutschland gebe es zu wenige Plätze, teilte das IW am Mittwoch mit. In Ostdeutschland seien es 31.050 Plätze.
Laut IW ist der Mangel an Betreuungsplätzen in Nordrhein-Westfalen und Bremen besonders groß. Dort liege die Betreuungslücke bei 16,2 Prozent (77.459 Plätze) und 20,2 Prozent (3.763 Plätze). In Rheinland-Pfalz und Bayern seien die Quoten ähnlich hoch. Am Donnerstag beschäftigt sich die Familienministerkonferenz mit dem Thema Kita. Dazu wird auch Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD) erwartet.
Auch katholische Kitas betonen stärkeren Bedarf
Nach IW-Schätzungen steigt der Bedarf an Kita-Plätzen weiter. „Immer mehr Frauen wollen immer früher zurück in den Job, deshalb sind Familien früher auf Betreuung angewiesen“, sagte der für das Institut tätige Ökonom Wido Geis der „Bild-Zeitung“. Deutschland benötige mehr als eine Million entsprechende Kitaplätze, in den vergangenen Jahren seien es jedoch nur etwa 720.000 gewesen.
Auch der Verband Katholischer Tageseinrichtungen für Kinder (KTK), der bundesweit 9.200 Kitas vertritt, betonte, dass der Bedarf steige. Eltern, vor allem Frauen, erwögen einen schnelleren Einstieg in den Beruf, weil sie ihre Kinder gut betreut wüssten.
Kritik an schleppendem Ausbau
Unterdessen kritisierte die familienpolitische Sprecherin der Grünen, Franziska Brantner, den schleppenden Kita-Ausbau. Ein Rechtsanspruch reiche nicht aus, nötig seien vor allem Investitionen in den Ausbau der Kita-Infrastruktur. Die von der Bundesregierung bewilligten Mittel von 1,2 Milliarden Euro für 100.000 zusätzliche Plätze „reichen hinten und vorne nicht“.
Auch der Deutsche Städtetag forderte von Bund und Ländern zusätzliche Mittel für einen bedarfsgerechten Betreuungsausbau. „Die Städte werden solange weitere Plätze schaffen, bis alle Kinder versorgt sind, für die Eltern eine Betreuung wünschen“, sagte Städtetags-Präsidentin Eva Lohse der „Saarbrücker Zeitung“ (Donnerstagsausgabe).
Das Zukunftsforum Familie, ein Bündnis von 30 Organisationen, mahnte eine zügige Einführung bundeseinheitlicher Qualitätsstandards für Kitas an. Zudem forderte das Bündnis Verbesserungen der Kita-Qualität und ein entsprechendes Investitionsprogramm. Unter den Unterzeichnern der Forderungen sind unter anderem der Deutsche Familienverband, der Familienbund der Katholiken, die Evangelische Arbeitsgemeinschaft Familie und die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft.
Eine an dieser Stelle veröffentlichte erste Fassung der Meldung, wonach ein Verband den genannten Zahlen widerspreche, wurde von der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) aufgrund aktuellerer Aussagen des Verbands zurückgezogen.