Chefredakteurin Annette Saal zu gesellschaftlichem Zusammenhalt

In dunklen Zeiten ist Solidarität nötig

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Wir kennen das Gefühl noch aus dem Jahr 2020, als uns die erste Corona-Welle überrollte und Angst und Unsicherheit auslöste. Was sollte nur werden, wenn sich die Regale in den Supermärkten lichteten, Kassiererinnen reihenweise erkrankten und wir womöglich nicht mehr alles kaufen könnten, was wir im Alltag brauchen?

Die befürchtete Katastrophe ist ausgeblieben. Dennoch zeigten manche Zeitgenossen damals eine bedenkliche Reaktion, die zu Recht auch heute wieder Sorgen auslöst: Sie rafften. Mehl und Toilettenpapier waren im Nullkommanichts nach jeder neuen Lieferung in den Supermärkten ausverkauft. Getreu dem Motto: Jeder ist sich selbst der Nächste.

Die jetzt in den Medien verbreitete Ankündigung, im bevorstehenden Winter sei eventuell mit Stromausfällen zu rechnen, könnte ähnliche Reaktionen auslösen. Wohlgemerkt: Es ist nur vernünftig, einen gewissen Vorrat anzulegen, damit nicht unvorbereitet das Licht ausgeht. Dafür gibt es genügend Checklisten und Empfehlungen.
Dabei sollte es jedoch bleiben. Wer jetzt rafft und seinen Keller vollpackt, um den ganzen Winter aus dem Vollen schöpfen zu können, handelt unsolidarisch. Denn auch andere sollten die Chance haben, eine gewisse Zeit überbrücken zu können. Das Bundesamt für Katastrophenschutz empfiehlt einen Vorrat, der für etwa zehn Tage reicht – und nicht etwa für zehn Wochen.

Christliches Handeln wird konkret

Wer sich auf einen möglichen Stromausfall vorbereitet, sollte auch die Menschen in seiner Umgebung im Blick behalten. Eine ureigenste Anforderung an Kirche! Ideen dazu gibt es bereits. So sollen beispielsweise im Bistum Graz ausgewählte Kirchen zu „Leuchttürmen“ werden, die im Fall des Falles zu Anlaufstellen für die Bevölkerung werden. Darüber hinaus übernehmen Freiwillige kleine Botendienste, um Medikamente oder Lebensmittel zu den Menschen zu bringen, die nicht mobil sind.

Mit solchen Aktionen zeigt sich christliches Handeln ganz konkret. Statt der Parole „Jeder ist sich selbst der Nächste“ dürfte Nächstenliebe der Gesellschaft besser über den Winter helfen.

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