Gemeinde St. Andreas mit besonderen Projekten

In leerer Kirche in Cloppenburg sollen Arme verpflegt werden

Mit einem besonderen „Glaubensjahr der Erinnerungen“ will der Pfarreirat von St. Andreas Cloppenburg  an „verschüttete Traditionen“ erinnern und sie für heute greifbar machen. Worum es Pfarrer Bernd Strickmann dabei geht.

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Die Kirchengemeinde St. Andreas Cloppenburg will das kommende Kirchenjahr mit einem besonderen Gemeindeprojekt gestalten. Wie Pfarrer Bernd Strickmann und Günther Kannen vom Pfarreirat berichten, soll es die Gemeinde in einem „Glaubensjahr der Erinnerungen“ wieder mit guten christlichen Traditionen vertraut machen. Dafür sollen diese über das Jahr verteilt mit besonderen Programmpunkten neu gestaltet werden.

Als einen Höhepunkt des Jahres wertet Pfarrer Strickmann ein „Mahl für Arme nach der St. Egidio-Tradition“. Diese geistliche Gemeinschaft holt in Rom regelmäßig Arme in einer Kirche zusammen und serviert ihnen eine Mahlzeit. „Wer am Rand ist, soll auch mal in der Mitte sein“, nennt Strickmann als Leitmotiv.

Eben dies soll nun nach den Worten des Pfarrers am 8. November kommenden Jahres auch in Cloppenburg geschehen. Die Gemeinde wolle die Kirche St. Josef leer räumen, dort Tische aufstellen und Bedürftige bewirten.

 

Neuer Blick auf Caritas in Cloppenburg

 

Das werfe einen anderen Blick auf die Tradition der Caritas, sagte Strickmann. Die Kirche in Cloppenburg sei dort etwa mit einer Kleiderkammer, einem Wohnheim für Obdachlose und anderen Projekten eigentlich gut aufgestellt. Dieses Mahl in St. Josef aber könne den Blick lenken auf ungewöhnliche Formen persönlichen Handelns.

Nicht umsonst habe man für das Projekt den Namen „Memory“ gewählt, sagt Günther Kannen. Es solle auch an das beliebte Karten-Legespiel erinnern: zwei Karten suchen, die zusammenpassen. In Cloppenburg wolle man eine verdeckte, vielleicht „verschüttete“ Tradition mit einem neu gestalteten Element verbinden

 

Tradition Dreikönige neu entdecken

 

Für Pfarrer Strickmann geschieht das beispielhaft am Dreikönigstag. Dieser Tag stehe in Cloppenburg sonst ganz im Zeichen der Aussendung der Sternsinger. Im kommenden Jahr wolle man am 6. Januar aber einen besonderen Gottesdienst feiern, der in meditativer Form an den Feiertag selbst und die Gaben der Könige erinnere: Gold, Weihrauch und Myrrhe.

Auch das Lesen der Bibel gehöre zu den alten Traditionen der Kirche. Hier wolle die Gemeinde mit einer eigenen „Bibelnacht“ einen neuen Akzent setzen. Für den 7. Februar sind in der Kirche St. Josef besondere Musikstücke, Filmausschnitte und persönliche Glaubenszeugnisse geplant.

 

Glaubensjahr keine "Nostalgie-Veranstaltung"

 

An verschüttete Traditionen erinnern bedeute keineswegs „eine Nostalgie-Veranstaltung“, die „gute alte Zeiten“ beschwöre, betont Günther Kannen. Die Gemeinde wolle nicht die Fragen „wegdrängen“, die die Kirche und die Öffentlichkeit zurzeit bewegten. Aber man wolle Menschen helfen, wieder zu entdecken, „was ihnen Halt und Hoffnung gibt“.

Für Pfarrer Strickmann steht das Projekt unter dem Gedanken: „Was haben diese Traditionen mit meinem Leben heute zu tun?“ Natürlich seien in Cloppenburg nicht einfach alle Traditionen verschüttet. Denn es gebe ja noch Prozessionen oder Gottesdienste zu Erntedank. Der Pfarrer erlebt aber, dass sich da weniger Menschen angesprochen fühlen.

 

Gemeinde will Traditionen mit heute verbinden

 

Für ihn ist das der Anlass, durch neue Formen ihren Gehalt „mit dem Leben heute in Verbindung zu bringen“. Deshalb gebe es etwa neben der traditionellen Fronleichnamsprozession vier Wochen zuvor auch eine meditative Fahrradprozession.

Die Gemeinde wirft auch bewusst einen Blick zurück in die örtliche Geschichte. Bei einem Kamingespräch im Museumsdorf Cloppenburg spricht eine Volkskundlerin, Professorin Christine Aka, über „Glauben in vor-industrieller Zeit – und im 21. Jahrhundert“

 

Wo der Glaube geholfen hat

 

Eine Art Rückblick ist auch die Eröffnungsfeier der Aktion am dritten Advent. Bei einem Gottesdienst soll es bewusst vor allem um die Frage gehen: „Wo hat mir der Glaube in der Vergangenheit gut getan?“

Die erste Idee für das „Glaubensjahr der Erinnerungen“ habe der Pfarreirat vor einem Jahr entwickelt, berichtet Günther Kannen. Seitdem habe er mit einem Arbeitskreis das Projekt vorbereitet, mit Hubert Jost-Enneking, Gerhard Büssing, Margret Dorissen und Dia­kon Peter Sandker.

 

Hilfe gesucht für Projektjahr Memory

 

Die Gemeinde St. Andreas sucht noch Menschen, die sich an der konkreten Planung und Durchführung von „Memory“ beteiligen möchten. Und sie lädt – so Günther Kannen – alle Katholiken, „aber auch Anders- und Nichtgläubige“ ausdrücklich zur Teilnahme an sämtlichen Programmpunkten ein.

Informationen zum Programm unter www.katholisch-clp.de und unter 0 44 71/ 70 14 910.

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