Hier braucht der Pfarrer Kanne statt Hand

In Oldenburg lassen sich sechs Kinder gemeinsam taufen

In St. Willehad Oldenburg stehen oft ältere Kinder am Taufbrunnen. Weil sie als Säuglinge das Sakrament noch nicht empfangen haben. Die Gründe sind so verschieden wie die Kinder selbst. Ein Blick auf eine ungewöhnliche Feier.

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Bei einer Taufe stehen meistens junge Eltern mit einem schlafenden oder schreienden Säugling am Taufbecken. Mal alleine, mal in einer Gruppe.

In der Kirche St. Willehad in Oldenburg gibt es auch eine andere Form der Tauffeier: Hier stehen die Täuflinge schon selbst mit ihren Eltern am Taufbecken, ältere Kinder und auch Jugendliche. Auch sie werden ganz selbstverständlich dort getauft. Dieses Jahr sind es sechs Kinder zwischen acht und 14 Jahren.

 

Mit anderen Fragen

 

Pastoralreferentin Ingrid Liebermann berichtet: „Wenn früher ältere Kinder getauft wurden, haben wir es in die Feier der Erstkommunion eingebunden.“ Im Rückblick sei das keine gute Lösung gewesen, findet sie. Auch die normalen Tauftermine für Säuglinge seien nicht geeignet. „Schließlich haben ältere Kinder anders als Säuglinge Fragen zum Sakrament und zur Feier.“

So kam die Gemeinde auf die Idee, für diese Täuflinge einen eigenen Tauftermin anzubieten – an dem auch ihre Paten und Familienangehörigen teilnehmen können. „Mehrere haben sich schon gemeldet, die den Gottesdienst musikalisch begleiten wollen“, freut sich Liebermann. In St. Willehad findet eine solche Feier jetzt zum zweiten Mal statt, in ihrem Umfeld kennt Liebermann nichts Vergleichbares.

 

Vorbereitung mit und ohne Eltern

 

Fünf Mal treffen sie und die Katechetin Ulrike Bagge die Gruppe. Je nach der Grundschule, die die Kinder besuchen, bringen sie unterschiedliche Vorkenntnisse mit. Die Pastoralreferentin und die Katechetin besprechen mit ihnen  Bibeltexte und die Bedeutung des Kreuzzeichens, „als das kürzeste Glaubensbekenntnis“, wie es Liebermann formuliert. Beim ersten und jetzt, beim letzten Termin, sind auch die Eltern dabei.

Was für die Taufe in St. Willehad Oldenburg nötig ist. | Foto: Ludger Heuer (bpv)
Was für die Taufe in St. Willehad Oldenburg nötig ist. | Foto: Ludger Heuer (bpv)

Die Gruppe kennt sich, alle begrüßen sich. Im Stuhlkreis sitzen Smilla, Lisa, Ole, Jonathan, Rike und Jannik mit ihren Eltern, zwischen ihnen Ingrid Liebermann, Ulrike Bagge und  Pfarrer Rainer Groothuis. Das Treffen beginnt mit einem Lied am Taufbecken. Im Stuhlkreis erklärt Pfarrer Groothuis den Täuflingen die Buchstaben und Symbole der Taufkerze. „Ihr bekommt das Licht von der Taufkerze und sollt selbst wie eine Kerze für Jesus brennen.“

 

Anders als bei Babys

 

Bei Säuglingen taufe er immer mit der Hand, erklärt er ihnen. „Bei Euch nehme ich aber die Kanne, damit auch etwas Wasser über Euch fließt und ihr etwas merkt“.

Warum wollen Kinder mit zehn oder zwölf Jahren überhaupt getauft werden? Warum haben ihre Eltern sie nicht als Säuglinge taufen lassen? Ingrid Liebermann kennt aus dem Alltag der Gemeinde viele Gründe. Vor allem liege es an der besonderen Situation in der Diaspora. Eltern hätten oft wenig Bezug zur Kirche, eine andere oder gar keine Konfession.

 

So wie die Mitschüler

 

So ist es auch bei Bianca Kallmeier. Die 45-jährige Grundschullehrerin ist evangelisch getauft, aber ohne großen Bezug zu ihrer Kirche aufgewachsen. Ihr Mann ist konfessionslos. Die Kinder Ole (9) und Lisa (7) besuchten erst den St. Stephanus-Kindergarten, sie gehen jetzt in die Katholische Grundschule Eversten.

Dort kommen sie immer wieder mit Religion und Glauben in Berührung, ihre Mitschüler sind alle getauft. Vor einem Jahr sagte Ole dann zu seiner Mutter: „Das will ich auch“.

 

Fasziniert oder nicht

 

Was fasziniert die evangelische Mutter denn am Katholischen? Faszination – darum gehe es nicht, sagt Bianca Kallmeier. „Ich finde es einfach wichtig, einen Glauben zu haben. Das gehört für mich dazu und gibt mir Kraft.“

Die Konfession selbst sei ihr weniger wichtig. „Wir kommen aus vielen Kirchen zusammen. Die haben so viele Gemeinsamkeiten, da sollten wir nicht immer nur nach Unterschieden schauen“, meint sie.

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