Islamistischer Hintergrund vermutet

Indonesien: Mindestens zehn Tote bei Anschlägen auf Kirchen

In Indonesien sind am Sonntag bei Anschlägen auf mehrere Kirchen mindestens zehn Menschen ums Leben gekommen. Politiker und Religionsvertreter des Landes verurteilten die Taten.

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Politiker und Religionsvertreter in Indonesien haben die Serie von Selbstmordanschlägen auf Kirchen in Surabaya mit mindestens zehn Toten verurteilt. „Lasst uns vereint sein im Kampf gegen Terrorismus“, twitterte Indonesiens Außenministerin Retno Marsudi wenige Stunden nach den Anschlägen.

Am Sonntagmorgen waren bei einer ersten Attacke auf die katholische Kirche Santa Maria laut Medienberichten vier Menschen getötet worden, darunter der mutmaßliche Selbstmordattentäter. Bei zwei weiteren Bombenexplosionen in einer protestantischen Kirche sowie einem Gotteshaus einer pfingstkirchlichen Gemeinde starben weitere Menschen. Mindestens 38 Personen wurden verletzt. Medienberichten zufolge entdeckte die Polizei in zwei weiteren katholischen Kirchen in der Hauptstadt Ostjavas - Sankt Jakobus und Gereja Hati Kudus Yesus - weitere Bomben.

 

Muslimische Organisationen: Terror ist falsch

 

Die beiden großen muslimischen Organisationen Indonesiens kritisierten die Anschläge. „Terror ist falsch und es gibt keine Religion, die solche Verbrechen rechtfertigt“, hieß es in einer Erklärung der „Nahdlatul Ulama“ (NU). Die islamische Organisation „Muhammadiyah“ verurteilte die Taten ebenfalls.

Papst Franziskus betete am Sonntag in Rom für die Opfer. Zusammen wolle man „den Gott des Friedens“ bitten, der Gewalt Einhalt zu gebieten. In den Herzen der Menschen solle es statt Hassgefühlen Versöhnung und Geschwisterlichkeit geben, sagte er.

 

Protestantische Kirchen: Wir haben keine Angst vor der Gefahr

 

Gomar Gultom, Generalsekretär des Dachverbands der protestantischen Kirchen Indonesiens, erklärte auf Facebook: „Wir haben keine Angst vor der terroristischen Gefahr und verlassen uns voll und ganz darauf, dass der Staat diese Bedrohung in den Griff bekommt.“ Zugleich mahnte Gultom, das Programm der Antiterrorbehörde zur Deradikalisierung von Islamisten werde fehlschlagen, wenn Prediger weiterhin ungehindert „Radikalismus und Gewalt“ verbreiten könnten.

Polizei und Geheimdienste in Indonesien gehen von einem islamistischen Hintergrund der Anschläge aus. Terrorexperten vermuten einen Zusammenhang mit einem Aufstand von inhaftierten Mitgliedern der islamischen Terrororganisation Jamaah Ansharut Daulah (JAD) in einem Gefängnis in Depok in dieser Woche, bei dem fünf Polizisten und ein Häftling starben. Die JAD versteht sich als indonesischer Ableger der Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS).

 

Vier mutmaßliche islamistische Terroristen erschossen

 

Ebenfalls am Sonntag erschossen Sicherheitskräfte in der Provinz Westjava vier mutmaßliche Terroristen der JAD. Die Männer hatten den Angaben zufolge Anriffe auf Polizeiwachen geplant.

Die Anschläge sorgen in Indonesien auch mit Blick auf eine Serie von Ereignissen mit nationaler und internationaler Tragweite für Verunsicherung. Im Juni finden in Teilen des Landes Kommunalwahlen statt. Im August ist Indonesien zudem Gastgeberland des internationalen Sportveranstaltung „Asean Games“. Im Oktober findet auf Bali die Konferenz von Weltbank und Internationalem Währungsfonds (IWF) statt. Im Frühjahr 2019 stehen dann Präsidentschafts- und Parlamentswahlen an.

(Aktualisierte, ergänzte Version.)