Mehr als 1.000 Teilnehmer fordern Erneuerung der Kirche

Initiative „Maria 2.0“ und KFD demonstrieren in Münster

Anzeige

 In Münster haben mehr als 1.000 Frauen und Männer für eine Erneuerung der katholischen Kirche demonstriert. Die Initiative „Maria 2.0“ und die Katholische Frauengemeinschaft im Bistum Münster hatten den Protestzug organisiert..

Unter dem Motto „Viva Maria!“ haben in Münster mehr als 1.000 Frauen und Männer für eine umfassende Erneuerung der katholischen Kirche demonstriert. Mit Trommeln und Rasseln zogen sie durch die Innenstadt bis zum Bischofssitz und skandierten den Spruch „Wir sind Kirche, wir sind hier, gleichberechtigt. Amen!“ Organisiert hatten den Protestzug die Initiative „Maria 2.0“ und die Katholische Frauengemeinschaft (KFD) im Bistum Münster. Auch Teilnehmer aus dem Bistum Hildesheim, aus Hamburg, Leer in Ostfriesland, Paderborn und Osnabrück waren angereist.

Bei der Auftakt-Kundgebung an der Lamberti-Kirche im Zentrum von Münster sprachen Andrea Qualbrink, Referentin für Strategie und Entwicklung im Bistum Essen, Propst Jürgen Quante aus Recklinghausen und Monika Eyll-Naton, Pastoralreferentin in Geldern. Qualbrink wies auf den tausendfachen Missbrauch von Kindern und Jugendlichen in der Kirche hin und beklagte den Ausschluss der Frauen von Diensten und Leitungspositionen. Bei den Weiheämtern sollte es aber darum gehen, „wer dafür berufen und begabt ist", wünschte sich Qualbrink, „sowie eine Weiterentwicklung von Diensten, Ämtern und Strukturen".

 

Propst Quante: Priester wollen nicht Macht hergeben

 

Propst Jürgen Quante aus Recklinghausen solidarisierte sich unter viel Applaus mit den Forderungen von „Maria 2.0“ und der KFD. „Missbrauchsskandal, Klerikalismus, Sexualmoral Machtmissbrauch: Priester haben Macht. Und sie wollen sie nicht hergeben“, kritisierte Quante.

Kleriker würden in diesem Fall lieber von „Dienst“ sprechen. Sie „verschieben die Macht auf eine spirituelle, theologische Ebene und erschweren damit zusätzlich die Diskussion um das Weiheamt“, sagte Quante. „Was ist eigentlich so furchtbar an der Vorstellung, dass geweihte Frauen als Priesterinnen Leitungsaufgaben in den Gemeinden und der Kirche wahrnehmen?“, fragte der Propst.

 

Reidegeld: Bischof Felix versteht sich als Hörender

 

Auch das oft zitierte Argument der Einheit der Weltkirche ließ Quante nicht gelten. „Wir sind in Not – nein, nicht in materieller Not, aber in großer Glaubwürdigkeitsnot.“ Könne die Weltkirche, mit der die deutsche Kirche ja selbst immer solidarisch gewesen sei, dann nicht „solidarisch uns zugestehen, was anderorts zurzeit vielleicht noch nicht möglich ist“?

Im Anschluss zog der Demonstrationszug an der Überwasser-Kirche vorbei bis zum Domplatz zu einer zweiten Kundgebung vor dem Bischofsitz. In Vertretung von Bischof Felix Genn empfing der stellvertretende Generalvikar Jochen Reidegeld die Protestierenden. Reidegeld entschuldigte den Bischof, der wegen des 175-jährigen Jubiläums der Mauritzer Franziskanerinnen nicht selbst anwesend sein könne. Genn habe diesen Termin bereits vor einem Jahr festgelegt, begegnete er dem Lachen einiger Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Der Bischof verstehe sich als „Hörender“, er sei den Vertreterinnen von „Maria 2.0“ schon begegnet und wolle das auch weiter tun.

 

Kötter: Eine Kardinälin hilft mehr als tausend Schutzkonzepte

 

„Ich verstehe ihr Hiersein als Ausdruck ihrer Loyalität zum Glauben“, sagte der stellvertretende Generalvikar. „Es wären sicher noch mehr Menschen da, wenn sie noch glauben könnten, dass die Kirche sich ändern würde“, erklärte er. Auch die Ungeduld der Protestierenden könne er verstehen. Jetzt gehe es darum „gemeinsam ins Handeln zu kommen. Es gibt Entwicklungen, die jetzt schnell passieren sollten“, sagte er.

Reidegeld wies zudem „auf das weltkirchliche Argument hin, das nicht gern gehört wird“. Es brauche jetzt „viel Fantasie, Leitungsaufgaben und Verantwortungen zu finden, die nicht an das Weiheamt gebunden sind“, erklärte er unter einigen Buh-Rufen der Teilnehmer.

Lisa Kötter von „Maria 2.0“ antwortete dazu: „Immer wird über die Einheit der Weltkirche geredet, einer Kirche, in der Kameruner Priester Ordensschwestern für sexuelle Dienste verkaufen. Eine Kardinälin würde mehr bringen, als tausende Seminare über Schutzkonzepte in der Kirche.“

Im Anschluss zog der Protestzug zu einer Abschlusskundgebung zurück zur Lamberti-Kirche.

UPDATE Teilnehmerzahlen: Der Evangelische Pressedienst (epd) und der KFD-Diözesanverband gaben am Sonntag die Zahl der Teilnehmer mit 1.500 an. (mth)

 

Anzeige