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Die Diaspora-Pfarrei St. Bonifatius in Varel (Kreis Friesland) baut ihre 1858 errichtete ehemalige Kirche derzeit um in ein modernes Pfarrzentrum. Die Pfarrei plant in der Innenstadt-Kirche künftig auch ein offenes Angebot, um regelmäßig Menschen zur Begegnung einladen zu können. Die Kosten für Umbau und Sanierung, an denen sich das Offizialat mit 777.400 Euro beteiligt, betragen insgesamt rund 1,7 Millionen Euro.
Aus der Zeit gefallen - so erschien sie mit den Jahren. „Es ging einfach nicht mehr“, sagt zum Beispiel Pfarrer Manfred Janßen und meint etwa die Sache mit dem Saal im Obergeschoss. Es ist der einzige Raum, den die St.-Bonifatius-Gemeinde im friesischen Varel für Feiern oder größere Aktionen nutzen konnte. Das heißt: Nutzen konnten ihn nur diejenigen, die in der Lage waren, die Treppenstufen zu erklimmen. Der Pfarrer schüttelt den Kopf. „Für viele war das nicht mehr möglich.“ Diakon Elfert ergänzt: „Das galt auch für das Untergeschoss, weil es immer irgendwo Stufen gab.“ Barrierefreiheit? Fehlanzeige.
Dazu kam dringender Sanierungsbedarf der alten Vareler Kirche, die schon lange keine Kirche mehr war. Schon seit 1968 ist sie profaniert. Damals entstand ein zweites, größeres Gotteshaus direkt nebenan. In das alte kam mit einer Zwischendecke ein zweites Stockwerk – und fertig war ein Pfarr- und Jugendheim. Für die Bedürfnisse von 1970 genügte das auch, mittlerweile aber nicht mehr. „Die Räume waren in die Jahre gekommen“, sagt Pfarrer Janßen. Dazu kamen eine schlechte Akustik, altmodische Sanitärbereiche und hohe Heizkosten.
Zwischendecke wieder ausgebaut
Was also tun mit dem 1858 errichteten Gotteshaus, das die rund 25.000 Vareler zu den Wahrzeichen ihrer Stadt zählen? Abriss und Neubau kamen nicht infrage. Der Kirchenausschuss entschied sich stattdessen für einen Umbau und eine umfassende Modernisierung, die in diesen Wochen in die Endphase geht. Deutlichste optische Veränderung ist dabei der Ausbau der in den 1960er Jahren eingebauten Zwischendecke, durch die das lichte Innere des ehemaligen Gotteshauses mit seinen bunten Fenstern wieder augenfällig wird.
Dazu kommen zahlreiche weitere Umbauten, die unter der Regie eines für die Alte Kirche gegründeter Fördervereins entwickelt und umgesetzt wurden: ein mit Schiebetüren aus Glas und je nach Bedarf beweglichen Trennwänden unterteilbarer Innenraum zum Beispiel, ein neuer Meditationsraum auf einer Empore oder eine neue Küche im Erdgeschoss. Alles neu, und vor allen Dingen barrierefrei, wie der Fördervereinsvorsitzende Ferdinand Baur betont.
Pfarrei setzt auch auf offene Angebote
Mit Blick auf den Gemeindenachwuchs soll das Pfarrzentrum mit modernster Technik aufgerüstet werden. „Kinder- und Jugendliche sind das in der Schule oder zu Hause gewohnt“, sagt Ferdinand Baur. „Da kann ich jetzt nicht mit altmodischen Tafeln aus der Kreidezeit kommen“. Für zeitgemäße und ansprechende Bildungsveranstaltungen, etwas des Katholischen Bildungswerks, soll deshalb auf Dauer auch ein so genanntes „Smartboard“, eine Art digitale Schultafel, eingebaut werden.
Ganz neu ist außerdem die Idee eines offenen Treffs im Eingangsbereich. Dort befindet sich eine Küche. „Hier könnte eine Art offenes Café entstehen, wohin Menschen aus der nahen Innenstadt kommen können. So könnte das Einladende unserer Kirche noch deutlicher werden“, freut sich Diakon Elfert auf diese Neuerung. Die Lage in der Fußgängerzone sei ideal dafür. Die Gemeinde werde, sobald das wieder möglich ist, Menschen suchen – auch über die Pfarrgrenzen hinaus – die Interesse haben, sich ehrenamtlich an einem solchen Projekt zu beteiligen.
Offizialat gibt 777.400 Euro und das Bonifatiuswerk 95.000 Euro
Die St.-Bonifatius-Pfarrei ist Bauherrin des rund 1,7 Millionen Euro teuren Projekts. An der Finanzierung haben sich unter anderem das Offizialat mit insgesamt 777.400 Euro und das Bonifatiuswerk mit 95.000 Euro. Außerdem hat der Förderverein zahlreiche Spenden angeworben, unter anderem für die Renovierung der fenster. Genutzt werden soll die Alte Kirche künftig in erster Linie von Gemeindegruppen, steht aber auch für das Bildungswerks oder auch für städtische kulturelle Veranstaltungen zur Verfügung.
Warum hat Varel zwei Kirchen nah beieinander?
Die alte 1958 fertiggestellte Kirche war zu Beginn der 1960er Jahre zu klein geworden. Das lag unter anderem an der Stationierung von Bundewehrsoldaten in der Region. Die rund 120 Sitzplätze reichten nicht damals mehr aus. So konnte die Gemeinde 1967 die neu gebaute St.-Bonifatius-Kirche mit nun 400 Plätzen einweihen, die auch Garnisonskirche war. Die Alte Kirche wurde im selben Jahr profaniert und dient seither als Pfarr- und Jugendheim.