Anzeige
Immer mehr Länder erkennen Palästina als Staat an. Das reicht nicht, findet Jochen Reidegeld, Mitarbeiter des Forschungsinstituts ITHF.
Einen „regionalen Ansatz“ jenseits einer „Fixierung“ auf die Zwei-Staaten-Formel im Israel-Palästina-Konflikt mahnt Jochen Reidegeld vom Institut für Theologie und Frieden (ITHF) in Hamburg an. „Ich kann nicht sagen, ob es zwei, drei oder ein Staat sein wird – aber es müssen gerechte Lebensverhältnisse für alle sein“, sagt Reidegeld im Podcast „Friedensreiter“.
Der frühere stellvertretende Generalvikar in Münster und ehemalige Kreisdechant in Steinfurt arbeitet inzwischen im ITHF, einer Forschungseinrichtung der katholischen Militärseelsorge. „Mit Grauen“ schaue er auf die Lage der Zivilbevölkerung im Gazastreifen, sagt er. Es brauche gleichwohl eine „doppelte Perspektive“.
„Nicht gegeneinander aufrechnen“
Man müsse die Verbrechen der palästinensischen Terrororganisation Hamas und die Verantwortung der israelischen Regierung „als zwei Seiten der Wirklichkeit“ sehen, ohne sie gegeneinander aufzurechnen. Frieden im Nahen Osten sei nur möglich, „wenn Palästinenserinnen und Palästinenser gerechte Lebensverhältnisse erhalten und die existenzielle Bedrohung Israels endet“.
Reidegeld zweifelt, dass die Anerkennung eines palästinensischen Staates durch immer mehr Staaten Bewegung bringt, und warnt vor reiner Symbolpolitik. Mit Blick auf die israelische Regierung äußert er sich mahnend: Selbst ein vollständiger Sieg über die Hamas schaffe keinen Frieden, wenn Perspektivlosigkeit die „nächste Generation“ der Gewalt hervorbringe.
Der Podcast „Friedensreiter“ ist eine Kooperation des ITHF mit der Akademie des Bistums Osnabrück, dem Ludwig-Windthorst-Haus in Lingen.