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Iranerin aus Münster: „Ich hoffe auf ein Ende des Mullah-Regimes“

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Die in Münster lebende Haila Manteghi unterstützt die Oppositions- und Frauenrechtsbewegung im Iran. Warum sie auf ein Ende des Mullah-Regimes setzt.

 

Frau Manteghi, Sie stammen aus dem Iran und unterstützen seit Jahren die demokratischen Kräfte in ihrem Heimatland. Ihre Familie lebt nach wie vor dort. Wie nehmen Sie die Eskalation des Israel-Iran-Konflikts in diesen Stunden wahr?

Die Menschen im Iran waren schon lange mit dem Mullah-Regime im Krieg. Die Proteste und der Aufruhr der Bevölkerung im Iran gegen das Regime haben zahlreiche Vorläufer, darunter im November 2019, der als „blutiger November“ in die iranische Geschichte einging. In nur drei Tagen hat das Regime mehr unschuldige Menschen getötet als es in jedem anderen Krieg der Fall gewesen war. Auch die Protestbewegung „Frau – Leben – Freiheit“ im Iran hat zu zahlreichen Opfern geführt. Menschenrechtsorganisationen schätzen, dass Hunderte Menschen getötet und Tausende verhaftet wurden. Viele Demonstranten wurden hingerichtet, darunter auch Minderjährige.

Wie bewerten Sie das Vorgehen Israels?

Israel hat das Recht, sich zu verteidigen, besonders weil Europa und der Westen versagt haben, das Atomprogramm des Mullah-Regimes zu kontrollieren und die Menschen im Iran zu unterstützen: Die Revolutionsgarden sind immer noch nicht auf der Terrorliste, und das Regime bekommt keine Konsequenzen für alle Hinrichtungen und Menschenrechtsverletzungen. Viele Regime-Anhänger und Revolutionsgarden, die für den Tod des iranischen Volkes verantwortlich waren, wurden jetzt von Israel getötet. Sie hatten auch immer Israel mit Vernichtung bedroht.

Wie schätzen Sie die Lage der Machthaber im Iran ein?

Ein Regime-Wechsel könnte sicherlich ein Ergebnis sein, weil das iranische Regime sehr schwach ist. Wir, das heißt die demokratischen Kräfte im Iran, hoffen das auch sehr. Dennoch hat die Staatsführung die Sicherheitskräfte massiv verstärkt, um Proteste zu verhindern.

Sie engagieren sich seit Jahren für ein demokratisches Iran und setzen sich für die Frauenrechte ein. Was können Sie über die Oppositionskräfte im Iran sagen?

Es gibt Oppositionskräfte, die den Krieg befürworten, weil sie auf den Regime-Sturz hoffen. Viele Oppositionskräfte sind in Gefängnissen des Regimes. Es gibt Warnungen, dass ein von außen herbeigeführter Sturz der Machthaber den Iran ins Chaos stürzen könnte. Vor wenigen Tagen versuchte Reza Pahlavi, der im Exil lebende Prinz, die Angst vor einem Chaos nach dem Sturz des Regimes zu zerstreuen. Er sagte, die Vorbereitungen seien bereits getroffen: „Wir haben einen Plan für die Zukunft und das Gedeihen des Iran. Wir sind bereit für die Übergangsphase und für die Errichtung einer nationalen und demokratischen Regierung – durch das iranische Volk und für das iranische Volk.“ Natürlich bedeutet das nicht, dass er selbst an die Macht kommt, aber die Hoffnung ist, dass die Menschen im Iran durch einen demokratischen Weg die Möglichkeit haben, eine Regierung zu wählen.

Welche Hoffnungen verbinden Sie mit dem Ende des Mullah-Regimes?

 

Ich hoffe, dass die Menschen selbst entscheiden können, welche Art der Regierung sie wollen. Ich hoffe, dass die Menschen in Freiheit leben, dass das Land offen ist, mit allen Ländern zusammenzuarbeiten, auch mit Israel und den USA; dass die Wirtschaft gut funktioniert, und dass der Iran auch, wie Deutschland oder Japan nach dem Zweiten Weltkrieg, ein mächtiges freies Land wird.

Sehen Sie eine Zukunft für ein friedvolles Miteinander des Iran mit Israel?

Die Menschen im Iran haben nichts gegen Israel. Wir werden Freunde sein. Viele Iraner sagen, Kyros hat die Juden in Babylon befreit, jetzt befreit Israel die Menschen im Iran von der Tyrannei des Regimes.

Bestimmend für eine Friedens- und Konfliktlösung ist die Rolle der USA. Was erwarten Sie von deren Politik?

Ich hoffe wirklich, dass die USA keinen Deal mit dem Regime abschließen, sondern die Demokratiebewegung der Menschen im Iran unterstützen. Barack Obama hat das Regime viele Jahre gestärkt. Das hat das Leben vieler unschuldiger Menschen gekostet, nicht nur im Iran, sondern auch im Jemen, im Irak, in Gaza, im Libanon und in Syrien. Hoffentlich machen die USA den gleichen Fehler nicht noch mal.

Zur Person: Die aus dem Iran stammende Haila Manteghi unterstützt seit Jahren die Demokratie- und Frauenrechtsbewegung in ihrem Heimatland und hofft auf ein Ende des Mullah-Regimes. Die Kultur- und Religionswissenschaftlerin arbeitet am Institut für Missionswissenschaft und außereuropäische Theologien an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Münster.

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