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Italien stöhnt unter Außentemperaturen von 35 Grad und mehr. Besonders belastet sind die Insassen der Gefängnisse. Die katholische Kirche hilft handfest, da nicht wenige Haftanstalten dauerhaft überbelegt sind.
Angesichts von Außentemperaturen jenseits von 35 Grad Celsius verschenkt die katholische Kirche Italiens 2.200 Ventilatoren an 31 Haftanstalten. Die Gefängnisse in dem Land sind chronisch überfüllt.
"Manchmal kann schon ein einfacher und leichter Luftzug helfen, die Zeit der Inhaftierung besser zu überstehen", heißt es in einem Brief des Generalsekretärs der Italienischen Bischofskonferenz, Erzbischof Giuseppe Baturi, an den Leiter von Italiens Gefängnisverwaltung, Giovanni Russo. Auszüge veröffentlicht die Zeitung “Avvenire”. Bereits Mitte Juni hatte der Bischofskonferenz-Vorsitzende Kardinal Matteo Zuppi 80 Ventilatoren an das römische Frauengefängnis Rebibbia übergeben.
Italien: 39 Gefängnisse zu mehr als 150 Prozent belegt
Wie die Hitze die ohnehin angespannte Lage im italienischen Strafvollzug verschärft, zeigte sich am Wochenende in Rom. Im Gefängnis Regina Coeli weigerten sich Häftlinge, in ihre Zellen zurückzukehren. Berichten zufolge herrschten dort Temperaturen von bis zu 40 Grad. 30 Gefangene wurden daraufhin in andere Einrichtungen verlegt.
Das römische Gefängnis gehört mit 181,8 Prozent Belegung zu den überfülltesten in Italien. Laut Bericht des gemeinnützigen Vereins Antigone waren Ende März 39 Haftanstalten in Italien zu mehr als 150 Prozent belegt.
Dramatischer Personalmangel und Gewalt
Bei diesen Zahlen ist eine Beschäftigung aller Gefangenen nicht möglich. Einer regelmäßigen Arbeit geht nur etwa ein Drittel der Häftlinge nach. Es mangelt an Personal für Überwachung, medizinische, psychologische und soziale Betreuung. Dieser Ressourcenmangel bringt Spannungen und Gewalt - auf beiden Seiten der Gitter.
Zudem ist die Zahl der Suizide hoch: Seit Jahresbeginn nahmen sich 60 Gefangene das Leben. 2023 waren es insgesamt 70. In den ersten sieben Monaten 2024 begingen zudem sechs Angehörige der Gefängnispolizei Suizid. Papst Franziskus hat allein in diesem Jahr drei Gefängnisse besucht, um auf die Zustände aufmerksam zu machen.