Debatte um konservativ-katholische Kaderschmiede

Italiens Parlament befasst sich mit Bannon-Akademie

Der frühere Berater von Donald Trump, Steve Bannon, plant in der Nähe von Rom eine Akademie in einem früheren Kloster. Mit seinen Plänen befasste sich jetzt das italienische Parlament.

Anzeige

Die italienische Abgeordnetenkammer hat sich mit der vom früheren US-Chefstrategen Steve Bannon geplanten Akademie bei Rom befasst. Bannon, der einer katholischen Arbeiterfamilie entstammt, will dort nach Medienberichten eine konservative Kaderschmiede zur Verteidigung der jüdisch-christlichen Kultur errichten.

Es gebe Widersprüche zwischen der Ausschreibung zur Neunutzung des früheren Klosters und jüngsten Äußerungen über geplante Aktivitäten der Akademie, sagte Staatssekretär Gianluca Vacca vom Ministerium für Kulturgüter und Tourismus bei einer Fragestunde. Wie italienische Medien am Samstag berichteten, hatte der linke Abgeordnete Nicola Fratoianni eine entsprechende Anfrage gestellt.

 

Linker Abgeordneter spricht von Ungereimtheiten

 

Vacca wies darauf hin, dass die mittelalterliche Kartause Trisulti noch von der Vorgängerregierung im Frühjahr 2018 an das „Dignitatis Humanae Institute“ (DHI) verpachtet worden sei. Das DHI ist Träger der geplanten Akademie und gilt nach Medienberichten als konservative katholische Kaderschmiede. Zudem habe sich der andere Bewerber, die Italienische Akademie der Künste, zurückgezogen.

Das Bannon-Institut sei damit bei der Ausschreibung als einziger Interessent übriggeblieben. Die zuständige Abteilung seines Ministeriums wolle aber alle Informationen zur Pacht-Vergabe auf der Website des Ministeriums veröffentlichen, so Vacca, der der „Fünf-Sterne-Bewegung“ angehört. Fratoianni hatte unter anderem kritisiert, dass dem DHI eine Mehrwertsteuernummer erst nach dem Zuschlag der Pacht zugeteilt worden war. Auch gebe es weitere Ungereimtheiten zwischen den in der Ausschreibung geforderten Voraussetzungen und dem, was das DHI und sein Gründer und Leiter, der Brite Benjamin Harnwell, täten und sagten.

 

Für den „Verteidigungskampf der jüdisch-christlichen Kultur“

 

Die Zeitung „La Repubblica“ hatte Harnwell, der auch als Pächter des Anwesens auftritt, früher mit der Aussage zitiert, Trisulti solle Sitz des „Verteidigungskampfs der jüdisch-christlichen Kultur“ weltweit werden. Ende Dezember dann hatten italienische Bürger und Politiker gegen die geplante Akademie in Trisulti demonstriert. Für Mitte März sind weitere Proteste angekündigt.

Medienberichten zufolge will das Institut ab 2019 in Rom und von 2020 an in der mittelalterlichen Kartause politische Seminare abhalten, die Bannons Denkrichtung verpflichtet sind und unter anderem die Grundlagen des Populismus und Nationalismus behandeln. Zum Beirat der Denkfabrik gehören unter anderem die Kardinäle Raymond Leo Burke und Walter Brandmüller. Bannon war Berater von Donald Trump und von Januar bis August 2017 Chefstratege im Weißen Haus in Washington.

Anzeige