Pater kritisiert Rede von „homosexuellen Netzwerken“

Jesuit Mertes: „Zerfleischen“ fördert Missbrauchs-Aufklärung

Dass sich die „Hierarchien“ in der katholischen Kirche beim Thema Missbrauch gegenseitig „zerfleischen“, ist für den Jesuiten Klaus Mertes „ein Hinweis darauf, dass die Aufklärung vorankommt“. Mertes hatte 2010 Missbrauch im Berliner Canisius-Kolleg aufgedeckt.

Anzeige

Nach Ansicht des Jesuiten Klaus Mertes ist es förderlich, dass sich die „Hierarchien“ in der katholischen Kirche beim Thema Missbrauch gegenseitig „zerfleischen“. „Das ist ein Hinweis darauf, dass die Aufklärung vorankommt. Denn auch dies gehört zu allen Aufklärungsprozessen von Machtmissbrauch: Aufklärung spaltet zunächst einmal“, erklärte Mertes am Mittwoch in einem Gastbeitrag auf dem Internetportal katholisch.de in Bonn. Der Direktor des katholischen Kollegs St. Blasien im Schwarzwald bezog sich unter anderem auf das Schreiben von Erzbischof Carlo Maria Vigano mit Vorwürfen an Papst Franziskus.

Nach seiner Ansicht muss die Hierarchie durch diese Spaltung hindurchgehen, um die tieferen Gründe für die Einheit überhaupt erst wieder zu finden. „Wahrheit befreit, auch und vielleicht gerade dann, wenn sie weh tut“, erklärte Mertes zudem.

 

„Homophober Sumpf“

 

Er kritisiere in diesem Zusammenhang auch die Wortwahl „homosexuelle Netzwerke“. Dies sei ein „diffamierender Kampfbegriff des homophoben Sumpfes“, mit dem ein Sündenbock gesucht werden solle. „Genau damit wird die notwendige Strukturdebatte vermieden, die die Kirche mit kritischen Blick auf sich selbst so nötig hat“, so der Jesuit.

Mit Mertes' Aufdeckung von Missbrauchsfällen am Berliner Canisius-Kolleg, das er damals leitete, begann 2010 eine Welle der Aufdeckung zahlreicher weiterer Missbrauchs-Skandale durch Geistliche in der katholischen Kirche in Deutschland.

Anzeige