200. Geburtstag des Priesters am 5. April

Johann Bernard Weikamp aus Bocholt – Missionar der Indianer

Vor 200 Jahren, am 5. April 1818, wurde in Mussum bei Bocholt Johann Bernard Weikamp geboren. An sein Wirken als Missionar bei den Indianern in Nordamerika erinnert sein Urgroßneffe Klemens Vlaswinkel.

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Am 18. März 1889 starb der Indianer-Missionar, Nordamerika-Pionier und Ordensgründer John B. Weikamp in Cross Village, Michigan (USA). Er erholte sich nicht mehr von Folgen innerer Verletzungen, die er sich bei einem Sturz von seinem Pferd nach einem Ausritt zu den von ihm betreuten Indianern zugezogen hatte. Die Trauer im Land war weit und breit groß.

Wer war dieser Mann und was führte dazu, dass er noch heute in der Region von Emmet County (Michigan) von Weißen wie Rot-Indianern verehrt wird?

 

Kenner der Landwirtschaft

 

Der Missionar wurde am 5. April 1818 in Mussum bei Bocholt geboren und in der Pfarrkirche St. Georg zu Bocholt auf den Namen Johannes Bernardus getauft. Als Bauernsohn war er mit allem vertraut, was mit Landwirtschaft und Viehzucht zu tun hatte. Diese Erfahrungen sollten ihm später bei seinem Pionierleben unter den Indianern sehr nützlich sein.

Schon früh hatte er den Wunsch, Missionar bei den Indianern zu werden. Deshalb studierte er sich unter anderem eifrig verschiedene Sprachen. Dies führte dazu, dass er später Ottawa, die Sprache des gleichnamigen Indianerstamms im Gebiet der Großen Seen, beherrschte.

 

Klostereintritt in Dorsten

 

Die Franziskaner in Dorsten nahmen Weikamp 1843 als Priesteramtskandidaten in ihr Kloster auf. 1846 wurde es in der Lehrbefugnis so stark eingeschränkt, dass er es verlassen musste. Die Suche nach einem anderen Kloster führte ihn durch viele Länder und nach Rom.

Er fand immer wieder gute Menschen, die ihm halfen und ihn in seinem Bestreben, Missionar zu werden, unterstützten. Als dieses Ziel vor seiner Priesterweihe gefährdet schien, erreichte er über eine Audienz bei Papst Pius IX. die Möglichkeit, in Rom zum Priester geweiht zu werden und schließlich seine Entsendung als Missionar.

 

Missionare für Nordamerika

 

Da in Nordamerika dringend Missionare benötigt wurden, erhielt Weikamp auf Fürsprache Papst Pius IX., der seine umfangreichen Sprachkenntnisse zu schätzen wusste, den „Missionstitel“. Nach einem Abschiedsbesuch bei seinen Eltern und Geschwistern sowie Verwandten und Bekannten begab er sich nach Münster, um sich von seinem Bischof zu verabschieden. Über Arnheim, Rotterdam und London ging es schließlich mit dem Segelschiff auf die etwa sechswöchige Seereise nach Amerika.

Indianer-Missionar.
Die historische Aufnahme zeigt Johann Bernard Weikamp mit seiner Kutsche. | Foto: Familienarchiv

Nachdem alle notwendigen Formalitäten erledigt waren, trat Weikamp mit der Postkutsche die Weiterreise zu seinem ersten Bestimmungsort Chicago an. Diese Fahrt muss sehr wild gewesen sein, stürzte die Kutsche während der Fahrt doch mehrmals um. Schließlich kam er nach mehrwöchiger Reise in Chicago an, wo er bereits vom Bischof erwartet wurde.

 

Gemeinschaft der Franziskaner

 

Dieser ernannte ihn zum Pastor an der St.-Peters-Kirche. Weikamp gründete die Gesellschaft des Dritten Ordens der Franziskaner, der sich auch viele Laien mit ihren Familien anschlossen.

Da Chicago und die Gemeinschaft schnell wuchsen, baute er 1853 die St.-Franziskus-Kirche und wirkte nach deren Fertigstellung als Pastor an beiden Kirchen. Auf die Dauer stellte ihn die pfarramtliche Tätigkeit jedoch nicht zufrieden, da er eigentlich Indianer-Missionar hatte werden wollen.

 

Unerschlossenes Indianergebiet

 

Nachdem weitere Priester von Europa gekommen und eingearbeitet worden waren, konnte er endlich 1855 einer Einladung Bischof Frederic Baragas von Michigan folgen und mit Genehmigung des Bischofs von Illinois zusammen mit den Mitgliedern seiner jungen Gesellschaft von Chicago in das noch unerschlossene Indianergebiet der Großen Seen übersiedeln.

Mit dem Segelschiff fuhr die Gruppe den Lake Michigan hinauf und ging schließlich bei Harbor Springs vor Anker. Als Bauernsohn erkannte er sofort, dass das von Bischof Baraga zur Verfügung gestellte Land für eine Bewirtschaftung zu sandig und somit für dauerhaften und ertragreichen Ackerbau ungeeignet war. Deshalb zog er mit seiner Gesellschaft des Dritten Ordens weiter bis zu dem Ort, den er später Cross Village (Kreuz-Dorf) nannte.

 

Mission bei den Ottawa-Indianern

 

Hier entsprach das Land seinen Anforderungen, denn es war sehr fruchtbar. Außerdem lebten dort viele Ottawa-Indianer, denen Weikamp mit seiner Arbeit helfen und die er zum christlichen Glauben führen wollte.

Father John B. Weikamp, wie er sich inzwischen nannte, erwarb vom Staat 2000 acres (etwa acht Quadratkilometer) Staatsland, das größtenteils aus Wäldern bestand. Seinerzeit war es nur dem „Weißen Mann“ möglich, Landerwerb zu tätigen. Durch diesen Landkauf kam Weikamp anderen Weißen zuvor, die sonst die Möglichkeit gehabt hätten, die dort lebenden Indianer zu vertreiben.

 

Geschützter Lebensraum für Indianer

 

Weikamp bewirtschaftete mit den Brüdern, Schwestern und Familien der Franziskaner-Gesellschaft 80 acres (32 Hektar) selbst. Den größten Teil des Landes von 1920 acres stellte er seinen Indianern als geschützten Lebensraum mit Jagd-und Wohngebiet zur Verfügung. Die Erträge fielen reichlich aus. Damit versorgte die Gründung sich und die dort lebenden Indianer, und sie wuchs und gedieh im Laufe der Zeit.

Neben den Klöstern – eins für die Brüder und eins für die Schwestern – entstanden so nach und nach eine Kirche, Farmen, ein Hospital und ein Waisenhaus, Schulen für Indianer und Weiße sowie Einrichtungen für Indianer zum Erlernen von Handwerken, sodass Bischof Baraga anlässlich eines Besuch in sein Tagebuch schrieb: „Es machen Father Weikamp viele Dinge einen guten Namen. Er ist ein Mann von bemerkenwerter Persönlichkeit, außerordentlicher Tatkraft, und ich muss sagen, dass seine Indianer bereits die größte Achtung der Regierung erlangt haben, da sie sehr lernwillig und hilfsbereit sind.“

 

Weikamp wird Ehren-Häuptling

 

Weikamp war nicht nur Superior der Klöster, sondern auch anerkannter Fürsprecher der Indianer in allen Angelegenheiten und als solcher Ehren-Häuptling der Ottawa. Bei allen Indianern und vielen Weißen war er beliebt.

Leider gab es eine kleine Gruppe von Grundstücksspekulanten, die darauf aus waren, den Indianern für eine Flasche Schnaps Land abzujagen. Diese fanden in Father Weikamp ihren größten Gegner. Sie wussten, solange er die Rechte der Indianer verteidigte, hatten sie nichts zu melden. Sie versuchten zwar, Weikamp und seine Gründung – vor allem wegen des seinerzeit seltenen Doppelkonvents – in Verruf zu bringen. Das Vorhaben konnte jedoch nicht gelingen, da bereits zuviel Gutes geleistet worden war.

 

Naturschutzgebiet Wilderness-State-Park

 

Grab.
Weikamps „Mausoleum“ mit Missionskreuz auf dem Indianer-Friedhof. | Foto: Klemens Vlaswinkel

Weikamp erreichte bei der Regierung, dass ein großes angrenzendes Gebiet ebenfalls den Indianern erhalten blieb, indem er durchsetzte, dass diese landschaftlich reizvolle Region später zum Naturschutzgebiet erklärt wurde. Heute trägt das Gebiet den Namen Wilderness-State-Park.

Von seinem Bischof hatte Weikamp die Sondererlaubnis erhalten, zwei seiner Klosterschüler auf die Priesterweihe vorzubereiten. Nachdem er ihnen alle erforderlichen Kenntnisse vermittelt hatte, konnte die Priesterweihe durch den Bischof in der Klosterkirche zur „großen Erbauung der Indianer“ vollzogen werden.

 

Indianerinnen treten in Kloster ein

 

Im Lauf der Zeit war die Missionierung der Indianer so erfolgreich, dass mehrere junge Indianerinnen – unter anderem die Tochter eines Ottawa-Häuptlings – als Novizinnen in die Klostergemeinschaft aufgenommen werden konnten.

Am 18. März 1889 starb Father John B. Weikamps nach einem Reitunfall. Die Trauerfeierlichkeiten wurden von Father Servatius Altmicks, gebürtig aus Warendorf, unter großer Anteilnahme zelebriert. Nachfolger als Superior der Klöster in Cross Village wurde Weikamps ehemaliger Student Father Antonius Baumgarten.

 

Tod nach einem Reitunfall

 

Da inzwischen in der für den amerikanischen Franziskanerorden strategisch wichtigen Stadt Joliet (Illinois) ein Franziskanerkloster mit Studieninstitut gegründet worden war, wurden die Klöster in Cross Village in der Folgezeit aufgelöst und die meisten Brüder und Schwestern nach Joliet übergeleitet. Nur Father Baumgarten blieb als Pastor in Cross Village zurück.

Das Klostereigentum wurde unter den weltlichen Franziskanerangehörigen aufgeteilt. Die Klostergebäude brannten 1906 nach einem Blitzeinschlag bis auf den Grund nieder. Nachfolgeeinrichtung wurde die Kirche Holy Cross, die auch heute noch von den Franziskanern geleitet wird. Die Indianer treffen sich inzwischen alle zehn Jahre zu Stammesfesten am Wycamp Lake und gedenken dabei ihres Beschützers Father John B. Weikamp.

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