Renovabis-Pfingstaktion unterstützt Kloster der „Bruderschaft vom See Tiberias“

Wie Jugendliche in Litauen beim Kartoffelschälen Gott finden

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An diesem Sonntag ist die Renovabis-Pfingstaktion - inklusive Kollekte. Das bischöfliche Osteuropa-Hilfswerk unterstützt unter anderem pastorale Projekte. Das Beispiel eines Klosters in Litauen zeigt, was das konkret bedeutet.

In einer Ecke werden Kartoffeln geschält, in einer anderen hackt ein junger Mann Gurken, Kräuter und anderes Grünzeug klein. Am großen Küchentisch sitzt ein Ordensmann und reibt mit beinah theatralischen Handbewegungen einen Kohl klein.

Sigita Jurkutė dirigiert dieses Schneide- und Zerkleinerungs-Orchester. Die 25-Jährige rührt in einem riesigen Topf, aus dem es mächtig dampft, gibt immer wieder Zutaten hinein oder schmeckt ab.

„Ich habe etwas Sorge, ob es den anderen schmeckt. Nicht, dass es zu salzig ist oder sowas“, sagt die junge Köchin. Denn sie kocht für 50 Mägen. „Aber alle sind immer so hungrig; da schmeckt alles.“ Aufgetischt wird nur das Gemüse, das nebenan auf dem Feld angebaut wird, meist biologisch.

 

Gott in der Einöde Baltriškės

 

Wir sind beim „Wochenende des Heiligen Franziskus“, auf Litauisch „Šv. Pranciškaus savaitgalis“: Rund zwei Dutzend junge Menschen aus ganz Litauen kommen zusammen, um fernab von städtischem Trubel nahe der litauisch-lettischen Grenze im Einklang mit der Natur Zeit miteinander zu verbringen: eben wie der Heilige Franziskus.

„Es ist wichtig für die jungen Menschen, zurück zur Natur zu gehen und hier Gott zu treffen“, sagt Bruder Egidijus. Wenn junge Menschen hierher kommen, seien sie auf der Suche nach Gott, sagt er. „Hier in der Natur ist es einfacher, Gott zu entdecken“, ist sich der Pater sicher. „… in der Schönheit der Wälder oder zwischen den Tieren noch eher als zwischen Hochhäusern und Asphalt.“ Hier, das bedeutet in der Einöde Baltriškės. Ein paar Gehöfte, eine alte Kirche, alles aus Holz, dem im Baltikum typischen Baumaterial.

 

Ein wenig wie Taizé

 

Anfang der 2000er Jahre ließ  sich hier die belgische „Bruderschaft vom See Tiberias“ nieder, die Tibériade-Gemeinschaft. Besinnungswochenenden, religiöse Ferienlager für Gruppen oder Einkehrtage mitten im Jahr – spätestens beim Gebet und Gesang auf dem Teppich sitzend in der alten Dorfkirche gleicht die Atmosphäre der in Taizé.

Wobei an Taizé erinnernde Gesänge und die damit einhergehende Glaubensunterweisung nur ein Aspekt der Tibériade-Programme seien, sagt Bruder Egidius, der aus Belgien stammt. „Wir leben eng mit der Natur, arbeiten mit den Händen und haben hier diesen Hof mit Tieren und eigenem Gemüse“, beschreibt er die Lebensweise der sieben Ordensleute. Und weil Franziskus als „Öko-Heiliger“ eben auch jenes Leben verkörpere, gebe es bei der „Pranciškaus savaitgalis“ Katechesen zu den Themen Natur, Ökologie und Umweltbewusstsein.

 

„Wir können von den Brüdern viel lernen“

 

Das Bewusstsein für die Schöpfung Gottes wird auch geweckt, indem die Teilnehmenden bei der Gartenarbeit mit anpacken. Im Frühjahr wird gemeinsam ausgesät, im Herbst zusammen die Ernte eingeholt. „Wir können hier von den Brüdern viel lernen“, sagt Marek. Der 17-Jährige stammt aus der Hauptstadt Vilnius und gehört zur Generation der Fridays-for-future-Bewegung; letztere ist in Litauen allerdings eher klein und leise.

Die Menschen betrachten sich ganz selbstverständlich als naturverbunden. Das Land mit weniger als drei Millionen Einwohnern ist dünn besiedelt und hat viel unberührte Natur mit dichten Wäldern und Tausenden von Seen.

 

Kein gutes Verhältnis: Sowjetzeit und Ökologie

 

Doch die Sowjetzeit von 1944 bis 1990 hat tiefe Wunden in der Natur und dem ökologischen Verhalten hinterlassen: Der Müll wird auf dem Land oft zum Heizen der Häuser genutzt, in den Städten dominieren dagegen alte Plattenbauten, die über Fernwärme versorgt werden – aber zum Regulieren der Zimmertemperatur müssen die Fenster geöffnet werden. Und das Auto ist Transportmittel Nummer eins.

Welche negativen Einflüsse die Sowjetzeit auf die Ökologie hatte, weiß Sigita Jurkutė nur aus Erzählungen ihrer Eltern: „Damals wurden die kleinen Dörfer zerstört, damit die Städte wuchsen.“

„Gott hat uns nun mal den freien Willen gegeben“, sagt die junge Litauerin. „Aber wenn wir das, was er uns gegeben hat, auch wirklich lieben, sollten wir es nicht zerstören.“ Sie meint die Natur und die Umwelt, also Gottes Schöpfung – „Kūryba“ auf Litauisch. „Kūryba“ wird Pater Egidijus an diesem Wochenende noch oft vor den Jugendlichen in den Mund nehmen. Es gehe ihm darum, wie die Schöpfung bewahrt werden kann, sagt der Geistliche.

So können Sie spenden
Spenden an Renovabis sind möglich auf das Konto mit der IBAN DE24 7509 0300 0002 2117 77 oder im Internet: www.renovabis.de.

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