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Luis Bauers (19) Videos begeistern Millionen. Mit Kirche+Leben spricht er über seinen Beruf und das Leben nach dem Tod.
Was machst du als Bestatter und wie sieht dein Arbeitstag aus?
Momentan bin ich im Außendienst. Das heißt: Ich kümmere mich den ganzen Tag darum, dass die Verstorbenen zu uns kommen. Ich hole die Verstorbenen ab, wasche sie, mache sie wieder schick und bette sie dann in ihren Sarg. Mein Arbeitstag beginnt immer recht früh. Ich trinke zwei Tassen Kaffee und dann fange ich an. Ich versorge zum Beispiel zwei Verstorbene und hole einen Leichnam von zuhause ab. Am Nachmittag muss ich vielleicht jemanden aus dem Krankenhaus abholen und einen Toten einbalsamieren. Und dann ist auch schon wieder Feierabend!
Warum hast du dich als junger Mensch für so einen Beruf entschieden?
Meinem Vater gehört das Bestattungsunternehmen, in dem ich arbeite. Ich war also seit meiner frühen Kindheit mit dem Tod und den Toten konfrontiert. Wahrscheinlich habe ich deshalb Interesse an diesem Beruf entwickelt. Zuerst wollte ich mir ein bisschen Geld dazu verdienen. Später habe ich durch einen Minijob im Unternehmen noch mehr Spaß an der Sache gefunden. In diesem Beruf kannst du Menschen helfen, aber auch technisch einiges machen und nicht zuletzt ist unser Team toll. Da habe ich mir gedacht: Let‘s go!
Dir folgen 1,3 Millionen Menschen auf TikTok. Warum sprichst du in den sozialen Medien über deinen Beruf?
Zuerst war das nur so eine Idee. Videos gehörten schon immer zu meinen Hobbys. Irgendwann habe ich mit einem Clip angefangen und das große Interesse hat mich überwältigt. Seitdem drehe ich weiter: Ich will möglichst viele Menschen aufklären und meinen Beruf etwas bekannter machen. Mich freut besonders, dass diese Videos tatsächlich Leuten helfen. Viele schreiben mir, dass sie lange Zeit große Angst vor dem Tod hatten und durch meine Videos inzwischen besser mit diesem Einschnitt umgehen können.
Glaubst du als Bestatter an ein Leben nach dem Tod?
Themenwoche „Wenn der Tod nahe kommt“
Keiner spricht gern über ihn, aber vieles um Sterben und Tod herum interessiert dann doch. Darum schaut Kirche+Leben in dieser Woche hinter die Tore eines Krematoriums, fragt nach dem Medienerfolg eines jungen Bestatters, besucht einen Hof, auf dem der Opa seine letzte Ruhe finden durfte, und stellt die Trauerinsel in Greven vor.
Das ist eine gute Frage! (lacht) Als Bestatter konzentriere ich mich eher auf die irdische Seite. Ich habe also keine bestimmte Vorstellung, wie es nach dem Tod weitergeht. Allerdings kann ich nicht glauben, dass da nichts ist. Ich denke mir: Okay…wir schauen mal, was passiert! Aber wenn Angehörige zu mir sagen, dass ihr Vater jetzt im Himmel ist, stelle ich mich auf mein Gegenüber ein. Man merkt dann, dass diese Vorstellung vielen Leuten in ihrer Situation hilft. Und das ist für mich völlig in Ordnung. Allerdings sind wir als Bestatter nicht immer andächtig. Wir öffnen zum Beispiel kein Fenster, damit die Seele rausfliegen kann oder Ähnliches. Wir gehen gut mit den Verstorbenen um, hören während unserer Arbeit aber auch Musik oder erzählen uns Geschichten vom Wochenende.
Wie möchtest du selbst bestattet werden?
Ich weiß nur, dass ich mir eine Erdbestattung wünsche. Eine Feuerbestattung ist mir zu abstrakt. Im Grunde ist mir das jedoch egal. Es geht da nicht mehr um mich, sondern um die Menschen, die nach meinem Tod zu meiner Beerdigung kommen müssen. Die sollen entscheiden, ob sie lieber einen schwarzen oder einen bemalten Sarg wollen, wenn ihnen das bei ihrer Trauer hilft. Möglicherweise ändert sich diese Meinung im Laufe meines Lebens aber noch.
Welche Trends fallen dir auf dem Bestattungsmarkt auf?
Die Feuerbestattung ist bei unseren Kunden deutlich beliebter als die Erdbestattung. Du kannst nach einer Feuerbestattung nämlich mehr Abzweigungen nehmen und viele unterschiedliche Dinge mit der Asche machen. Darüber hinaus verändert sich immer wieder etwas beim Bestattungszubehör. Nachhaltigkeit ist momentan ja ein großes Thema. Wir haben zum Beispiel einen Sarg, der nur aus Pilzen besteht. Der wurde gestern geliefert und kann schon in unserer Ausstellung besichtigt werden. Wir wollen testen, wie der ankommt. Aber in der Branche mahlen die Mühlen sehr langsam. Bis sich Grundlegendes ändert, vergeht ein bisschen Zeit.
Luis Bauer (19) arbeitet seit Februar 2020 beim familieneigenen Bestattungsunternehmen „Bestattungen Burger“ in Fürth. Er sieht es als seine Mission an, die Gesellschaft über den Tod und den Beruf des Bestatters aufzuklären. Auf TikTok folgen seinem Kanal @bestattungenburger 1,3 Millionen Menschen.